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Warum Getsafe ins hart umkämpfte Geschäft mit Kfz-Versicherungen einsteigt

Das Insurtech will seine neue Police auch nach einem Unfall günstig anbieten. Kooperationspartner ist der Versicherungskonzern Swiss Re.

Kaum ein Versicherungs-Start-up hat in den vergangenen Wochen für so viel Gesprächsstoff gesorgt wie der digitale Versicherungsanbieter Getsafe. Im Spätsommer berichtete das Portal „Deutsche Startups“, dass der Versicherungskonzern Swiss Re bei Getsafe eingestiegen und dass das Investment der erste Teil einer Finanzierungsrunde von bis zu 50 Millionen Dollar sei. Seitdem warten Branchenbeobachter auf konkretere Informationen.

Getsafe selbst äußert sich dazu bisher nicht – und verweist lediglich darauf, bereits vor einiger Zeit kommuniziert zu haben, dass das Unternehmen noch in diesem Jahr eine Finanzierungsrunde abschließen will.

Doch jetzt zeigt sich, dass die junge Heidelberger Firma die Zusammenarbeit mit Swiss Re intensiviert. Der Schweizer Rückversicherer ist Kooperationspartner bei der neuen Kfz-Versicherung, die Getsafe ab November auf den Markt bringt.

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Die Kfz-Versicherung ist in Deutschland mit knapp 30 Milliarden Euro zwar eines der am stärksten umkämpften Segmente. Für Getsafe sei sie als eine der wichtigsten Sachversicherungen aber ein bedeutender Meilenstein, sagte Firmengründer Christian Wiens im Gespräch mit dem Handelsblatt.

Das Besondere: Die neue Police soll günstige Preise bieten, auch nach einem Unfall. Normalerweise sind die Beiträge bei Kfz-Versicherungen am Anfang günstig und können in den Folgejahren auch steigen. Das veranlasst viele Versicherte, regelmäßig den Anbieter zu wechseln.

Ambitionierte Ziele für die laufende Wechselsaison

Das neue Getsafe-Produkt ist in erster Linie als Angebot an die bestehenden Kunden gedacht: „Aus Befragungen wissen wir, dass die Kfz-Versicherung das Produkt ist, das sich unsere Bestandskunden momentan am meisten wünschen“, erklärt Wiens. Auf Vergleichsportalen, wo ein harter Konkurrenzkampf um Neukunden herrscht, wird das Produkt nicht vertreten sein.

„Wir gehen davon aus, dass in dieser Wechselsaison ein zweistelliger Prozentsatz der Kunden unsere neue Kfz-Versicherung abschließen wird“, ist Wiens überzeugt. Aktuell haben Kunden bei Getsafe insgesamt rund 165.000 Policen abgeschlossen.

Die Ziele sind ambitioniert in einer Sparte mit hartem Wettbewerb. Neben den Branchengrößen in der Kfz-Versicherung Huk Coburg und Allianz buhlt beispielsweise auch das Insurtech Friday, das Teil der Baloise Gruppe ist, um Kunden. Der Schweizer Versicherer hat am Donnerstag sein neues Strategieprogramm bis 2025 vorgestellt. Demnach soll Friday seinen Umsatz auf 150 Millionen Schweizer Franken verfünffachen und in Deutschland profitabel werden.

Um sich von der Konkurrenz abzuheben, ist dem Getsafe-Chef daher die Technologie wichtig, die in seinem Produkt steckt. Sie soll den Grundstein legen, um in Zukunft mit Millionen anonymisierter Smartphone-Daten Unfälle und gefährliches Fahrverhalten frühzeitig zu erkennen und zu vermeiden.

Ein Vorreiter in diesem Bereich sei das US-Insurtech Root, so Wiens. In Europa gebe es dagegen bislang noch keine entsprechende Lösung am Markt.

Einstieg ins Lebensversicherungsgeschäft verzögert sich

Ursprünglich hatte der Getsafe-Chef kommuniziert, in diesem Jahr noch ins Lebensversicherungsgeschäft einsteigen zu wollen. Daraus wird nun nichts – zugunsten des Ausbaus des Sachversicherungsgeschäfts. Das Ziel, ein Mehrspartenversicherer werden zu wollen, bleibe aber bestehen.

Kritik an seiner Art der Kommunikation musste Wiens zuletzt noch an anderer Stelle einstecken. So stammen nicht die kompletten 15 Millionen Euro aus der 2019 abgeschlossenen Finanzierungsrunde von den dabei genannten Investoren.

„In Bezug auf die letzte Finanzierungsrunde gab es Verwirrung, weil wir in den Betrag auch Erlöse aus dem Verkauf des Maklergeschäfts an Verivox, die wir nicht separat kommunizieren durften, eingerechnet haben“, räumt Wiens ein. Dass Start-ups oft vollmundig für sich werben, ist bekannt. Doch Transparenz, das muss sich der Getsafe-Chef hier wohl eingestehen, sollte man dabei nicht vernachlässigen.

US-Börsengänge senden Signale nach Europa

Nach mehreren privaten Finanzierungsrunden stellt sich bei manchen Start-ups irgendwann auch die Frage nach einem Börsengang. Mit dem Getsafe-Vorbild Root ist vor Kurzem ein weiteres US-amerikanisches Insurtech in den Handel gestartet. Bereits im Juli hatte der auch in Deutschland tätige US-Digitalversicherer Lemonade mit seinem IPO für Aufmerksamkeit gesorgt.

Wiens wertet die Börsengänge der amerikanischen Konkurrenz als „gute Signale“ dafür, dass auch europäische Insurtechs in den nächsten drei bis fünf Jahren einen Gang an die Börse erwägen dürften. Er findet eine solche Option für sein Unternehmen spannend, obwohl Börsengänge hierzulande etwas schwieriger umzusetzen seien als in den USA.

Julian Teicke, Chef des Insurtechs Wefox, sagte dem Handelsblatt ebenfalls vor Kurzem, dass er mit seinem Unternehmen mittelfristig an die Börse strebe. Die Gründer hoffen darauf, dass die Kombination aus Versicherung und Technologie ein attraktives Paket für den Aktienmarkt ergeben könnte.