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Glanz nur auf den ersten Blick

Die Commerzbank profitiert im dritten Quartal von Beteiligungsverkäufen. Doch operativ läuft das Geschäft mau. Ob die Strategie von Vorstandschef Martin Zielke aufgeht, muss die Zukunft zeigen. Eine Analyse.

Unicredit, BNP Paribas, Crédit Agricole: Wer in den vergangenen Wochen die Schlagzeilen über mögliche Interessenten an der Commerzbank gelesen hat, der könnte den Eindruck erlangen, bei dem Institut handle es sich um eine Perle des deutschen Bankensektors. Doch dem ist nicht so, wie die am Donnerstag vorgelegten Quartalszahlen zeigen.

Unter dem Strich sieht das Ergebnis von Juli bis Ende September zwar gut aus. Die Commerzbank fuhr einen Gewinn von 472 Millionen Euro ein nach einem Verlust von 288 Millionen Euro vor Jahresfrist. Doch dies ist größtenteils auf Sondereffekte zurückzuführen. Die Veräußerung des Commerzbank-Hochhauses, die Auflösung eines Gemeinschaftsunternehmens mit BNP sowie der Verkauf einer Beteiligung am Zahlungsdienstleister Concardis spülten der Bank außerordentliche Erträge von rund 500 Millionen Euro in die Kasse.

Im operativen Geschäft setzen das Niedrigzinsumfeld und der harte Wettbewerb im Firmenkundengeschäft der Bank dagegen weiter zu. Die um Sondereffekte bereinigten Erträge sanken im dritten Quartal um neun Prozent auf zwei Milliarden Euro. Wegen der mauen Ertragsentwicklung, über die das Handelsblatt bereits Mitte Oktober berichtet hatte, fehlt der Bank auch das Geld, um noch mehr in die Digitalisierung zu investieren. Mehrere Projekte im Zukunftslabor Digital Campus sind deshalb Konzernkreisen zufolge verschoben worden, was intern für großen Unmut sorgt.

Vorstandschef Martin Zielke hat im Herbst 2016 im Rahmen seiner Strategie „Commerzbank 4.0“ angekündigt, das Institut zu einem „digitalen Technologieunternehmen“ zu entwickeln. Dabei will sich das Geldhaus künftig ganz auf das Geschäft mit Privat- und Firmenkunden konzentrieren.

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Doch in beiden Segmenten gab es in den ersten neun Monaten kräftigen Gegenwind. In der Firmenkunden-Sparte brach das operative Ergebnis um 20 Prozent auf 724 Millionen Euro ein. Das liegt unter anderem daran, dass die Commerzbank Geschäfte mit ausländischen Geldhäusern gezielt zurückgefahren hat. Doch auch die maue Kreditnachfrage und der harte Wettbewerb um deutsche Firmenkunden hinterlassen Spuren in der Bilanz. Die Erträge im Geschäft mit Mittelständlern sanken um zehn Prozent, die mit großen Unternehmen um drei Prozent. Deutliche Zuwächse erzielte dagegen paradoxerweise das Untersegment Equity Markets & Commodities (EMC), das die Commerzbank verkaufen will.

In der Privatkundensparte hat sich die Bank vorgenommen, bis 2020 mindestens zwei Millionen neue Kunden zu gewinnen. Bis Ende September hat sie bereits 587.000 geschafft und liegt damit über Plan. Dafür sorgten auch aggressive Werbemaßnahmen wie „Begrüßungsgeld“ für neue Kunden. Privatkundenchef Michael Mandel setzt darauf, dass sich diese Maßnahmen mittel- bis langfristig auszahlen. Erst einmal kosten sie jedoch Geld und belasten das Ergebnis. In den ersten neun Monaten sank der operative Gewinn des Privatkundengeschäfts, das wie bei allen deutschen Banken unter den Niedrigzinsen leidet, um 15 Prozent.

Fortschritte macht die Commerzbank dagegen beim Ausbau ihres Kapitalpuffers und beim Abbau von Risiken. Das kriselnde Schiffsportfolio wurde in den ersten neun Monaten um gut ein Drittel auf 3,3 Milliarden Euro reduziert. Im vierten Quartal könnte die Commerzbank auf ihre Schiffskredite weitere Abschreibungen vornehmen und damit die Voraussetzungen für einen Verkauf schaffen, wie Finanzchef Stephan Engels andeutete. Das Management prüfe, „unser Schiffsportfolio so zu bewerten, dass wir es noch schneller als bisher geplant abbauen können“, erklärte Engels. Im Gesamtjahr erwarte das Unternehmen unter dem Strich dennoch einen Gewinn von rund 100 Millionen Euro.

Engels weiß, dass das für eine Bank mit einer Bilanzsumme von 490 Milliarden Euro nicht viel ist. Deshalb weist er darauf hin, dass sich das Institut 2017 im ersten von zwei Übergangsjahren befindet - neun Jahre nach der Rettung durch den Staat in der Finanzkrise. Ob und wann der Umbau Früchte trägt, werden die nächsten Quartale zeigen.