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Ein Gigant öffnet das Füllhorn

Europas größter Erstversicherer trotzt der schweren Hurrikansaison: Der Jahresgewinn wird in der oberen Hälfte der Prognose liegen und die Investoren dürfen sich auf ein milliardenschweres Aktienrückkaufprogramm freuen.

Es ist ein Zeichen, das an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lässt. Während viele Konkurrenten operativ auf der Stelle treten und sich zur Dividende bedeckt halten, prescht Europas größter Erstversicherer Allianz mit einem überraschenden Schritt vor. Kurz vor dem Ende des im Februar angeschobenen milliardenschweren Aktienrückkaufprogramms habe die Allianz nun ein weiteres Rückkaufprogramm für eigene Aktien beschlossen, erklärte Allianz-Finanzchef Dieter Wemmer am Freitag in München.

Mit dem Rückkauf eigener Aktien wolle der Konzern jetzt erneut eine Milliardensumme an die Anteilseigner zurückgeben. Das Programm solle diesmal bis zu zwei Milliarden Euro umfassen und in der ersten Jahreshälfte 2018 umgesetzt werden.

Die Allianz öffnet damit erneut ihr Füllhorn. Denn operativ läuft es beim blauen Riesen aus München besser als gedacht. Trotz einer mehr als 500 Millionen Euro schweren Schadensbilanz aus den Naturkatastrophen ging der operative Gewinn im dritten Quartal weniger stark zurück als Analysten erwartet hatten. Die Allianz verzeichnete ein operatives Ergebnis von 2,5 Milliarden Euro, das damit 17 Prozent niedriger ausfiel als ein Jahr zuvor.

„Angesichts der massiven Naturkatastrophen, die sich auf unser Schaden- und Unfallversicherungsgeschäft auswirkten, haben sich die Ergebnisse des dritten Quartals robust gezeigt“, zeigte sich Vorstandschef Oliver Bäte zufrieden. Das lässt nun auch die Erwartungen für das Gesamtjahr in der Zentrale an der Königinstraße in München konkreter werden.

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Das Topmanagement strebt nunmehr ein Ergebnis in der oberen Hälfte der bisherigen Jahresprognose an, nachdem im August noch das obere Ende angepeilt worden war. Das operative Ergebnis werde zwischen 10,8 und 11,3 Milliarden Euro liegen, legte sich das Topmanagement nun fest, nachdem im Vorjahr 11,1 Milliarden Euro in den Büchern standen. Bisher hatte der Konzern für 2017 auch einen Ergebnisrückgang auf bis zu 10,3 Milliarden Euro nicht ausgeschlossen.

Die Analysten rechnen derzeit mehrheitlich damit, dass die Münchener im Gesamtjahr bei etwa 11,2 Milliarden Euro landen werden. Einen großen Teil des Weges hat der Dax-30-Konzern dabei bereits zurückgelegt. Nach neun Monaten hat der Versicherungsriese schon 8,3 Milliarden Euro erreicht, 3,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der Nettogewinn stieg um fünf Prozent auf 5,4 Milliarden Euro.

Experten reagierten wohlwollend auf die Ziffern. „Angesichts der Serie von Naturkatastrophen im dritten Quartal hat Allianz ein solides Quartalsergebnis berichtet, das etwas besser als erwartet ausgefallen ist“, erklärte Thorsten Wenzel, Versicherungs-Analyst der DZ-Bank. „Auch die Ankündigung eines neuen Aktienrückkaufprogramms ist zumindest zum jetzigen Zeitpunkt eine positive Überraschung.“ Auch die Investoren klatschten Beifall. Die Aktie des Erstversicherers legte zeitweise mehr als ein Prozent zu.

Die Allianz setzt sich damit deutlich von vielen Wettbewerbern in Europa ab. Die Zurich Insurance Group hatte erst vor wenigen Tagen dargelegt, dass der Versicherer in den ersten neun Monaten auf der Stelle getreten war. In der größten Sparte Schaden- und Unfallversicherung sanken die Prämieneinnahmen um zwei Prozent auf 25,35 Milliarden Dollar, wie Europas fünftgrößter Versicherungskonzern mitteilte.

Auch der italienische Versicherer Generali bekam den Verkauf einer Tochter in den Niederlanden zu spüren. Der operative Gewinn stagnierte und der Nettogewinn sank in den ersten neun Monaten um 9,9 Prozent auf 1,463 Milliarden Euro. In München lief es bei der Allianz dagegen operativ im dritten Quartal in der Lebensversicherung und in der Vermögensverwaltung am besten.


Die Allianz erteilt Ratschläge an die Wettberber

Die Lage scheint so gut, dass Wemmer sogar Zeit für Ratschläge an die Wettbewerber findet. So hält der scheidende Allianz-Finanzvorstand, der alterbedingt Ende des Jahres das Unternehmen verlässt, einen Verkauf von Lebensversicherungs-Beständen an einen professionellen Abwickler nicht für grundsätzlich negativ. Wenn die Finanzaufsicht BaFin ein Auge darauf habe, „sollte das für den Kunden neutral sein, vielleicht sogar leicht positiv“, sagte er.

Mehrere große Lebensversicherer wie die Munich-Re-Tochter Ergo und Generali Deutschland prüfen derzeit, ob sich ihre Bestände klassischer Garantie-Policen verkaufen lassen. Wemmer kritisierte die Konkurrenten aber für den Umgang mit dem Thema. Die Branche müsse darauf achten, die Lebensversicherung als Produkt nicht durch Negativ-Schlagzeilen zu beschädigen. Die Allianz, Deutschlands mit Abstand größter Lebensversicherer, will an ihren Beständen jedoch festhalten und das Neugeschäft nicht einstellen. "Wir haben in Europa keine Pläne, ein Geschäft in den Run-off zu setzen", betonte Wemmer.

Doch es war nicht die einzige Botschaft, die der scheidende Finanzchef noch loswerden wollte. Offen kündigte Wemmer an, dass der Konzern in der anstehenden Erneuerungsrunde keine höheren Rückversicherungsprämien zahlen wolle. „Wir haben die Rückversicherung kaum belastet, ich glaube, wir haben darum gute Argumente, um Erhöhungen zu vermeiden“, sagte er.

Die großen Rückversicherer setzen dagegen darauf, dass die Serie von Wirbelstürmen die Preise auf dem globalen Markt nach jahrelangem Sinkflug wieder steigen lassen. „Wir rechnen für die kommenden Verhandlungen wieder mit steigenden Preisen – insbesondere in den von Katastrophen besonders betroffenen Märkten“, hatte erst Ende der Woche Munich-Re-Finanzvorstand Jörg Schneider betont. In der Munich-Re-Zentrale, die nur wenige hundert Meter von der Allianz entfernt liegt, dürften die Worte von Wemmer aufmerksam verfolgt worden sein.