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Grünen-Vorsitzende Lang: Mehr Atomkraft würde Strompreis kaum senken

BERLIN (dpa-AFX) - Die Grünen beharren auch nach Kritik aus der FDP darauf, zwei der noch verbliebenen drei Atomkraftwerke lediglich als Reserve bereit zu halten. "Dass viele Menschen in Deutschland mit großer Sorge auf die nächste Stromabrechnung blicken, ist mehr als nur verständlich", sagte die Co-Vorsitzende Ricarda Lang am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Da nach den Regeln des europäischen Strommarktes stets die teuerste Energiequelle - aktuell ist das Gas - den Preis bestimmt, hätte mehr Atomkraft im deutschen Netz aber nur "einen marginalen Effekt auf den Strompreis".

FDP-Vertreter plädieren für einen Weiterbetrieb der letzten deutschen Atomkraftwerke, um die Strompreise zu drücken. Es wäre richtig, die drei noch am Netz befindlichen Kernkraftwerke weiterlaufen zu lassen, "damit mehr Menge in den Markt kommt, mehr Menge bedeutet sinkende Preise", sagte FDP-Fraktionschef Christian Dürr im ZDF-"Morgenmagazin".

Die Co-Vorsitzende der Grünen hielt dagegen. Lang sagte, die Ampel-Koalition habe im jüngst beschlossenen dritten Entlastungspaket einen viel effektiveren Weg eingeschlagen: "Wir schöpfen die Übergewinne auf dem Strommarkt ab und nutzen die Einnahmen, um den Strompreis zu senken."

Im Fall von Stromengpässen will Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) zwei der drei verbliebenen deutschen Atomkraftwerke notfalls noch bis Mitte April nutzen können: Isar 2 in Bayern und Neckarwestheim in Baden-Württemberg. Nach dem unter der früheren Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) beschlossenen Atomausstieg sollten eigentlich alle deutschen Atomkraftwerke zum Jahresende endgültig vom Netz gehen. Wegen der von Russland ausgelösten Energiekrise will der Grünen-Politiker nun zwei von ihnen als "Einsatzreserve" für den kommenden Winter behalten.

Dass dieser Einsatz notwendig sein wird, um eine regionale und stundenweise Lastunterdeckung zu vermeiden, hält Lang für sehr unwahrscheinlich. Der Stresstest habe gezeigt, dass die Versorgungssicherheit im Netz hoch sei. Die "Einsatzreserve" sei nur für den Fall einer Häufung von Extremszenarien gedacht.