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Die Grünen füllen derzeit eine Leerstelle im bürgerlichen Lager

Robert Habeck und Annalena Baerbock nach der Wiederwahl zum Parteivorsitz im November 2019 (Bild: Alexander Koerner/Getty Images)
Robert Habeck und Annalena Baerbock nach der Wiederwahl zum Parteivorsitz im November 2019 (Bild: Alexander Koerner/Getty Images)

Stabilitätsanker der Parteienlandschaft statt Chaostruppe: Die Partei zeichnet sich im politischen Sturm durch Kompetenz und Regierungsreife aus.

Die Gründungsmitglieder der Grünen konnten sich einiges vorstellen: die Sofortstilllegung aller Atomkraftwerke, die einseitige Abrüstung der Bundesrepublik, die Auflösung der Nato. Eine Vorstellung aber überstieg selbst ihre Fantasie. Dass sich ihre Anti-Parteien-Partei einmal zum Stabilitätsanker des bundesdeutschen Parteiensystems wandeln würde.

Doch genau so ist es gekommen. Deutschland im Februar 2020: Union und SPD zerlegen sich selbst. Die Liberalen kämpfen um ihre Relevanz. Rechts radikalisiert sich die AfD, links dilettiert die Linkspartei. Ganz anders die Grünen. Die Partei mit Annalena Baerbock und Robert Habeck an der Spitze gibt sich gereift, unaufgeregt und bemüht sich, Verlässlichkeit, Kompetenz und Regierungsreife auszustrahlen. „Die Grünen füllen eine Leerstelle im bürgerlichen Lager“, sagt Michael Lühmann vom Göttinger Institut für Demokratieforschung. „Sie stehen als einzige Partei klar für Maß und Mitte und grenzen sich klar von den Rechten ab.“

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Die Transformation wird auch im Ausland registriert. „Könnte eine der Folgewirkungen der CDU-Krise das Signal sein, dass die Entstehung einer von den Grünen mitgetragenen oder geführten Koalition in Deutschland früher als erwartet eintritt und damit das Ende der politischen Lähmung, die 2013 einsetzte?“, fragt der französische Politologe François Heisbourg auf Twitter.

Stabil oberhalb von 20 Prozent verorten Umfragen die Grünen inzwischen – mit Potenzial nach oben. „Je stärker die CDU rechten Verlockungen erliegt, desto mehr werden die Grünen profitieren“, ist Lühmann überzeugt. Vor allem sie verteidigten die liberale Bundesrepublik.

Eine Regierungsmehrheit ohne die Grünen ist keine besonders realistische Option mehr, ein grüner Kanzler schon eher. „Uns wird eine Führungsrolle in Deutschland zugetraut“, sagt der grüne Wirtschaftspolitiker Dieter Janecek, „Union und SPD immer weniger.“ Die Führungsrolle werde gerade zwischen Union und Grünen ausverhandelt, so sieht es auch Lühmann. Wenn die CDU nun monatelang ihre Führungsfrage offenlasse, nutze es den Grünen weiter.

Die Frage ist allerdings, ob die Erwartungen an die Partei zu groß geworden sind. Bei aller Gelassenheit, die die Partei derzeit ausstrahlt: Die Grünen haben den Dauerkonflikt um einen eher pragmatischen oder radikalen Kurs nicht überwunden, allerdings in ein temporäres Gleichgewicht gebracht.

„Wir wissen, dass Wahlen erst kurz vor Schluss entschieden werden“, räumt Janecek ein. Unklar ist bislang die Richtung, die die Grünen in den nächsten Monaten einschlagen: Tendieren sie eher zu einer Koalition mit der Union oder nach links? Die Grünen seien zum ersten Mal in ihrer 40-jährigen Geschichte in der Situation, in der sie nicht nur ihre Eigenständigkeit betonen, sondern auch leben, sagen Parteienforscher. Die Zeiten, in denen sie sich zum Anhängsel gemacht haben, scheinen vorbei zu sein.