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Tesla-Fabrik für Berlin: Wie Elon Musk die deutsche Autobranche demütigt

Lange nahmen Daimler, VW und BMW den Tesla-Chef aus dem fernen Kalifornien nicht ernst. Doch plötzlich will Elon Musk in Berlin eine gigantische Fabrik bauen.

Diesmal hat Elon Musk für seine Ankündigung nicht Twitter gewählt. Statt dessen nutzt der Tesla-Chef die Preisverleihung des Goldenen Lenkrads in Berlin, um Überraschendes zu verkünden. Im kurzen Mantel steht der groß gewachsene 48-Jährige auf der Bühne – in der rechten Hand hält er das goldene Lenkrad, in der linken das Mikrofon. „Eigentlich habe ich noch eine Ankündigung zu machen, die hoffentlich gut ankommt“, nuschelt er ins Mikrofon.

Dann rückt er mit seinem Plan raus: Der Elektropionier will eine Gigafabrik in der Nähe der deutschen Hauptstadt bauen. Erstaunen im Saal, Applaus. Und über allem die Frage: Ist das jetzt ein Segen für den Technologiestandort Deutschland oder eine Kampfansage an VW, Daimler und BMW?

Elon Musk ist weltweit die schillernste Figur der Automobilindustrie. Für die einen ist er der Visionär, der den Weg zur nachhaltigen Mobilität ebnet und die erstarrten Auto-Dinosaurier vorführt. Für die anderen ist er der Spinner, der auf Pump ein verlustträchtiges Geschäft vorantreibt.

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„Als wir mit Tesla angefangen haben, dachten alle, wie wären verrückt. Auch ich dachte, dass wir verrückt waren“, sagt Musk selbst. Aber mittlerweile lässt Tesla vielerorts die Konkurrenz hinter sich, im vergangenen Quartal hat Musk sogar einen Gewinn geschrieben.

An der Börse ist Tesla mit 61 Milliarden Dollar mehr wert als Daimler oder BMW. Auch dass Tesla beim Goldenen Lenkrad ausgerechnet in der Kategorie Mittel- und Oberklasse gewann und die meisten Punkte aller Finalisten einfuhr, ist ein Schlag ins Gesicht der deutschen Autoindustrie.

Gemeinsame Vision

„Das war großes Kino“, schwärmt ein Manager der Branche, der dabei war, „so etwas gab es noch nicht bei einer Preisverleihung dieser Art.“ VW-Chef Herbert Diess hat sich in den Augen des Managers wacker geschlagen. Diess zollte Musk Respekt und dankte ihm, dass er als Pionier der E-Autos die Branche so gefordert habe. „Tesla hat gezeigt, dass es funktioniert“, lobte er und sprach von einer gemeinsamen Vision.

Dennoch: Der freundliche Beifall war schon auch ein Akt der Demut, denn bislang hatten deutsche Autobosse keine Gelegenheit ausgelassen, die Verluste von Tesla als Beweis für ein nicht funktionierendes Geschäftsmodell anzuführen.

Doch Musk weiß: Er hat nicht nur Kunden, sondern auch Fans. Einer will demnächst berichten, wie es sich anfühlt, eine Million Kilometer mit einem Tesla zu fahren. Dass das Auto das übersteht, hat eine Ursache, die angsthemmend wirken dürfte: Deutsche Zulieferer sind in den Teslas maßgeblich vertreten.

Bosch liefert sogar Fertigungstechnik für Musks Batteriefabriken, weiß ein Insider. Der Weltmarktführer hat sich zwar gegen eine eigene Batteriefabrik entschieden, aber das hindert die Schwaben nicht daran, Musk zu unterstützen – solange der zahlungsfähig bleibt.

Der Südafrikaner Musk, der nach eigenen Angaben als Schüler Mobbingopfer war und das Land mit 16 Jahren in Richtung Kanada verließ, um dem Wehrdienst zu entgehen, hat schon früh eigene Unternehmen gegründet. Aus einem ging nach einer Fusion das Online-Bezahlsystem Paypal hervor. 2002 gründete Musk das Raumfahrtunternehmen Space X. 2004 investierte er in den Elektrohersteller Tesla, 2016 gründete er mit der Boring Company ein Unternehmen für Hochgeschwindigkeitstunnelsysteme.

Sein Konsum von Marihuana und starken Schlafmitteln hat schon Investoren und Aufseher besorgt. Auch Twittern darf er in der Regel nur noch betreut, seit er im vergangenen Jahr verfrüht den Abschied von der Börse per Tweet bekannt gab und so Klagen wegen Marktmanipulation provozierte.

Doch ganz kann er es dann doch nicht lassen. Zu den neuen Plänen seiner Automobil- und Batterie-Fabrik in Grünheide in Brandeburg twitterte er: „GIGA BERLIN“ – links und rechts drei Herzen in schwarz, rot und gelb.