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Bei Globus können alle Mitarbeiter zwischen 1,5 Prozent mehr Gehalt oder vier Tagen mehr Urlaub wählen – so haben sie sich entschieden

Die Globus Markthalle in Neunkirchen - Copyright: Globus
Die Globus Markthalle in Neunkirchen - Copyright: Globus

Der deutsche Einzelhandel ist für gewöhnlich nicht gerade für die arbeitnehmerfreundlichsten Arbeitszeiten bekannt. Schichtdienste gehören genauso dazu wie das Arbeiten am Wochenende. Um als Unternehmen weiterhin attraktiv zu sein, hat sich daher die saarländische Einzelhandelskette etwas Besonderes überlegt: Globus-Beschäftigte dürfen zum 1. Januar 2023 erneut zwischen einer prozentualen Gehaltserhöhung oder mehr Urlaubstagen wählen. Konkret heißt das: entweder 1,5 Prozent mehr Gehalt, gerechnet auf den Bruttolohn, oder vier Tage Urlaub mehr.

Das erste Mal wurde diese neue Form der Vergütungsvereinbarung, die intern GLENS genannt wird, zum 1. Januar 2021 umgesetzt. Globus habe damit gute Erfahrungen gemacht, erzählt Globus-Geschäftsführer für Mitarbeiter Uwe Wamser im Gespräch mit Business Insider. "Als wir das das erste Mal angeboten haben, waren wir wirklich sehr überrascht, weil durchschnittlich jeder zweite Mitarbeiter die Umwandlung in Urlaubstage gewählt hat", sagt Wamser. Dieses Bild zog sich durch alle Abteilungen und Bereiche des Unternehmens, egal ob Mitarbeiter in der Koordination, an der Kasse oder in der Produktion arbeiten, durch alle Hierarchie-Stufen hindurch. Man könne also nicht sagen, dass gewisse Beschäftigten-Gruppen sich mehr für Urlaub und andere sich eher für mehr Gehalt entscheiden, so Wamser.

Die Idee für das Angebot sei in enger Absprache mit dem Betriebsrat entstanden, nachdem in Mitarbeitergesprächen vermehrt der Wunsch nach mehr Freizeit aufgetaucht war. "Besonders für die jüngere Generation spielt mehr Freizeit oft eine größere Rolle", erzählt Wamser.

Uwe Wamser ist Geschäftsführer für Mitarbeiter bei Globus - Copyright: Globus
Uwe Wamser ist Geschäftsführer für Mitarbeiter bei Globus - Copyright: Globus

Seit 2013 ist Globus nicht mehr im Tarifvertrag

Für Arbeitgeber und Arbeitnehmer hat die Umwandlung in Urlaubstage auch steuerliche Vorteile, denn der vorweggenommene Lohn muss nicht versteuert werden. "Gerade für Mitarbeiter, die etwa in Lohnsteuerklasse fünf eingestuft sind und die hohe Abgaben auf ihr Entgelt haben, kann es lukrativer sein, den Urlaub in Anspruch zu nehmen", sagt Wamser.

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2013 stieg Globus aus den Tarifverträgen für den Einzelhandel aus. Die Gewerkschaft Verdi kritisierte dies damals. Stattdessen führte Globus über eine Betriebsvereinbarung eine eigene Vergütungsvereinbarung mit dem Namen "GLENS" (Globus Entgeltsystem) ein. Seitdem musste Globus die Gehälter aber immer wieder erhöhen, etwa 2017, 2018 und 2019, um wettbewerbsfähig zu bleiben, da auch die Tarifverträge im Einzelhandel weiter stiegen. So stiegen die Gehälter bei Globus laut Wamser auch in Anlehnung an den Tarifabschluss zum 1. Oktober 2021 um 2,2 Prozent und werden zum 1. Januar 2023 noch einmal um 1,5 Prozent steigen – es sei denn, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entscheiden sich für die freien Tage.

Diese Vereinbarung gilt dann für jeweils zwei Jahre, im Folgejahr können die Mitarbeiter sich wieder umentscheiden. Ausgegangen wird dabei immer von dem ursprünglichen Grundgehalt beziehungsweise dem Grundstock an Urlaubstagen. Der Stichtag für die Entscheidung ist immer der 31. Oktober.

Beim ersten Mal gab es noch drei Urlaubstage mehr

Bei der ersten Auflage des Programms konnten Mitarbeiter noch zwischen sieben Tagen Urlaub oder einer Gehaltserhöhung von 1,5 Prozent wählen. Künftig wird jedoch auf vier Tage reduziert. „Da fast jeder zweite Mitarbeiter die Urlaubstage gewählt hat, womit wir nicht gerechnet hatten, war dies eine große Herausforderung für die Personal- und Urlaubsplanung“, sagt Wamser. Teilweise mussten weitere Kräfte zur Unterstützung eingestellt werden, an anderen Stellen wurde bereichsübergreifend ausgeholfen, um die dadurch entstandenen Vakanzen auszugleichen. In manchen Bereichen sei dies einfacher abzufangen gewesen, so Wamser. Wenn jedoch ein oder zwei Kassen weniger besetzt sind, merke man dies im alltäglichen Marktbetrieb sehr schnell. Um das Programm weiterhin beibehalten zu können, sich gleichzeitig jedoch betriebswirtschaftlich mit mehr Planungssicherheit aufzustellen, habe man die Zeit der Urlaubstage daher auf vier gekürzt.

Angesichts der angespannten weltwirtschaftlichen Lage im Krisenjahr 2022 bleibt es spannend, wie sich die Globus-Beschäftigten bis Ende Oktober entscheiden werden. Laut Wamser äußern einzelne Betriebsräte die Vermutung, dass bis zu 75 Prozent der Mitarbeiter das Angebot (die Umwandlung der Erhöhung der Urlaubstage) wählen könnten. Wamser selbst ist zwischenzeitlich etwas skeptischer geworden: „Ich glaube, dass aufgrund der Inflation dieses Jahr mehrere Mitarbeiter die Gehaltserhöhung nehmen werden.“ Die Inflation in Deutschland liegt im Juli bei 7,6 Prozent, getrieben von steigenden Preisen. Ein Indikator für hohe Kosten, die viele Verbraucher derzeit im Alltag spüren.

Globus’ Angebot ist im deutschen Handel bislang einzigartig. Ein Vorteil, den das Unternehmen zu nutzen weiß. Dadurch könne Globus im Recruiting ein Alleinstellungsmerkmal anbieten, so Wamser. "Auch viele Ex-Real-Mitarbeiter haben bei diesem Angebot aufgehorcht", erzählt er. Seit dem Ausverkauf der angeschlagenen SB-Warenhauskette Real hat Globus mindestens 16 Märkte übernommen. Anders als andere Wettbewerber hat Globus fast allen ehemaligen Real-Beschäftigten eine Übernahme zugesagt. Auch diese neuen Angestellten dürfen dann "GLENS" in Anspruch nehmen.