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Dieser Gründer will das Chaos in der Firmenkommunikation beenden

Christian Eggert führt E-Mail, WhatsApp und Slack zusammen und will so die Verwaltung von Firmen entlasten. Doch er hat starke Konkurrenz aus den USA.

Berlin-Kreuzberg, ein Hinterhofgebäude mit unverputztem Treppenhaus und loftähnlichen Büros: Von hier aus startete Christian Eggert 2018 sein drittes Unternehmen. Damals gründete der ehemalige Rocket-Manager mit James Lafa und Janis Zech das Software-Start-up Back Technologies.

Das Geschäftsmodell

Nun ist die Software „Back“ marktreif. Mit ihr will Eggert die verschiedenen Chat-Systeme und Kommunikationskanäle, also etwa Slack, Microsoft Teams, E-Mail, WhatsApp und andere in einer einzigen Weblösung zusammenführen. „Wir bieten für alle administrativen Anwendungen eines Unternehmens eine integrierte Kommunikationslösung“, erklärt Eggert.

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Anders ausgedrückt: Egal, ob ein beliebiger Mitarbeiter beispielsweise eine E-Mail oder eine Slack-Nachricht an die Personalabteilung mit einer Frage zu seiner Gehaltsabrechnung oder dem Arbeitszeitkonto schickt, alle Nachrichten landen in einer Art elektronischem Trichter, von wo aus die eingehenden Meldungen zielsicher an die korrekten Empfänger weitergeleitet werden. Ergänzt wird die Software von einem lernenden System, das in der Lage ist, einfache und wiederkehrende Fragen auch selbst zu beantworten – ähnlich wie ein Wiki oder Chatbot.

Klingt komplex, war es auch – zumindest, was das Programmieren von „Back“ angeht. Fast zwei Jahre haben zehn bis zwölf Softwareentwickler daran gearbeitet. Jetzt geht es mit Blick auf die speziellen Erfordernisse der einzelnen Kunden darum, die Schnittstellen zu genutzten Kanälen wie beispielsweise Teams oder Slack passgenau zu integrieren.

Der Markt

„Wir müssen jetzt den Markt evangelisieren und unseren potenziellen Kunden klarmachen, warum unsere Produkte die Abläufe und Effizienzen in Unternehmen signifikant positiv beeinflussen werden“, erklärt der 33-jährige Seriengründer. Das klingt sehr visionär und auch ein bisschen nach Unternehmerlyrik. Wer sich indes tiefer mit der Materie und dem Geschäftsmodell beschäftigt, dem wird schnell die mögliche Größe des Markts klar.

„Studien in größeren Unternehmen zeigen, dass die Belegschaften in Personalabteilungen wöchentlich im Schnitt 14 Stunden damit verbringen, bloße Anfragen von Mitarbeitern zu beantworten, weil sie sich jede Nachricht und jede Information mühsam zusammensuchen müssen“, heißt es etwa in einer umfassenden Analyse von Harris Poll. Ähnliche Erfahrungswerte gibt es auch aus Abteilungen wie Vertrieb, Finanzwesen oder IT-Support.

Entsprechend attraktiv erscheint das Marktpotenzial, da praktisch jedes Unternehmen als Kunde infrage kommt. Gloria Bäuerlein, die schon im Investmentbanking bei Morgan Stanley in New York gearbeitet hat, als Investorin bei Index Ventures in London, als Strategiechefin beim Telemedizinanbieter Kry in Stockholm und nun bei Back als Chief Operating Officer wirkt, sagt: „Wir sprechen bei unserer Software am Ende sogar von einem ganz neuen Betriebssystem, das wie eine Art Klebstoff alle digitalen Anwendungen eines Unternehmens zusammenhält.“

Verkauft werden soll die Software als Lizenzmodell. Der Preis für die Anwendung (Account) eines administrativen Mitarbeiters beträgt je nach Unternehmensgröße zwischen 30 und 100 Euro je Monat. Die Installation beim Kunden dauert nach Eggerts Angaben weniger als eine Stunde. Erste größere Kunden, die mit Back arbeiten, gibt es bereits. Dazu zählen der Statistikdatenbankanbieter Statista und der Hersteller von Software für das Personalwesen, Personio.

Der Unternehmer

Nach dem VWL-Studium in Witten/Herdecke arbeitete Eggert zunächst bei den Rocket-Internet-Beteiligungen Zalando und Westwing, ehe er sein erstes eigenes Unternehmen gründete: Minodes, einen Anbieter von digitalen Analyseinstrumenten für den Einzelhandel. Die Firma verkaufte er später an den spanischen Telekommunikationskonzern Telefónica.

Anschließend gründete Eggert den Lebensmittellieferdienst Bonativo, finanziert von renommierten Geldgebern wie Rocket Internet und Holtzbrinck Ventures, „mit dem wir 2014 vielleicht unserer Zeit etwas zu weit voraus waren“, wie sich Eggert erinnert. Das Unternehmen konnte die Erwartungen nie ganz erfüllen und wurde 2016 vom französischen Konkurrenten Foodassembly übernommen. Back Technologies ist nun Eggerts drittes selbst gegründetes Unternehmen.

Jeannette zu Fürstenberg, Gründungspartnerin des Venture-Capital-Fonds La Famiglia, lobt: „Als wir uns das erste Mal mit Christian (Eggert) und James (Lafa) ausgetauscht haben, wurde uns schnell klar, dass sie ein Auge fürs Produkt haben. Die Nutzererfahrung mit Back ist so einfach, wie sie mächtig ist.“ Christian Miele, Partner bei der international tätigen Venture-Capital-Gesellschaft Eventures und Vorsitzender des deutschen Startup-Verbands, sagt: „Es ist spannend zu sehen, wie hierzulande Gründerinnen und Gründer jetzt auch B2B-Softwareunternehmen gründen. Damit wird ein wichtiger Beitrag zur Digitalisierung geleistet.“

Die Investoren

Dies sehen renommierte Investoren wie Point Nine Capital, Seedcamp, Google Gradient Ventures und La Famiglia offenbar ähnlich und haben mit der zweiten Finanzierungsrunde drei Millionen Euro frisches Kapital in die Kasse von Back gespült. Judith Dada-Muttersbach, die für den Venture-Capital-Fonds La Famiglia das Investment bei Back eng begleitet, sagt: „Back gehört für uns zu den Vorreitern der Unternehmen, die definieren, was moderne und gute Zusammenarbeit bedeutet: einfache Nutzung, volle Transparenz und smarte Automatisierung.“

Geld kommt unter anderem auch von Business Angels wie dem ehemaligen Microsoft-Manager Charles Songhurst und Eventbrite-Mitgründer Renaud Visage. Das Gründerteam hält nach der zweiten Finanzierungsrunde weiter die Mehrheit der Anteile, wie überhaupt alle etwa 20 festen Mitarbeiter am Unternehmen beteiligt sind.

Die Konkurrenz

Größter und bekanntester Konkurrent dürfte Service Now sein, jener börsennotierte US-Konzern mit einem Jahresumsatz von mehr als drei Milliarden Dollar, der inzwischen vom ehemaligen SAP-Chef Bill McDermott geleitet wird. „Service Now kommt aus dem sogenannten Enterprise Service Management und zielt vor allem auf sehr große Kunden. Die Installation des Programms ist ähnlich komplex, wie SAP ans Laufen zu bringen, und kann bis zu einem Jahr dauern“, berichtet Eggert.

„Wir bieten eine deutlich weniger komplexe und dazu intuitivere Lösung für die Anwender“, verspricht Eggert und glaubt nicht, dass die großen Softwarekonzerne wie etwa Microsoft oder auch SAP mit einer eigenen Entwicklung Back Konkurrenz machen werden.

„Das Thema des Enterprise Service Managements hat sich in den letzten Jahren als eigenständiges Feld etabliert, und die KI-Systeme müssen bestens auf die Anwendungsfälle in HR, IT und anderen Teams entwickelt sein“, erklärt Eggert. Wichtige Marktteilnehmer wie Slack und Microsoft hätten deshalb zuletzt eher Partnerschaften gesucht, statt in dieses Geschäftsfeld selbst einzusteigen.

Mehr: Chatten mit den Kollegen – So nutzen Sie Slack und Co. richtig.