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Größte deutsche Sparkasse reagiert auf Corona-Pandemie und erhöht Risikovorsorge drastisch

Die Hamburger Sparkasse stellt sich in den kommenden beiden Jahren auf deutlich steigende Kreditausfälle ein. 2020 ist der Gewinn bereits eingebrochen.

Die größte deutsche Sparkasse erwartet 2022 größere Kreditausfälle. Foto: dpa
Die größte deutsche Sparkasse erwartet 2022 größere Kreditausfälle. Foto: dpa

Die Hamburger Sparkasse (Haspa) hat im vergangenen Jahr ihre Vorsorge für ausfallgefährdete Kredite pandemiebedingt stark ausgebaut. Die Risikovorsorge schnellte von dem relativ niedrigen Niveau von vier Millionen Euro auf 49 Millionen Euro nach oben – und dabei wird es nicht bleiben. „Unsere Planungen sehen im laufenden Jahr eine weitere Aufstockung auf 90 Millionen Euro vor“, sagte der Vorstandssprecher der Haspa, Harald Vogelsang, in einem Gespräch mit dem Handelsblatt.

Damit zeigt sich die nach der Bilanzsumme größte deutsche Sparkasse skeptischer als viele andere öffentlich-rechtliche Geldhäuser. Die gut 150 Sparkassen aus Baden-Württemberg, Ostdeutschland und Westfalen, deren Regionalverbände bereits Zahlen für 2020 vorgelegt haben, haben zwar ebenfalls die Risikovorsorge aufgestockt, aber bei Weitem nicht so stark wie die Haspa.

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Zum Vergleich: Die Sparkassen in Westfalen hoben die Risikovorsorge nur minimal an, bei den baden-württembergischen Instituten stieg sie um 70 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bei ihnen ist die Risikovorsorge im Verhältnis zum Kreditbestand deutlich geringer als bei der Haspa.

Allerdings ist es für Vogelsang keineswegs ausgemacht, dass die Haspa 2021 auf die Vorsorge tatsächlich zurückgreifen muss: „Ich gehe davon aus, dass die Regierungsparteien in einem Wahljahr alles daransetzen werden, um Unternehmen durch Hilfsmaßnahmen vor dem Aus zu bewahren.“ Es sei wahrscheinlich, dass der größere Teil der Ausfälle im kommenden Jahr anfallen werde.

Die Bankenaufseher sind währenddessen längst in Alarmbereitschaft. Die Bundesbank sieht die deutschen Geldhäuser angesichts steigender Kreditausfälle in der Coronakrise vor einem Härtetest.

Dabei rechnen immer mehr Beobachter und auch Banken damit, dass sich die Corona-Pandemie erst nach und nach in die Bankbilanzen frisst – und das womöglich nicht unmittelbar so heftig, aber über das laufende Jahr hinaus. Lobbyisten von Sparkassen – wie auch von Volksbanken – verweisen allerdings immer wieder darauf, dass die Kreditinstitute ihr Eigenkapital in den vergangenen Jahr stark aufgestockt haben und so über hohe Sicherheitspuffer verfügen.

Jahresüberschuss liegt nur noch bei neun Millionen Euro

Für die Haspa, die nie zu den Topverdienern unter den Sparkassen zählte, war bereits 2020 ein schwaches Jahr. Als Jahresüberschuss weist das Geldhaus nur noch neun Millionen Euro aus – nach 42 Millionen Euro im Vorjahr. 2018 hatte der Gewinn noch 70 Millionen Euro betragen.

Der Gewinneinbruch liegt allerdings auch daran, dass die Haspa 2020 anders als im Jahr zuvor wieder nennenswert Steuern zahlte. Das Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit stieg leicht auf 45 Millionen Euro.

Dabei ging der Zinsüberschuss 2020 um 57 Millionen Euro auf 567 Millionen Euro zurück und der Provisionsüberschuss um 19 Millionen Euro auf 316 Millionen Euro. Für Entlastung sorgten niedrigere Kosten. Der Gesamtaufwand verringerte sich im vergangenen Jahr um rund 100 Millionen Euro. Beispielsweise fielen Rückstellungen für das Zukunftsprojekt „Spring“ weg, die das Ergebnis zuvor mit rund 60 Millionen Euro belastet hatten.

Im Rahmen des Umbauprogramms soll die Anzahl der Filialen von derzeit 119 auf rund 100 bis zum Jahr 2024 sinken. Diese Filialen sollen dann zu sogenannten Nachbarschaftstreffs umgebaut werden. Parallel soll die Zahl der Mitarbeiter bis zum Jahr 2024 auf 4100 sinken. Ende 2020 waren noch 4700 Mitarbeiter beschäftigt.

Eine große Belastung stellen neben der Risikovorsorge die Zuführungen zu den Pensionsrückstellungen dar. Hier unterscheidet sich die Haspa deutlich von fast allen anderen Sparkassen, die die Altersvorsorge für ihre Mitarbeiter in einem öffentlich-rechtlichen Versorgungssystem abgebildet haben.

Die Haspa bildet in ihrer Bilanz schon heute Rückstellungen, aus denen später die Betriebsrenten für die Mitarbeiter geleistet werden. Allein aufgrund der extrem niedrigen Zinsen müssen hier jährlich 100 Millionen zugeführt werden – mit der Chance, diese bei steigenden Zinsen wieder auflösen zu können. Die Haspa kann diese Rückstellungen steuerlich nicht geltend machen.

Für das laufende Jahr geht Vogelsang trotz der geplanten Verdoppelung der Risikovorsorge davon aus, „dass wir beim Nachsteuerergebnis das Niveau von 2020 wieder erreichen“. Damit ist Vogelsang mutiger als die ostdeutschen Sparkassen. Deren Verband hält eine Prognose für das laufende Jahr wegen der pandemischen Unwägbarkeiten für nicht möglich. Erst ab 2023 rechnet der Haspa-Chef mit einer nachhaltigen Verbesserung der Ertragslage.

Minuszinsen könnten bald schon mehr Kunden treffen

Änderungen deutet Vogelsang im Umgang mit Einlagen an. Derzeit erhebt die Haspa für Einlagen auf dem Giro- und Tagesgeldkonto von mehr als 500.000 Euro einen Negativzins von 0,5 Prozent. Das gilt für Neu- und Bestandskunden. „Weil unsere Freibeträge aktuell deutlich höher liegen als die anderer Geldinstitute, sind uns allein im vergangenen Jahr 2,8 Milliarden Euro an Einlagen zugeflossen“, sagte Vogelsang. „Damit wir nicht überrannt werden, denken wir darüber nach, die Freigrenzen in diesem Halbjahr zu senken, auch weil wir sehen, dass viele andere Kreditinstitute dies bereits in großem Umfang tun.“

Betriebswirtschaftlich ist das eine Notwendigkeit, da die von der Europäischen Zentralbank erhobenen Negativzinsen der Haspa einen zweistelligen Millionenbetrag gekostet haben. „Früher war das höchste Gut, möglichst viele Einlagen zu gewinnen. Heute muss man sich gegen die Einlagenflut wehren“, sagt Vogelsang dazu. Ende 2020 lag das Einlagevolumen bei 36,7 Milliarden Euro. Der Kreditbestand stieg um 1,4 Milliarden Euro auf 35,8 Milliarden Euro.

Vogelsang sprach sich zudem für eine Konsolidierung bei den Landesbausparkassen aus. Das halte er „für absolut richtig“. Derzeit gibt es noch acht Landesbausparkassen. Die schärfsten Wettbewerber der Sparkassen, die Genossenschaftsbanken kommen mit einer Bausparkasse, Schwäbisch Hall, aus. „Es ist ein unnötiger Luxus, dass sich die Sparkassen noch mehrere Bausparkassen leisten. Die Haspa wäre bereit, an einer Konsolidierung mitzuwirken.“

Auch die Präsidentin des westfälischen Sparkassenverbandes, Liane Buchholz, hatte diese Woche gesagt, dass man sich bei der Konsolidierung zunächst Gedanken über die Landesbausparkassen machen könne. Sie erklärte, dass Schwäbisch Hall mit 200 Millionen Euro weniger Kosten auskomme als die acht Landesbausparkassen.