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Google Duplex: Wie der Internetriese mit Künstlicher Intelligenz die Welt verbessern will

Google-CEO Sundar Pichai auf der I/O: Mit Künstlicher Intelligenz Probleme für alle lösen (Foto: © Google)
Google-CEO Sundar Pichai auf der I/O: Mit Künstlicher Intelligenz Probleme für alle lösen (Foto: © Google)


Google lässt die Muskeln spielen. Der nach Amazon zweitwertvollste Internetkonzern der Welt brannte diese Woche auf seiner Entwicklerkonferenz I/O ein wahres Produktfeuerwerk ab. Nicht nur, dass Google sein neues mobiles Betriebssystem Android P präsentierte – vor allem der Blick auf die Zukunft des smarten Google Assistants hinterlässt Eindruck. Nicht nur guten allerdings…

Ein Spuk geht um. Spätestens seit dem Spike Jonze-Film „Her“ (2013) geistert die Vision einer von Künstlicher Intelligenz (KI) bestimmten Zukunft durch die Popkultur. Der Protagonist Theodore Twombly führt in den Science Fiction-Film eine Beziehung mit seinem Betriebssystem namens Samantha, das ihn per Kopfhörer tagein, tagaus begleitet.

Samantha ist eine Erfindung der Künstlichen Intelligenz. „Sie“ ist smart, lernt durch die Interaktionen mit Theodore immer besser, ihn zu verstehen und verhält sich immer menschlicher. Am Ende hat Theodore kein Interesse mehr an einer Beziehung zu einer realen Frau, sondern verbringt seinen Tag lieber rund um die Uhr mit seiner digitalen „Freundin” Samantha.

Google Duplex erledigt Telefonanrufe im Hintergrund

Das Filmvorbild könnte zumindest in abgeschwächter Form bald Einzug im Alltag halten – nicht als virtuelle Freundin, sondern als Alltagshilfe. Google präsentierte am Dienstag auf seiner Entwicklerkonferenz I/O für seinen persönlichen Assistenten Google Assistant eine Technologie namens Google Duplex, die im Hintergrund Telefonanrufe zu eher lästigen Alltagserledigungen tätigen kann.

Benutzer von Android-Smartphones können etwa ihrem smarten Assistenten schlicht den Auftrag geben „Buche nächste Woche Mittwoch einen Friseurtermin zwischen 10 und 12 Uhr“ – und Google Duplex kümmert sich im Hintergrund darum.

Google Assistant imitiert die menschliche Stimme verblüffend echt

Und das auf äußerst menschliche Weise, wie Google-CEO Sundar Pichai am Dienstag im Shoreline Amphitheater in Mountain View, Kalifornien, vorgeführt hat. Google Duplex ruft den Friseursalon tatsächlich selbst an – und zwar mit so einer authentisch menschlichen Stimme, die sogar Sprachverzögerungslaute wie „Äh“ und „Mh“ verwendet, dass der Angerufene nichts davon mitbekommt. Der Dialog verläuft wie folgt:

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Google Duplex: „Hi, ich rufe an, weil ich für einen Kunden einen Termin für einen Damenhaarschnitt ausmachen will. Ich suche nach einem Termin am 3. Mai.“
Friseur: „Einen Augenblick, bitte.“
Google Duplex: „Mh-hm.“
Friseur: „Ok, wann möchten Sie?“
Google Duplex: „Um 12 Uhr“
Friseur: „Um 12 haben wir nicht, das nächste um 13.15 Uhr“
Google Duplex: „Haben Sie etwas zwischen 10 und 12 Uhr?“
Friseur: „Das hängt davon ab, was sie will. Was für einen Schnitt möchte sie?“
Google Duplex: „Einfach ein Damenhaarschnitt.“
Friseur: „Um 10 Uhr ginge.“
Google Duplex: „10 Uhr ist prima.“
Friseur: „Ok, wie ist ihr Name?”
Google Duplex: „Lisa.“
Friseur: „Ok, prima. Dann sehe ich Lisa am 3. Mai um 10 Uhr?“
Google Duplex: „Ok, vielen Dank.“ Friseur: „Großartig. Schönen Tag. Auf Wiederhören“

Die Duplex-Präsentation schlug ein wie ein Bombe – die Techszene spricht seit Tagen von nichts anderem. Allerdings wurden im Social Web auch ethische Bedenken geäußert und der vermeintlich unaufhaltsame Einzug von Künstlicher Intelligenz in unseren Alltag als ähnlich befremdlich empfunden wie in „Her“. „Das neue Google Duplex ist gruselig. Was habe ich da gesehen? Künstliche Intelligenz übernimmt die Welt“, twitterte ein Nutzer.

Einsatz für Alltagserledigungen

Google beeilte sich klarzustellen, dass der smarte Telefonassistent in diesem Jahr erst intern ausführlich getestet wird und unklar ist, wann und ob er überhaupt auf den Markt kommen wird. „Wir müssen den Nutzungserfahrungen große Aufmerksamkeit schenken, aber wenn uns dies gelingt, sind wir überzeugt, dass Nutzer damit Zeit sparen und wir einen Mehrwert für kleine Unternehmen erzeugen können“, stellte CEO Sundar Pichai das Anwendungsszenarium klar. Zudem solle Duplex bei Gesprächsbeginn den Hinweis geben, dass es sich um ein Telefonat mit einem KI-Anrufer handele, berichtet das Techportal The Verge heute.

Pichais Tenor ist eindeutig: Google meint es gut, Google will mit Künstlicher Intelligenz (Alltags-) Probleme für alle lösen. „Wir sind an einem wichtigen Wendepunkt des Computings, und es ist spannend, diese Technologie voranzutreiben. Unbestritten ist, dass Technologie eine positive Auswirkung haben und die Lebensqualität von Milliarden von Menschen auf der ganzen Welt verbessern kann“, verbreitet der 45-jährige Google-CEO Aufbruchstimmung.

Google forciert KI-Anstrengungen

Mit seinen KI-Anstrengungen will der nach Amazon zweitwertvollste Internetkonzern Probleme in der realen Welt lösen. Vor zwei Jahren hat Google bereits ein neuronales Netz entwickelt, das Anzeichen einer diabetischen Retinopathie anhand medizinischer Bilder des Auges erkennen und gleichzeitig anhand dieser Aufnahmen mit hoher Genauigkeit das Risiko eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls vorhersagen kann.

„Wir haben auch beobachtet, dass unsere KI-Modelle in der Lage sind, medizinische Ereignisse, wie z. B. Krankenhaus-Wiederaufnahmen und -verweildauer vorherzusagen, indem sie die Informationen aus den anonymisierten Gesundheitsakten analysieren“, klärte der Google-CEO auf der Keynote am Dienstag über seine Anstrengungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz auf.

Google nimmt Smartphone-Kritik an

Auch im klassischen Nutzungsalltag mit dem Smartphone will Google mehr Transparenz für einen gesünderen Umgang mit den zuletzt viel kritisierten digitalen Alleskönnern anbieten. So kündigte Pichai an, dass Nutzer mit der nächsten Generation des mobilen Betriebssystems Android P künftig einen besseren Überblick über ihre Smartphone-Nutzung erhalten.

Neue Tools zeigen an, wie viel Zeit Nutzer in der Gesamtheit mit ihrem Smartphone bzw. im Detail mit welchen Apps verbringen, wie oft das Smartphone entsperrt wurde oder wie viele Benachrichtigungen ein Benutzer erhält. Sogar Zeitbeschränkungen lassen sich künftig festlegen.

An der Wall Street kam die Initiative gut an: In den zweieinhalb Handelstagen seit Beendigung der I/O-Keynote legte die Aktie des Mutterkonzerns Alphabet an der Technologiebörse Nasdaq um mehr als 4 Prozent auf wieder über 1100 Dollar zu.