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Ein Gewinn im Frühling macht noch keinen Sommer

Auch schlechte Nachrichten können gute Nachrichten sein. Zwar brach der Gewinn der Deutschen Bank in den ersten drei Monaten dieses Jahres um 58 Prozent ein. Aber das war noch immer deutlich besser als erwartet. Denn immerhin stand am Ende des ersten Quartals unter dem Strich ein Gewinn von 236 Millionen Euro – Analysten hatten im Schnitt einen Verlust um die 300 Millionen Euro erwartet.

Es gibt sie also doch noch: positive Neuigkeiten von Deutschlands größter Bank. Die Zahlen werden das Vertrauen in den neuen Vorstandschef John Cryan stärken. Für den Briten kommt der überraschende Gewinn genau zum richtigen Zeitpunkt. Denn wer sich in den vergangenen Wochen mit großen Aktionären der Bank unterhalten hat, der spürt, wie groß die Sorge um Deutschlands wichtigstes Geldhaus ist.

Die Investoren fürchten, dass die Bank in einer fatalen Zwickmühle gefangen ist: Auf der einen Seite muss Cryan das Geldhaus dringend sanieren und gesundschrumpfen, auf der anderen Seite droht dieser Schrumpfkurs das Kerngeschäft zu erodieren. Anders gesagt: Die Investoren fragen sich: Kann die neue kleinere so auskömmliche Renditen erreichen, dass sie auf Dauer eine Daseinsberechtigung als eigenständige europäische Großbank hat.

Deshalb sind die Zahlen für das erste Quartal ein wichtiges Signal der Hoffnung an die leidgeprüften Aktionäre, die allein in diesem Jahr einen Kursrutsch von über 20 Prozent verkraften mussten: Die Deutsche Bank ist trotz tiefgreifendem Umbau und trotz massivem Gegenwind für die gesamte Branche in der Lage Geld zu verdienen.

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Und noch eine gute Nachricht hatte Cryan parat: Bei der Bewältigung ihrer Altlasten sieht die Bank Licht am Ende des Tunnels. Die Kosten für Rechtsstreitigkeiten waren in den ersten drei Monaten des Jahres 1,4 Milliarden Euro niedriger als im ersten Quartal 2015. Der Großteil der gelösten Fälle sei durch Rückstellungen abgedeckt. An der Börse wurden die Zahlen denn auch mit einem deutlichen Kursplus belohnt.

Zerstreut sind die Ängste der Investoren damit allerdings noch lange nicht. Schließlich sanken die Erlöse in allen Sparten – außer bei der zum Verkauf stehenden Postbank. Konzernweit lagen sie mit 8,1 Milliarden Euro 22 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Im wichtigen Handel mit Aktien und Anleihen brachen sie um jeweils 23 Prozent ein, im restlichen Investmentbanking um 15 Prozent.

Angesichts des kräftezehrenden Konzernumbaus hat Cryan die Investoren bereits auf ein weiteres verlorenes Jahr ohne Dividende und mit einem möglichen leichten Verlust am Ende vorbereitet. Ein Grund zur Sorge ist nach wie vor die Kapitaldecke der Bank, die im ersten Quartal zumindest vorübergehend dünner wurde. Die harte Kernkapitalquote fiel von 11,1 Prozent auf 10,7 Prozent.

Mit dem milliardenschweren Verkauf der Beteiligung an der chinesischen Hua Xia Bank, der im zweiten Quartal perfekt gemacht werden soll, soll die Quote zwar wieder um 0,5 Prozent steigen, dennoch bleibt die Frage, ob die Bank angesichts der immer schärferen Vorgaben der Regulierer nicht doch noch einmal frisches Geld braucht, und woher dieses Geld angesichts des Kursverfalls kommen sollte. Zumal auch einige der gravierendsten und damit wahrscheinlich teuersten Rechtsrisiken noch immer nicht vom Tisch sind.

Dazu kommen die hausgemachten Probleme, wie der unselige Streit im Aufsichtsrat. In einer Art konzertierten Aktion haben einige Kontrolleure ihren Kollegen Georg Thoma öffentlich massiv angegriffen, eigentlich ein Tabu in der deutschen Unternehmenslandschaft. Thoma, einer der prominentesten deutschen Wirtschaftsanwälte leitet den Integritätsausschuss der Bank, der die vielen Skandale aufarbeiten und den viel beschworenen Kulturwandel vorantreiben soll. Seine Gegner werfen dem Juristen vor, dass er mit seiner Aufklärungswut weit über das Ziel hinausschießt und der Aufwand für die Vergangenheitsbewältigung die Bank quasi lähme.

Thomas Eifer mag unbequem, vielleicht sogar lästig und teuer sein, aber dass das skandalträchtige Geldhaus ausgerechnet den internen Chefaufklärer öffentlich anschießt, hinterlässt bei Investoren und in der Öffentlichkeit einen verheerenden Eindruck. Kurz vor der ohnehin schwierigen Hauptversammlung am 19. Mai braucht die Bank diese internen Machtspiele so nötig wie einen weiteren Milliardenverlust oder einen neuen Großskandal. Am Ende schlägt der Zank auf den gesamten Aufsichtsrat und den ohnehin in die Kritik geratenen Chefkontrolleur Paul Achleitner zurück.

Beim Aktionärstreffen im vergangenen Jahr entzogen die Eigentümer dem damaligen Co-Vorstandschef Anshu Jain mit einem rabenschwarzen Abstimmungsergebnis das Vertrauen. Eine Wiederholung dieses Alptraums muss der neue Mann an der Spitze, John Cryan, wohl nicht fürchten. Trotz der vielen Probleme der Bank schätzen die meisten Großinvestoren den Briten als erfahrenen Sanierer, auch wenn einige zweifeln, ob er mit dem schlechten Blatt, das er in die Hand bekommen hat, tatsächlich einen Stich machen und das Schicksal der Bank wenden kann.

In diesem Jahr dürfte sich der Zorn der Aktionäre wohl vor allem gegen den Aufsichtsrat richten. Auf Paul Achleitner kommen bis zur Hauptversammlung ein paar arbeitsreiche Wochen zu. Er muss die Eigentümer davon überzeugen, dass er und seine Mannschaft noch die richtigen sind, um das Management zu kontrollieren.