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Goldene Zeiten dank Auto-Boom

Die beschauliche Provinzstadt Nitra, rund eine Autostunde von der slowakischen Hauptstadt Bratislava entfernt, hat die Goldgräberstimmung erfasst. Der Immobilienmarkt erlebt einen rasanten Boom. Auslöser dafür ist der britische Autokonzern Jaguar Land Rover. Denn die Tochter der indischen Tata Motors hat kürzlich den Grundstein für die neue Autofabrik in der sechstgrößten Stadt der Slowakei gelegt.

Der slowakische Premier Robert Fico ließ es sich nicht nehmen, persönlich bei der Zeremonie dabei zu sein. Denn schließlich werden in die neue Fabrik knapp 1,2 Milliarden Euro investiert, um ab Ende 2018 jährlich 150.000 Auto zu produzieren. „Der Baubeginn in der Slowakei steht für den Beginn einer neuen Phase in unserem Plan, aus Jaguar Land Rover einen wahrhaft globalen Autohersteller zu machen“, sagte Ralf Speth, CEO von Jaguar Land Rover, in Nitra. Ende nächsten Jahres soll nach Unternehmensangaben mit der Einstellung der 2.800 Mitarbeiter begonnen werden. In der gesamten Region Nitra werden inklusive der Zulieferer 10.000 neue Jobs geschaffen. Premier Robert Fico ist stolz auf sein Autoland. „Die Investitionen von diesem Ausmaß werden sich nicht nur für die Zukunft der Region Nitra positiv auswirken, sondern auch für die gesamte Slowakei“, sagte der Linkspopulist zuletzt.

Tatsächlich ist der junge Staat, der erst 1993 durch die Abtrennung von Tschechien entstand und seit 2004 EU-Mitglied ist, zum boomenden Autostandort mutiert. Rund 40 Prozent der gesamten industriellen Exporte entfallen auf die Autobranche. Volkswagen ist mit einem Werk am Stadtrand von Bratislava einer der größten Arbeitgeber des kleinen Landes.

Die Wolfsburger haben in den letzten vier Jahren 1,5 Milliarden Euro in der Slowakei investiert. Allein im vergangenen Jahr wurden für die Produktion im Karosseriebau des Audi Q7 rund 600 Millionen Euro investiert. In Bratislava werden vor allem SUVs für , und Porsche sowie Kleinwagen für VW, und Seat gefertigt. Ab Ende 2017 soll der Porsche Cayenne in Bratislava komplett vom Band laufen.

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Der Boom des Autolandes Slowakei hat auch Schattenseiten. Facharbeiter werden überall zur Mangelware. „Der Fachkräftemangel wird jetzt natürlich noch zunehmen“, sagte Markus Halt, Vize-Geschäftsführer der Deutsch-Slowakischen Industrie- und Handelskammer in Bratislava dem Handelsblatt.


Komplizierte Situation auf dem Arbeitsmarkt

„Das wird den Wettbewerb um die besten Köpfe erhöhen und Druck auf das lokale Lohnniveau ausüben“, fürchtet Christian Krügerl, österreichischer Wirtschaftsdelegierter in der Slowakei. „Die Situation auf dem Arbeitsmarkt ist schon länger kompliziert, und viele Unternehmen haben Schwierigkeiten, neue Mitarbeiter zu finden“, bestätigt eine VW-Sprecherin in Bratislava. Auf die Situation hat bereits reagiert. Seit drei Jahren bilden die Wolfsburger in ihrem Ausbildungszentrum Mechatroniker, Elektroniker und Werkzeugmechaniker aus. 2016 startete die Duale Akademie, die hochqualifizierte Spezialisten ausbilden wird.

Die Slowakei verzeichnet Wachstumsraten, die weit über dem EU-Durchschnitt liegen. Gunter Deuber, Osteuropa-Analyst der Raffeisen Bank International, erwartet in diesem Jahr ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 3,5 Prozent. Auch Katarina Muchová, Makroökonomin bei der Ersten Group in Bratislava, prognostiziert einen BIP-Anstieg von über drei Prozent. „Nach dem zweiten Halbjahr haben die Exporte die Binnennachfrage als wichtigsten Wachstumstreiber abgelöst“, sagt Muchová. Die Verbesserungen auf dem Arbeitsmarkt würden sich fortsetzen und sich positiv auf das verfügbare Einkommen auswirken.

Neben dem Fachkräftemangel machen die weit verbreitete Korruption, Rechtsunsicherheit und Bürokratie den Unternehmen zu schaffen. Bei einer Umfrage der Deutsch-Slowakischen Handelskammer wurde in diesem Jahr der Standortfaktor „Bekämpfung der Korruption“ erneut am schlechtesten bewertet. „Die Korruption im öffentlichen Sektor wurde in den vergangenen 20 Jahren von keiner Regierung ambitioniert angegangen“, sagte Vizechef Markus Halt. Trotz Skandalen hätte es bislang keine nennenswerte Verurteilung wegen Korruption gegeben.

Längst empfinden Investoren auch die rechtsextremistische „Volkspartei Unsere Slowakei“ unter ihrem Führer Marian Kotleba als Problem. Die Partei sitzt seit März im slowakischen Parlament.

KONTEXT

Vier Thesen zur globalen Machtwende

Der globale Südgürtel

Asien, Lateinamerika und Afrika formieren sich: Die Länder des globalen Südens bilden neue Allianzen und zeigen ungeahnte Stärke. Durch Digitalisierung und Globalisierung konnten diese Regionen in rasantem Tempo aufholen und befinden sich in etlichen Bereichen bereits vor den USA und Europa.

Afrika - Asien - Lateinamerika

Allen voran China, zeigen die bisher als Entwicklungsländer belächelten Nationen in Asien, Lateinamerika und Afrika eine Wirtschaftskraft, die den Westen überrascht. Zwischen China, Afrika und Lateinamerika ist ein Dreieck politischer und wirtschaftlicher Zusammenarbeit entstanden. In Asien wird sich die "Seidenstraße" China als neues Zentrum des Welthandels etablieren.

China, der »Game Changer«

China setzt die neuen Regeln fest. Ob in Asien, Afrika, Südamerika oder Europa und sogar der Antarktis: China baut seine Vormachtstellung aus und kontrolliert immer größere Bereiche des Welthandels und Finanzsystems. Auch in Forschung und Entwicklung erleben wir ein neues, innovatives China. Schon bald werden sich die Verhältnisse umkehren: in China entwickelt, in Europa produziert.

Städte - die globalen Akteure

Bald werden 70 Prozent der Menschen in Städten leben. Dieses Wachstum wird sich auf die heutigen Entwicklungsländer konzentrieren, allen voran Lateinamerika. In den Städten werden auch 80 Prozent des weltweiten BIP produziert werden. Städte werden schon bald eine Größe und Macht erreicht haben, dass sie wie Quasi-Staaten agieren und globale Bedeutung erlangen werden.

Doris Naisbitt

Doris Naisbitt ist Direktorin des Naisbitt China Institute, Kolumnistin, Autorin zweier Bestseller für Chinas Jugend, und mit John Naisbitt Koautorin des Bestsellers Chinas Megatrends, Innovation in China and China Model. Doris Naisbitt ist Ehrendoktorin der Pukyong National Universität, Korea, und Gastprofessorin an der Beijing Foreign Studies Universität.

John Naisbitt

John Naisbitt rangierte mit "Megatrends" zwei Jahre an der Spitze der Bestsellerliste der New York Times, meist als Nummer Eins. Seine in viele Sprachen übersetzten Bücher erreichen ein Millionenpublikum. John Naisbitt wirkte als Topmanager in Weltkonzernen, war Berater Lyndon B. Johnsons und stellvertretender Erziehungsminister unter Kennedy. Er ist gefragter Redner und hält 21 Ehrendoktorate.

Quelle

"Machtwende - Wie die Länder des globalen Südgürtels unsere Welt verändern werden", von John und Doris Naisbitt.382 Seiten, HardcoverErschienen am 18. Juni 2016Goldegg Verlag Berlin & WienISBN 978-3-903090-12-5

"Machtwende - Wie die Länder des globalen Südgürtels unsere Welt verändern werden"

KONTEXT

So profitieren Mittelständler von der Globalisierung

Wachstumstreiber

Die Weltexporte sind weitaus stärker gestiegen als die nationalen Bruttoinlandsprodukte. Die Globalisierung war und bleibt auch in Zukunft ein Wachstumstreiber.

(Quelle: Hermann Simon, "Hidden Champions - Aufbruch nach Globalia")

Hermann Simon, "Hidden Champions - Aufbruch nach Globalia"

Kaufkraft

Die Musik wird weiterhin in Amerika und Europa spielen. Das gilt nicht nur für die Höhe der Bruttoinlandsprodukte, sondern auch für deren absolute Zuwächse. Hinzu kommt China als dritter Pol mit dem größten Zuwachs an Kaufkraft. Viele weitere Regionen werden an Bedeutung gewinnen, aber dennoch im Jahr 2025 deutlich hinter diesen drei Polen der Weltwirtschaft zurückbleiben.

Marktposition

Deutsche Mittelständler, die im globalen Wettbewerb mithalten wollen, müssen die erste Priorität darauf legen, ihre Marktpositionen in Europa und den USA zu halten beziehungsweise in vielen Fällen die Position in den USA zu stärken.

Marktstellung

An zweiter Stelle steht der Aufbau starker Marktstellungen in China und Indien.

Perspektive

ASEAN, Osteuropa/Russland, Lateinamerika und längerfristig Afrika bieten ebenfalls attraktive Wachstumsperspektiven. Die treibende Kraft in Afrika ist dabei die Bevölkerungsexplosion. Die Nutzung all dieser Chancen beinhaltet für Mittelständler eine Herkulesaufgabe.

Rückschläge

Trotz der grundsätzlich optimistischen Einschätzung lassen sich Rückschläge in der Globalisierung - insbesondere im Zuge von Krisen - nicht ausschließen. Protektionismus, Globalisierungsgegner oder die Bevorzugung nationaler Champions können den freien Handel behindern.

Die richtige Balance

Die Welt ist zwar "flacher" als vor 20 Jahren, aber "flach" ist sie bis heute nicht. Regionale, nationale und lokale Unterschiede werden weiter bestehen. Es geht deshalb auch in Zukunft darum, die richtige Balance zwischen Standardisierung und Differenzierung zu finden. Mittelständler dürften hier im Vorteil sein, da sie im Hinblick auf die resultierenden Anpassungsnotwendigkeiten flexibler sind als Großunternehmen.