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Gründerfamilie gibt Führung bei Dornbracht ab – Knauf-Family-Office soll Mehrheit übernehmen

Bei der Iserlohner Design-Ikone will ein anderer deutscher Clan einsteigen: der Dortmunder Zweig der Baustoff-Größe Knauf. Die Dornbrachts ziehen sich operativ zurück.

Man kann wirklich nicht sagen, sie hätten keine Ideen gehabt: Ob traditionelle chinesische Medizin oder Gesundheitslehre nach Kneipp, experimentiert wurde mit vielem. Und ob Water Units, Horizontal Shower, Duschszenarien via App oder Sprachsteuerung über Alexa – mit normalen Wasserhähnen für Küche oder Bad hielten sich die Gebrüder Dornbracht schon lange nicht mehr auf.

Noch im vergangenen Jahr zeigte Andreas Dornbracht am Rande der Mailänder Möbelmesse Salone del Mobile mit eigenem Lab und Virtual-Reality-Brillen, wie man Wasser auf der Haut spürt, ohne es überhaupt zu verbrauchen.

Aber Mut wird nicht immer belohnt. Jetzt verabschiedet sich die dritte Generation der Familie aus dem Iserlohner Familienunternehmen. Mehrheit und Verantwortung der zur Dornbracht AG & Co. KG umfirmierten Firma geht zumindest nicht in die Hände renditehungriger Private-Equity-Manager, sondern an einen anderen deutschen Clan: den Dortmunder Zweig der Baustoff-Größe Knauf.

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Andreas Dornbracht, 61, verkauft seinen 50-Prozent-Anteil und zieht sich ganz aus der Firma zurück: „Mit meiner Beteiligungsgesellschaft werde ich auch wie bisher unternehmerisch tätig sein, mit Fokus auf die Bereiche Design und Innenarchitektur“, sagt er. Zugleich freue er sich darauf, „mit meinen Erfahrungen und meinem Wissen junge wie auch etablierte Unternehmen als Beirat, Aufsichtsrat oder Mentor zu unterstützen“.

Matthias Dornbracht, 59, wechselt an die Spitze des Aufsichtsrats der eigenen Firma, während sein Bruder zugibt: „Mit der Umsatz- und Profitabilitätsentwicklung in den letzten Jahren waren wir nicht zufrieden. Wir haben leider nicht in dem Maß an der Marktdynamik teilgenommen, wie wir uns das erwünscht hatten.“

US-Markt, Produktfälschungen, Coronakrise belasten

Vor allem der wichtige US-Markt sei „zuletzt sehr herausfordernd“ gewesen. „Die Coronakrise spielt in dieser Hinsicht natürlich eine besondere Rolle.“ Die Branche galt indes schon vor dem Virus als wettbewerbsintensiv, die Konkurrenz ist groß. Auch asiatische Produktfälschungen machten den Iserlohnern immer wieder zu schaffen – etwa von ihren Armaturen-Klassikern MEM oder Tara. Und das waren nicht die einzigen Probleme.

Schon 2009 zerstörte das Feuer in einer benachbarten Chemiefabrik die Dornbracht-Galvanik, das Herz der Firma. Monatelang konnte gar nichts mehr produziert werden. Der Umsatz brach ein. Ein harter Schlag für das Unternehmen, das Großvater Aloys Dornbracht im Jahr 1950 mit Sohn Helmut gegründet hatte.

Ein Wasserhahn mit praktisch ausziehbarem Schlauch brachte früh Umsatz und Aufmerksamkeit. Ab Ende der 1960-Jahre konzentrierte man sich auf Designentwürfe und die Luxusnische, die erst mal erobert sein wollte. Schon kurz vor der Wende gab es eine erste Entlassungswelle.

Die zuletzt regierenden Brüder Dornbracht hatten die Führung der Firma schon einmal abgegeben, waren dann aber 2017 nach vier Jahren wieder zurückgekehrt. Der Spirit der Familienfirma sei vorher ein Stück weit verloren gegangen, bilanzierten sie damals. Im gleichen Jahr wurde das Unternehmen vom Europäischen Gerichtshof zu einer schmerzlichen Millionenstrafe verurteilt – als Mitglied eines „Badezimmerkartells“.

Das alles hinterließ Spuren. Und so musste man schon im vergangenen Jahr Kurzarbeit beantragen. Corona beschleunigte die Probleme nur.

Der neue starke Mann in Iserlohn ist CEO Stefan Gesing, der nun erst mal „die Leistungsfähigkeit der Organisation analysieren“ will. Digitalisierung, Agilität und Service-Qualität seien „die großen Stellschrauben, um die Kunden über den gesamten Lebenszyklus vollumfänglich zufriedenzustellen“. Auf diese Weise solle „Dornbracht im Luxussegment noch mehr Kunden weltweit begeistern und so noch stärker am Marktwachstum teilhaben“.

Ähnlich verschwiegen wie Familie Albrecht

Die derzeit noch dominierende Kurzarbeit will Gesing „Schritt für Schritt beenden“, auch wenn Prognosen fürs nächste Jahr in Corona-Zeiten „kaum seriös zu treffen“ seien. Aber Gesing kennt sich aus. Er war zuvor als Finanzvorstand beim Konkurrenten Grohe aktiv sowie bei Thyssen-Krupp Industrial Solutions. Gesing habe „einschlägige Erfahrungen in der erfolgreichen Transformation von Unternehmen“, lobt Andreas Dornbracht. „Er ist ein besonnener Manager und identifiziert sich mit der DNA des Familienunternehmens.“

Details über den Deal will der neue Haupteigentümer nicht weiter ausbreiten. Die Familie Knauf gilt als ähnlich verschwiegen wie die Albrechts von Aldi. Winfried Tillmann, dem Chef des Knauf’schen Family-Offices, ist es dennoch wichtig, darauf hinzuweisen, „dass die Beteiligung an der Dornbracht AG & Co. KG ausdrücklich nicht über die Gebr. Knauf KG erfolgt und die Gesellschaft damit nicht in einen Baukonzern eingegliedert wird“.

Die Knaufs aus Dortmund seien lediglich eine der Gesellschafterfamilien des Milliarden-Konzerns, der sich aus einer 1932 als Gipsgrube gegründeten Firma entwickelte. Mittlerweile ist man weltweit mit Hunderten von Werken aktiv.

Das Dortmunder Family-Office der Knaufs war es auch, das 2018 schon einmal eine große deutsche Marke übernahm: den Hausgerätehersteller Severin im benachbarten Sauerland-Städtchen Sundern. Über die Jahre hatte man sich auch dort verzettelt und galt Brancheninsidern irgendwann als Sanierungsfall. Vieles dort erinnert denn auch an Dornbracht.

„Mit der Familie Knauf wird ein finanzstarker und bodenständiger Investor in das Unternehmen eintreten. Ein Partner, der global denkt und agiert, aus der Region stammt, die Kultur eines Familienunternehmens kennt und dessen unternehmerische Eigenständigkeit wahrt“, so Matthias Dornbracht, der zumindest nicht der einzige Spross der Familie im Unternehmen bleiben soll. Sein Sohn Konstantin wird ebenso an Bord bleiben wie Neffe Alexander. Das war’s dann aber auch.

Ebenso wie seine Vorgänger in Iserlohn denkt Gesing wahrlich unternehmerisch: Der 42-Jährige übernimmt - wie der ebenfalls neue, künftig für Vertrieb und Marketing zuständige Vorstand Jochen Wilms – selbst Firmenanteile an Dornbracht.