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GRAND CITY PROPERTIES IM FOKUS: Mietendeckel-Aus kann für neuen Schwung sorgen

LUXEMBURG (dpa-AFX) - Politischer Furor mitsamt Rufen nach Vergesellschaftung und jetzt sogar wohl ein Mega-Deal im Sektor: Die einst eher altbacken daherkommende Immobilienbranche ist aktuell ein heißes Pflaster für Anleger. Kaum hat das Bundesverfassungsgericht den Berliner Mietendeckel gekippt, wächst die Zahl der Befürworter eines Volksbegehrens zur Enteignung von Immobiliengesellschaften mit mehr als 3000 Wohnungen in der deutschen Hauptstadt. Und nun greift der größte deutsche Immobilienkonzern Vonovia sogar erneut nach dem Branchenzweiten Deutsche Wohnen.

In diesem Umfeld schlägt sich der Wohnimmobilienkonzern Grand City Properties <LU0775917882> mit Sitz in Luxemburg bislang Experten zufolge recht wacker, auch wenn der Aktienkurs in den letzten Jahren kaum vom Fleck kam. Was bei dem Unternehmen los ist, was Analysten sagen und was die Aktien machen.

DAS IST LOS BEI GRAND CITY PROPERTIES:

Grand City Properties vermietet, verwaltet und renoviert Wohnungen in Deutschland und in London; in der britischen Hautstadt hat das Unternehmen bereits faktisch sein Ziel erreicht, rund ein Viertel des Portfolios aufzubauen. Hierzulande ist das Unternehmen insbesondere in dicht besiedelten Gebieten aktiv, so etwa in Berlin, Nordrhein-Westfalen, in der Region Halle-Leipzig-Dresden sowie im Rhein-Main-Gebiet. Der Konzern ist ebenso im Index der mittelgroßen Unternehmen MDax <DE0008467416> vertreten wie dessen Großaktionär, der Gewerbeimmobilien-Spezialist Aroundtown <LU1673108939>.

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Aktuell profitiert Grand City Properties von einer starken Nachfrage nach Wohnungen. Gleichwohl gingen die Mieterlöse im ersten Quartal 2021 wegen Immobilienverkäufen etwas zurück. Dies drückte auch auf die Ergebnisse.

Die durchschnittliche Vertragsmiete je Quadratmeter stieg von 6,95 Euro im Vorjahr auf 7,80 Euro Ende März, allerdings gingen die Mieten in Berlin angesichts des zuvor bestehenden Mietendeckels leicht zurück. Jüngst hatte das Bundesverfassungsgericht das seit mehr als einem Jahr geltende Berliner Mietendeckel-Gesetz in einem Beschluss für nichtig erklärt. Unter anderem hatten Vermieter in dieser Zeit ihre Mieten zum Teil deutlich senken müssen. Nun können sie diese wieder auf das ursprüngliche Niveau erhöhen.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Marktexperten bewerten die Aussichten für die Aktien von Grand City Properties derzeit positiv. Die Mehrheit der im dpa-AFX Analyser vertretenen Analysehäuser rät zu einem Kauf der Papiere. Die Immobiliengruppe habe die Kreditkosten gesenkt und setze mit Beteiligungsverkäufen die Anlagestrategie fort, lobte etwa der Fachmann Thomas Neuhold vom Investmenthaus Kepler Cheuvreux.

Analyst Kai Klose von der Privatbank Berenberg ergänzte, wie andere Immobilienunternehmen auch habe Grand City Properties sein Finanzprofil durch Umschuldungen mit längeren Laufzeiten verbessert. Der Fachmann Charles Boissier von der Schweizer Großbank UBS resümierte, der Konzern sei operativ insgesamt auf einem guten Weg.

Ein Haar in der Suppe findet Analyst Thomas Rothäusler von der Investmentbank Jefferies. Er verwies jüngst darauf, dass der Wohnimmobilienkonzern am Jahresausblick nichts geändert habe, ungeachtet des jüngst aufgestockten Aktienrückkaufprogramms und des gekippten Berliner Mietendeckels. Unter den Immobilien-Papieren mit höherer Rendite bevorzugt der Fachmann die Anteilsscheine von LEG Immobilien <DE000LEG1110>.

Dabei könnte gerade die Entscheidung des höchsten deutschen Gerichts in puncto Mietendeckelung die Anteilsscheine von Grand City Properties stützen. Zwar werde die Regulierungsdebatte die deutschen Wohnimmobilienkonzerne auch weiterhin begleiten, vor allem im Wahljahr 2021, schrieb Analyst Thomas Martin von der britischen Investmentbank HSBC. Grand City jedoch profitiere neben Deutsche Wohnen und Adler Group <LU1250154413> am meisten von der Gerichtsentscheidung, weshalb er den "Berlin-Abschlag" in seinen Bewertungen für diese Aktien entfernt habe. In puncto Corona-Pandemie zeige sich der Sektor derweil nach wie vor krisenfest.

DAS MACHEN DIE AKTIEN:

Wer sich den Kursverlauf der Aktien von Grand City Properties im Monatschart anschaut, kann die Einschätzung von HSBC-Experte Martin schnell teilen. Der allgemeine Börsen-Absturz in Folge der Eskalation der Virus-Krise am Aktienmarkt Ende Februar 2020 ließ die Aktien zwar bis Mitte März vergangenen Jahres auf knapp 14 Euro und damit auf den tiefsten Stand seit 2015 absacken, doch der Spuk war letztlich schnell vorbei.

Der Kursrutsch von Anfang letzten Jahres kann man aus Sicht der Charttechnik wohl mit Fug und Recht als klassischen Fehlausbruch bezeichnen, da der Kurs sehr schnell wieder in seinen ursprünglichen Bereich zwischen rund 18 und dem 2018 bei gut 24 Euro erreichten Rekordhoch zurückkehrte. Es ist diese Seitwärtsspanne, in der die Anteilsscheine seit Anfang 2018 gefangen zu sein scheinen. Bei den Aktien der Wettbewerber Vonovia <DE000A1ML7J1>, Deutsche Wohnen <DE000A0HN5C6>, LEG oder auch TAG Immobilien <DE0008303504> aber zeigt der Trend der vergangenen gut drei Jahre eher nach oben.

Mitte März diesen Jahres immerhin haben die Papiere von Grand City Properties einen weiteren Anlauf genommen, um die obere Linie des Korridors zu durchbrechen. Aktuell notiert der Kurs zudem über den 21- und 50-Tage-Durchschnittslinien, welche die kurz- und mittelfristigen Trends beschreiben. Seit gut zwei Monaten bewegen sich die Anteilsscheine zudem komfortabel über der 200-Tage-Linie, die als Maßstab für die langfristige Entwicklung gilt.

Und wer als Aktionär seit dem Börsengang von 2012 dabei ist, kann mit Milde auf den Kursverlauf der letzten Jahren blicken. In der Anfangszeit notierten die Aktien bei gut 4 Euro, aber schon im September 2013 wurde erstmals die Marke von 6 Euro geknackt. Von da an ging es sehr steil bergauf, bis auf fast 22 Euro Ende 2015. Im darauf folgenden Jahr erlebten Anleger eine Schwächephase, die Mitte 2018 schon wieder überwunden war.

Mit einer Marktkapitalisierung von aktuell 3,9 Milliarden Euro zählt Grand City Properties zu den Leichtgewichten im MDax. Die im Dax notierten Konkurrenten Vonovia und Deutsche Wohnen bringen es auf gut 28 Milliarden Euro beziehungsweise knapp 19 Milliarden Euro.