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Dieser Gründer verkauft mobile Schlachtwagen – und macht Hunderttausende Euro Umsatz

Matthias Mayr war es satt, seine Tiere stundenlang durch die Gegend zu fahren und gründete deshalb die Gesellschaft für mobile Schlachtung.
Matthias Mayr war es satt, seine Tiere stundenlang durch die Gegend zu fahren und gründete deshalb die Gesellschaft für mobile Schlachtung.

„Papa, warum bist du traurig?“, sei Matthias Mayr zigmal von seinen drei Kindern gefragt worden. Seine Antworten müssen immer gleich geklungen haben: Der Gründer und Landwirt sei niedergeschlagen gewesen, wenn er seine Tiere, um die er sich eineinhalb Jahre gekümmert habe, in einen großen Transporter verlegen und sie zum Schlachter fahren musste. „Jedes Mal habe ich das Gefühl gehabt, etwas falsch gemacht zu haben“, erzählt Mayr im Gespräch mit Gründerszene.

Die nächste Schlachtstätte sei eine Stunde von seinem Oberländerhof in der Nähe von Innsbruck entfernt gewesen. „Das ist für mich zu weit“, so Mayr, der durch den Transportweg das Wohl der Tiere bedroht sehe. „Aus meiner Sicht ist es nicht notwendig, ein lebendes Tier überhaupt zu transportieren.“ Der Bau eines stationären Schlachthauses sei jedoch für einen Hof seiner Größe zu teuer. Es musste eine günstigere und somit mobile Lösung her.

Und so gründete der Landwirt in Zusammenarbeit mit der Elektrofirma Stückler 2020 die Gesellschaft für mobile Schlachtung, die Schachtanlagen auf vier Rädern baut und verkauft. 60 Prozent der Firma gehören Mayr, die restlichen 40 Prozent besitzt Stückler, die für den Bau der Anlagen zuständig ist.

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Die weiß gefärbten Schlachtanlagen sind je nach Modell zwischen vier und acht Metern lang und lassen sich mit einem Autoanhänger ziehen. Im Inneren befindet sich alles, was es für die Zerlegung eines Tieres braucht: über Hygienepakete wie Seife und Desinfektionsmittel hin zu elektrischen Betäubungsgeräten. Darüber hinaus können Kunden wählen, ob ihr Wagen mit oder ohne eine integrierte Kühlzelle ausgestattet sein soll.

Ohne Technik geht es nicht

In die Schlachtmobile werde zudem einiges an Technik eingebaut, erklärt Mayr. Darunter etwa Sensoren, welche die Temperatur permanent aufzeichnen und entsprechend anpassen, sodass die Kerntemperatur der Schlachtkörper schnellstmöglich heruntergekühlt werden könne. Für die Dokumentation, wie die Aufzählung der Tiere, sei ein USB-Stick in den elektrischen Betäubungsgeräten integriert. Damit lasse sich unter anderem zurückverfolgen, wo die Tiere geschlachtet worden sind. Das sei von Relevanz, sobald die Produktion, also die Zerlegung und die Vermarktung, an getrennten Orten stattfinde.

Die Schlachtanlagen des Gründers eignen sich derzeit nur für die Geflügelschlachtung. Kunden zahlen für einen solchen Wagen zwischen 50.000 und 70.000 Euro. Für den einzelnen Landwirt lohne sich die Anschaffung erst ab einem Tierbestand von 3000 bis 4000 Tieren, so Mayr, der selbst zwischen 2000 und 3000 Masthähnchen besitzt. Damit sich der Kauf also bezahlt mache, könnten Landwirte ihre mobilen Schachtanlagen auch an andere Bauern weitervermieten, um zusätzliche Einnahmen zu generieren, so der Gründer und Landwirt. Seit dem Verkaufsstart im Oktober 2020 habe Mayr 13 Schlachtmobile verkauft, was etwa einem Umsatz zwischen 650.000 und einer knappen Million Euro entspricht.

Die meisten Käufer stammen aus Deutschland

Die meisten mobilen Schlachtanlagen habe er dabei nach Deutschland verkauft – trotz Corona. Denn lange durften sich Interessenten die Schlachtwagen nicht anschauen, da sie aufgrund der vielen Ausgangssperren die Grenze nach Österreich nicht überqueren durften. Beratungsgespräche mussten daher digital stattfinden. Ein Problem für Mayr, der zunächst fürchtete, auf seinen Wagen sitzen zu bleiben. Doch er irrte sich. So habe es Kunden gegeben, die sich trotzdem für den Kauf entschieden hätten, ohne sich die Schlachtanlagen auf vier Rädern vorher persönlich anzuschauen. Für 2022 stehen bereits zehn weitere Käufer auf der Warteliste.

Im kommenden Jahr wolle Mayr, der die Beratung und Kommunikation in seiner Firma zurzeit allein verantwortet, mobile Schlachtanlagen für Schweine bauen, da diese Tiere besonders stressanfällig seien. Zudem kämpft der Gründer gerade um eine EU-Zulassung. Denn derzeit verfüge die Firma nur über eine Registrierung. Das heißt, dass maximal 10.000 Tiere im Jahr in einem seiner mobilen Schlachtwagen zerlegt werden dürfen. Außerdem dürfe das darin zerlegte Fleisch nur in einem Umkreis von 150 Kilometern und nicht an Großhändler wie etwa Edeka oder Rewe vermarktet werden. Für Landwirte, die ihre Produkte im Web anbieten und sogenanntes „Crowdbutching“ betreiben, könnte das zum Problem werden, wenn Kunden über diese Kilometergrenze hinaus wohnen.