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GM verklagt Fiat wegen mutmaßlicher Bestechung

Der Autobauer fordert von den Italienern Schadensersatz. Foto: dpa

General Motors fordert Schadensersatz von seinem Wettbewerber. Fiat soll sich bei einer Gewerkschaft einen Vorteil bei der Bezahlung von Arbeitern verschafft haben.

Unruhe in der Autostadt Detroit: Zum ersten Mal in der Geschichte der US-Autoindustrie verklagt ein Hersteller einen Konkurrenten. Der größte US-Autokonzern General Motors (GM) unter der Führung von Mary Barra verklagt Fiat Chrysler Automobiles (FCA) wegen Korruption auf mehrere Milliarden Dollar. GM wirft FCA vor, Gewerkschaftsvertreter der United Auto Workers (UAW) korrumpiert und damit niedrigere Löhne garantiert zu haben.

Dadurch habe der italienisch-amerikanische Konzern einen Wettbewerbsvorteil bei den Tarifverhandlungen in den Jahren 2009, 2011 und 2015 gehabt, erklärte der GM-Chefjurist Craig Glidden. Die Korruption sei von dem mittlerweile verstorbenen FCA-Chef Sergio Marchionne abgesegnet worden. Dank dieses Systems zahle Fiat Chrysler im Vergleich zu GM acht Dollar weniger pro Stunde.

Die Klage kommt für Fiat Chrysler zu einem heiklen Zeitpunkt. Das Unternehmen befindet sich mitten in den Verhandlungen über den neuen Vierjahresvertrag für rund 47.000 Mitarbeiter in den US-Fabriken. Außerdem plant FCA derzeit eine Fusion mit dem französischen Autohersteller PSA, zu dem unter anderem Peugeot, Citroën und Opel gehören.

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„Diese Klage hat das Ziel, FCA zur Verantwortung zu ziehen für den Schaden, den seine Taten unserem Unternehmen zugefügt haben, und um ein faires Spielfeld für die Zukunft zu garantieren“, sagte der GM-Chefjurist Glidden. FCA habe Millionen Dollar für Bestechungen gezahlt, um sich das Entgegenkommen der Gewerkschafter zu sichern.

Marchionne galt lange als geschickter Verhandler, der in den schwierigen Zeiten nach der Chrysler-Übernahme durch Fiat die Gewerkschaften auf seine Seite bekam. Doch im Jahr 2017 wurden Untersuchungen der Staatsanwaltschaft bei Fiat-Chrysler bekannt. Die legen nahe, dass mehr als nur Überredungskunst im Spiel war. Die Staatsanwälte sprachen davon, dass FCA-Manager UAW-Gewerkschafter „fett, dumm und glücklich“ gehalten haben, damit sie keine hohen Forderungen stellten. Drei Ex-Manager, die auch GM in seiner Klage erwähnt, haben sich bereits schuldig bekannt.

Der Analyst Arndt Ellinghorst von Evercore weist darauf hin, dass die Klage unter das Gesetz zur organisierten Kriminalität fällt, „wo die Schadensersatzsummen verdreifacht werden können“. GM spricht bisher lediglich von Milliarden Dollar an Schadensersatzforderungen, ohne eine genaue Summe zu nennen.

Korrupte Gewerkschaft?

Die Untersuchungen der Staatsanwaltschaft haben auch innerhalb der Autogewerkschaft hohe Wellen geschlagen. Sie wurden auf die UAW ausgeweitet, und erst am Mittwoch trat der Vorsitzende der Gewerkschaft Gary Jones zurück. Er hatte sein Amt bereits vorübergehend für einen Monat wegen Korruptionsuntersuchungen niedergelegt. Außerdem hatte ihm der UAW-Verwaltungsrat vorgeworfen, mehr als eine Million Dollar veruntreut zu haben.

Fiat Chrysler teilte in der Nacht zum Donnerstag mit, die Klage sei grundlos. Der erstaunliche Schritt komme „zu einer Zeit, in der sich FCA als noch beachtlicherer Wettbewerber beweist, der weiterhin erheblichen Wert für alle seine Stakeholder schafft dank der erfolgreichen Implementierung seiner langfristigen Strategie“, teilte das Unternehmen mit und legte noch einen Seitenhieb auf GM nach: Zu dieser Strategie gehöre auch der „geplante Zusammenschluss mit PSA, das selbst einen erfolgreichen Turnaround des europäischen Geschäfts vollzogen hat, das es vor nicht allzu langer Zeit von General Motors erworben hat“.

GM ließ wissen, der Fall habe nichts mit der geplanten Fusion von Fiat mit Peugeot zu tun. Auch gegen UAW werde man keine Klage einreichen.