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Goldene Zeiten für Berater

Der Markt für Unternehmensberatung läuft so stark wie selten zuvor. Junge Talente können sich die Jobs aussuchen, erfahrene Consulting-Spezialisten sind wechselwillig. Was sie von Arbeitgebern verlangen.

Das Geschäft der Unternehmensberater wird gerne als reines „People Business“ charakterisiert. Maschinen und Produktionsanlagen haben die Consultingfirmen keine, die Büroflächen werden immer kleiner, weil Berater beim Mandanten statt im Office weilen sollen. Das Kapital der Branche sind die Menschen, deren Wissen Fähigkeiten und Kontakte.

Und diese Menschen sind derzeit begehrt wie kaum zu vor. Die Branche der Unternehmensberater boomt, und das bringt goldene Zeiten für die Berater selbst. „Lange Zeit waren die Perspektiven für Consultants nicht so gut wie derzeit“, beobachtet Daniel Nerlich, Partner bei der Personalberatung Odgers Berndtson.

Abzulesen ist dies im neuen Consulting-Monitor von Odgers Berndtson, der dem Handelsblatt exklusiv vorliegt. Rund 150 Unternehmensberater auf Partner- und Senior-Level haben darin ihren Blick auf die Branche und auf ihre Karrierechancen offenbart. Ihre Kernaussagen: Junge Talente sind begehrt, erfahrene Spezialisten sind in Hochstimmung und wechselwillig.

Der Beratermarkt ist im vergangenen Jahr um sieben Prozent auf den Rekordwert von 29 Milliarden Euro gewachsen. Im ersten Quartal ist der Boom der Branche ungebrochen. Laut Prognose des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberater (BDU) wird das Wachstum 2017 auf mehr als acht Prozent steigen. Die Kunden fragen vor allem Beratung für die Umstellung auf das Digitalzeitalter nach.

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Laut BDU planen drei von vier Beratungsunternehmen plant 2017 mit Neueinstellungen im größeren Stil. Doch die jungen Talente von den Unis sind begehrt und schwer zu bekommen. Annähernd 60 Prozent der von Odgers Berndtson befragten Seniorberater beobachten, dass es ihrem Arbeitsgeber immer schwerer fällt, exzellent qualifizierte Berufseinsteiger zu finden. Marcus Reif, Chief People Officer bei Kienbaum spricht bereits von einem „konzentrischen Arbeitsmarkt“ und konstatiert: „Consulting-Arbeitgeber könne sich kulturell keine großen Allüren nicht mehr leisten.“


Viele Berater sind wechselwillig

Wer gut im Geschäft ist, kann sich die Jobs aussuchen. Rund die Hälfte der im Consulting-Monitor Befragten zeigt sich akut wechselwillig. Besonders attraktiv ist für sie der Wechsel aus der Beratung in einer Managementposition bei Industriefirmen oder Dienstleistern. Solche Wechsel nehmen zu. Beispiel: Ana-Christina Grohnert, bisher Arbeitsdirektorin bei EY in Hamburg, wird im Juli neue Personalchefin der Allianz Deutschland.

Aber auch untereinander werben sich die Beratungen Spezialisten ab. So hat Alix Partners Roman Friedrich als neuen Managing Director in Düsseldorf verpflichtet. Der Telekomexperte kommt von dem von PWC übernommenen Konkurrenten Strategy&. Solche Wechsel sind bei den Beratern beliebt: Mehr als die Hälfte kann sich laut Odgers-Berndtson-Studie vorstellen, bei einer spezialisierten Beratungs-Boutique anzuheuern.

Egal ob Senior- oder Juniorberater: Die Consultants müssen im Job hart ran. Die Kunden verlangen schnelle Ergebnisse bei Entwicklung- und Umsetzung einer neuen Strategie. Wöchentlich mindestens vier Tage vor Ort beim Kunden irgendwo im Land sind die Regel. Klaglos nehmen dies die Berater nicht hin: 61 Prozent gaben in der Studie an, nicht die gewünschte Zeit für Familie und Freunde zu haben.

Was sich die Berater von ihrem Arbeitgeber wünschen, haben sie klar formuliert: Ganz oben stehen flexibleres Arbeiten. „Teilzeitmodelle scheinen einer der zentralen Faktoren zur Gewinnung und Bindung von Mitarbeitern zu sein“, sagt Studienautor Nerlich. Dem wird oft entgegengehalten, dass die Verantwortung für ein Consulting-Projekt nicht mit einem Halbtagsjob getragen werden könne.

Doch das sehen die befragten Berater ganz anders. Mehr als die Hälfte hält bei Führungsaufgaben ein Teilzeitmodell für möglich. Aber auch das Geld muss stimmen – ein attraktives Gehaltspaket zählt für Berater an zweiter Stelle der Wunschliste.

KONTEXT

12 Karriere-Mythen

Mit 50 ist man zu alt für die Karriere

Nein! In der Realität gibt es diese Altersschranke oft gar nicht, glaubt Headhunter Marcus Schmidt: "Manche Mandanten suchen sogar explizit Führungskräfte ab 50, weil sie viel Wert auf Erfahrung legen und nicht wollen, dass der Neue gleich wieder weiterzieht." Zudem gilt in Deutschland seit 2006 das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz, das eine Diskriminierung aus Altersgründen verbietet.

Seine Erfahrungen hat Schmidt in dem Buch "Die 40 größten Karrieremythen" niedergeschrieben. Handelsblatt Online hat die spannendsten Zitate ausgewählt.

Ohne Doktortitel geht es nicht

"Die Frage, ob man promovieren soll oder nicht, hängt von der angestrebten Karriere ab", sagt Schmidt. Denn die Promotion koste immer auch Zeit - in der Diplomanden ein vergleichsweise geringes Gehalt beziehen. "Nicht alle jungen Berater, Anwälte und Wirtschaftsprüfer wollen in einem Unternehmen zum Partner aufsteigen oder erreichen dieses Ziel."

Eine Top-Karriere macht man nur im großen Konzern

Falsch! Entscheidend für die Karriere sei nicht, bei welchem Unternehmen man arbeite, sondern welche Aufgaben und Entfaltungsmöglichkeiten man habe, sagt Personalberater Schmidt. "Gerade in weniger etablierten Unternehmen gibt es oftmals spannendere und weniger standardisierte Aufgaben als in Großkonzernen", so Schmidt.

Nur wer sich anpasst kommt weiter

Im Gegenteil: Eigene, gut argumentierte Überzeugungen hält Headhunter Marcus Schmidt für unabdingbar. "Wer nur mitläuft, um ja keinen Fehler zu machen, kann nichts Herausragendes leisten und wird nicht dauerhaft auf sich aufmerksam machen", so Schmidt. So könne man sich nicht profilieren oder für die nächsten Ebenen empfehlen.

Der MBA ist ein Karriere-Turbo

Die deutsche Wirtschaft zeigt ein anderes Bild: Absolventen hätten sich selten in die Führungsetage hochgearbeitet, sagt Schmidt. Anders als der Doktortitel ist der MBA zudem kein normierter akademischer Grad, seine Vergabe wird also grundsätzlich nicht staatlich geregelt oder kontrolliert. Wer Studiengebühren von bis zu 70.000 US-Dollar auf sich nehme, solle deshalb das Renommee der Schule immer überprüfen.

Ohne Examen gibt es keinen Aufstieg

Muss man heute studieren, wenn man Karriere machen will? Nein, glaubt Headhunter Marcus Schmidt. Und einige prominente Konzernlenker geben ihm recht: Telekom-Chef René Obermann etwa hat sein Studium abgebrochen, und auch Klaus-Peter Müller, bis 2008 Vorstandsvorsitzender der Commerzbank und jetziger Aufsichtsratsvorsitzender, hat nie studiert.

Gehalt ist ein untrüglicher Gradmesser des Karriereerfolgs

Die Position mit Perspektive sei nicht immer die am besten bezahlte, sagt Marcus Schmidt. So könne sich für ein renommiertes Traineeprogramm ein kurzfristiger Gehaltsverzicht durchaus auszahlen - etwa, wenn das ausbildende Unternehmen in seiner Branche als Kaderschmiede gilt.

Ein Auslandsaufenthalt fördert die weitere Karriere

Nicht immer, sagt Headhunter Marcus Schmidt - stattdessen kann der Auslandseinsatz sogar zum Nachteil werden. "Oftmals sind es die Daheimgebliebenen, die dann verbleibende Inlandsposten unter sich aufteilen". Sie säßen dann auf Stühlen, auf die Auslandsrückkehrer vergeblich spekulieren.

Der erste Job muss der richtige sein

Wer auf standardisierte Einstiegsprogramme in Unternehmen mit hohem Bekanntheitsgrad setze, müsse auch in Kauf nehmen, dass die eigene Berufslaufbahn nachgemacht wirkt, sagt Personalberater Marcus Schmidt. "Gehen Sie eigene Wege. Suchen Sie Ihren Einstieg ruhig gegen den Strich. Probieren Sie etwas aus, was sie wirklich interessiert."

Karriere macht, wer mehr als 60 Stunden pro Woche arbeitet

Falsch, glaubt Headhunter Marcus Schmidt. Ebenso wichtig wie der tatsächliche Zeiteinsatz sei der gefühlte Zeiteinsatz. Und der definiere sich auch durch die Befriedigung mit der getanen Arbeit. "Wer es schafft, aus seines Arbeit weitgehend Befriedigung zu ziehen, muss auch nicht Karriereschablonen zum persönlichen Zeiteinsatz nachjagen."

Frauen hindert die "gläserne Decke" am Aufstieg

Tatsächlich finde sich diese "gläserne Decke" vor allem in den Köpfen der männlichen Entscheider, glaubt Schmidt. Für weibliche Führungskräfte scheine sie hingegen kein Thema zu sein. "Viele Beratungsunternehmen und große Konzerne bitten uns öfter sogar explizit, nach weiblichen Kandidatinnen zu suchen."

In der Wirtschaftskrise macht man keine Karriere

"In der Krise wählen Unternehmen bei der Besetzung von Stellen zwar sorgfältiger aus. Aber sie stellen trotzdem noch ein", ist die Erfahrung von Marcus Schmidt. Gerade in Phasen des Umbruchs gebe es etwa die Chance zur Übernahme von Restrukturierungsjobs, bei denen wirklich die Fähigkeit der Verantwortlichen zählt.