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Gewinn der Munich Re bricht wegen hoher Corona-Schäden ein

Der Rückversicherer leidet in der Krise besonders unter der Absage von Großveranstaltungen. Mit Aussagen zum Gesamtjahr hält sich das Management deswegen weiter zurück.

Die Coronakrise hat den Gewinn der Munich Re deutlich einbrechen lassen. In den ersten drei Monaten des laufenden Jahres erwirtschaftete der Versicherer nur noch 221 Millionen Euro nach 633 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.

Die hohen Unsicherheiten zu den wirtschaftlichen und finanziellen Auswirkungen der Coronakrise hatten den Dax-Konzern schon Ende März deutlich vorsichtiger werden lassen. Da war von einem niedrigen dreistelligen Millionenbetrag für die ersten drei Monate war da die Rede. Finanzvorstand Christoph Jurecka sprach am Donnerstag von einem zufriedenstellenden Ergebnis. „Ohne die Schäden durch Covid-19 wäre es ein gutes Quartal gewesen“.

Inzwischen zeichnen sich auch klar die Details heraus, die zu dem Einbruch geführt haben. Vor allem das Kerngeschäft in der Rückversicherung leidet unter den Auswirkungen von Covid-19. Hier ist der Gewinn in den ersten drei Monaten um fast drei Viertel auf nur noch 149 Millionen Euro eingebrochen.

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Grund dafür waren insbesondere Schäden aus der Absage und Verschiebung von Großveranstaltung durch die Pandemie. Bei Munich Re fallen diese unter die Kategorie „Großschäden über zehn Millionen Euro“. Hier hat sich die Gesamtsumme in den Monaten Januar bis März auf 1,181 Milliarden Euro mehr als verdoppelt im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Da waren es noch 481 Millionen Euro an dieser Stelle.

Munich Re hat in den vergangenen Wochen schon erklärt, dass die Olympischen Spiele in Tokio, die im August stattfinden sollten und nun um zwei Jahre verschoben wurden, für einen dreistelligen Millionenschaden verantwortlich sind.

Höhere Sterblichkeit in den USA kostet Munich Re

Daneben ist der Rückversicherer stark in Nordamerika im Geschäft mit der Absicherung von Großveranstaltungen engagiert. Auch dort gibt es wegen der Coronakrise zahlreichen Absagen und Verschiebungen.

Deutliche Auswirkungen spürt zudem bereits seit längerem das Rückversicherungsgeschäft im Bereich Leben und Gesundheit. Mit einem Gewinn von acht Millionen Euro schaffte es der Konzern in diesem Bereich gerade noch in die schwarzen Zahlen.

Im Vorjahr stand noch ein Plus von 180 Millionen Euro an dieser Stelle. Treiber des Abwärtstrends waren in diesem Fall jedoch nicht die unmittelbaren Folgen der Pandemie, sondern eine höher als erwartete Sterblichkeit in den USA, zu spät gemeldete Schäden aus früheren Perioden sowie unerwartet hohe Prämienrückerstattungen für einzelne ältere Verträge. Im weiteren Verlauf des Jahres rechnet Finanzvorstand Jurecka auch in anderen Sparten mit spürbaren Belastungen.

Mittel- bis langfristig könnte das Rückversicherungsgeschäft allerdings sogar von der aktuellen Krise profitieren. Das zeigt sich jetzt schon an einigen Kennzahlen. So konnte der Konzern in der jüngsten Erneuerungsrunde zum 1. April, in der die Verträge mit den Erstversicherern zur Verlängerung oder Neuausschreibung anstanden, das gezeichnete Geschäftsvolumen um rund ein Viertel auf 2,1 Milliarden Euro steigern.

Dabei stieg das Preisniveau im Portfolio um drei Prozent. Lange Zeit standen die Preise unter Druck. Überkapazitäten prägten den Markt. Nun waren die Kunden speziell in Japan und Indien bereit, nach schweren Taifunen im vergangenen Jahr mehr Geld für neue Verträge auszugeben.

Zahlen der Tochter Ergo

Kaum Auswirkungen zeigt die Krise allerdings auf das Erstversicherungsgeschäft der Düsseldorfer Tochter Ergo. Sie büßte mit 72 Millionen Euro zwar leicht an Gewinn ein, im Vorjahreszeitraum standen hier 85 Millionen Euro.

Im wichtigen Bereich Schaden/Unfall konnte der Gewinn jedoch um satte 50 Prozent auf 21 Millionen Euro gesteigert werden. In diesem Bereich ist die Schaden-Kosten-Quote, die als wesentliche Maßzahl für Profitabilität gilt, von 98,1 Prozent auf nun sehr auskömmliche 93,4 Prozent gesunken.

Als Maßgröße gilt hier, dass ein Versicherer ab einer Schaden-Kosten-Quote unter 100 Prozent Geld verdient. Sorgen bereitet bei Ergo einzig der Bereich Lebens- und Krankenversicherung, in dem der Gewinn nach vormals 63 Millionen Euro auf fünf Millionen Euro rapide eingebrochen ist. Schuld waren Verluste an den Kapitalmärkten.

Auf Konzernebene konnte die Munich Re ihr Kapitalanlage-Ergebnis jedoch trotz Corona sogar steigern. Nach 1,757 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum standen nun 1,920 Milliarden Euro zu Buche. Damit erzielte der Konzern eine Rendite von 3,1 Prozent und damit sogar eine leichte Steigerung gegenüber den Vorquartalen. Laut Konzernkreise macht sich damit auch die Handschrift von Nicholas Gartside bemerkbar, der als neuer Chief Investment Officer im vergangenen Jahr von britischen Finanzhaus Barclays geholt wurde.

Besonders der Einsatz von Derivaten zur Absicherung bei starken Kursrückgängen habe sich bewährt, lobte Jurecka. „Die Absicherungsstrategie hat hervorragend funktioniert“. Gleichzeitig hat der Konzern in den ersten drei Monaten des Jahres seine Aktienquote deutlich reduziert. Ging man mit einem Anteil von 6,4 Prozent an Aktien im rund 228 Milliarden Euro schweren Portfolio ins Jahr, so lag die Quote Ende März nur noch bei 3,5 Prozent.

Zu einer Gewinnprognose für das Gesamtjahr konnte sich der Konzern wegen der vielen Unsicherheiten noch immer nicht durchringen. Hier seit es noch zu früh, hieß es. Ursprünglich wollte der Konzern in diesem Jahr 2,8 Milliarden Euro verdienen nach 2,7 Milliarden Euro im Jahr 2019.

Betroffen ist auch der Mehrjahresplan, den der Versicherer beim Investorentag am 8. Dezember 2020 präsentieren wollte und an dem das Management bereits seit einem Dreivierteljahr arbeitet. „Wir müssen viele Annahmen, die wir als gesetzt angesehen haben, noch mal überarbeiten“, sagte der Chief Financial Officer (CFO) Jurecka zum aktuellen Stand. Auch die Langfristplanung sei durch die Krise schwieriger geworden.

Blick auf Konkurrenz

Insgesamt schlagen sich die Münchener mit ihren Zahlen besser als ihr größter Rivale Swiss Re. Der Rückversicherer aus der Schweiz reservierte für Schäden durch den weltweiten Covid-19-Ausbruch im ersten Quartal vorsorglich fast eine halbe Milliarde Dollar und rutschte so sogar in die roten Zahlen ab.

Doch das sind nur die erwarteten Kosten für abgesagte oder verschobene Veranstaltungen. Welche Zahlungen sonst noch auf den zweitgrößten Rückversicherer der Welt zukommen, sei „mitten in der Pandemie“ nicht abzuschätzen, sagte Finanzchef John Dacey.

Nur die Hannover Rück hebt sich ab. Für die zu erwartenden Versicherungsschäden infolge der Coronavirus-Pandemie wie den Ausfall von Großveranstaltungen legte das Unternehmen im ersten Quartal zwar rund 220 Millionen Euro zurück, wie es diese Woche mitteilte.

Dennoch verdiente der Rückversicherer aus Niedersachsen in den Monaten Januar bis März sogar mehr als ein Jahr zuvor. Ein lukrativer Verkauf von Kapitalanlagen und einer Immobilie ließ den Nettogewinn in Hannover um 2,5 Prozent auf knapp 301 Millionen Euro steigen.

Die britische Investmentbank Barclays hatte jüngst vor dem „größten Schadensereignis in der Versicherungsgeschichte“ gewarnt. Auf 40 bis 80 Milliarden Dollar schätzen die Analysten der britischen Bank die versicherten Schäden.

Zudem sei von mehreren hundert Milliarden Dollar Verlusten durch die Turbulenzen an den Finanzmärkten auszugehen. Europas führender Versicherer Allianz, die Munich Re und andere Versicherer haben ihre Jahresprognosen bereits einkassiert und an der Börse hat der Sektor seit Jahresanfang ein Viertel an Wert verloren. Allein bei den Kreditversicherern könnte Covid-19 einen Schaden von 46 Milliarden Euro verursachen, schätzt die US-Bank Morgan Stanley. Rückversicherer könnten davon bis zu 30 Prozent tragen müssen.

Dennoch zeigte sich das Munich-Re-Management zuletzt zuversichtlich. „Die voraussichtlichen kurz- und längerfristigen Kosten der Pandemie sind erheblich“, sagte Munich-Re-Vorstandschef Joachim Wenning vergangene Woche auf der Online-Hauptversammlung des Unternehmens. „Sie werden für Munich Re aber wirtschaftlich gut verkraftbar bleiben.“

An der Dividende von 9,80 Euro je Aktie ließ Wenning daher nicht rütteln. Die Finanzaufsicht Bafin hatte dagegen ebenfalls keine Bedenken. „Angesichts unserer starken Kapitalisierung können wir uns diese Dividende gut leisten“, betonte Wenning.

Einen milliardenschweren Aktienrückkauf hat der Konzern allerdings vorerst gestoppt. Die Munich Re werde diese Krise aber besser überstehen als andere Rückversicherer und wolle die Chancen nutzen, die sich daraus ergäben, gab Wenning als Marschroute aus. Die Zahlen für das erste Quartal wecken an dieser forschen Aussage zumindest keine grundsätzlichen Zweifel.