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Warum die gesetzliche Rente für euch nicht reichen wird – und was ihr dagegen tun könnt

„Sag mal Margarethe, klingt Altersvorsorge nicht total unsexy?“, wurde ich mal in einem Interview gefragt. Meine Antwort: „Ja klar, aber Altersarmut klingt halt noch weniger sexy.“ Ganz ehrlich, ich kann total nachvollziehen, dass sich die wenigsten gerne mit ihrer Altersvorsorge beschäftigen – bis ich etwa 28 Jahre alt war, war das Wort in meinem Vokabular quasi nicht vorhanden. Wozu auch? Ich dachte, wenn ich einigermaßen gut verdiene und regelmäßig in die Rentenversicherung einzahle, wird schon alles passen. Oder nicht?

Ganz so einfach ist es leider wirklich nicht, denn unsere Rente funktioniert nach dem sogenannten Umlageverfahren: Geld, das ihr heute in die Rentenversicherung einzahlt, wird direkt umgelegt und an die heutigen Rentner ausgezahlt. Dieses Prinzip nennt man auch den Generationenvertrag: Die Arbeitnehmer von heute finanzieren die Rentner von heute.

Warum das ein Problem ist, erfahrt ihr später noch. Zunächst einmal solltet ihr wissen, wie sich eure Rente zusammensetzt.

Die Stempelkarte für eure Rente

Wenn ihr angestellt seid und in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlt, sammelt ihr jedes Jahr Entgeltpunkte. Ähnlich wie bei der Stempelkarte eures Bäckers, bloß dass am Ende kein kostenloser Kaffee winkt, sondern idealerweise eine gute Rente.

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Einen vollen Punkt bekommt ihr immer dann, wenn ihr pro Jahr das Durchschnittsgehalt aller Arbeitnehmer verdient. Aktuell sind dies 40.551 Euro brutto. Verdient ihr nur die Hälfte dessen, bekommt ihr nur einen halben Punkt, verdient ihr das Anderthalbfache, bekommt ihr 1,5 Punkte. Maximal könnt ihr pro Jahr etwa 2 Rentenpunkte erwerben.

Bevor ihr jetzt anfangt eure Gehaltszettel zu suchen und zu rechnen, noch ein kleiner Tipp: Wer über 27 Jahre alt ist oder mindestens 5 Jahre lang in die Rentenkasse eingezahlt hat, bekommt einmal pro Jahr automatisch einen Rentenbescheid zugeschickt. Auf der Rückseite findet ihr immer euren aktuellen Punktestand.

Jeder Punkt, den ihr sammelt, hat übrigens auch einen Wert – und zwar den aktuellen Rentenwert. Derzeit beträgt er 33,05 Euro für Westdeutschland, 31,89 Euro für Ostdeutschland. Laut der Rentenversicherung solltet ihr bis zum Rentenalter 45 Punkte erreichen. Habt ihr das geschafft, gehört ihr der Spezies Eckrentner oder Standardrentner an – eine äußerst seltene Spezies, wie ihr noch sehen werdet.

Fleißige Punktesammler mit 45 Punkten können sich aktuell über eine Rente von 1.435,05 Euro (Ost) bis 1.487,25 Euro (West) freuen. Schon lange sind die Erwerbsbiografien aber anders als damals: Wer länger studiert, eine Auszeit auf Bali plant, sich mitten im Berufsleben noch einmal umorientieren möchte oder auch einfach die gemeinsame Kindererziehung mit ein paar Jahren Teilzeit plant, wird die 45 Punkte nur schwer erreichen. Und so ist es nicht verwunderlich, dass bereits jetzt die durchschnittlich ausgezahlte Rente gerade einmal 910 Euro beträgt.

Ich wohne in München und könnte mit der Summe maximal noch ein WG-Zimmer finanzieren, geschweige denn in irgendeiner Form gut leben.

Ach, und habe ich eigentlich schon erwähnt, dass die Rente ab dem Jahr 2040 voll versteuert werden muss? Das Finanzamt möchte natürlich auch ein Stück vom Kuchen abhaben. Leider müsst ihr nach dieser schlechten Nachricht noch eine zweite aufnehmen. Die Prognose für das Umlageverfahren ist nämlich alles andere als gut.

Das Ende des Umlageverfahrens?

Das bereits oben erwähnt Prinzip des Umlageverfahrens stammt von 1957. Einer Zeit, in der sich Deutschland mitten im Babyboom befand und immer mehr künftige Renteneinzahler geboren wurden. Heutzutage sieht es leider anders aus: Auf der einen Seite gibt es immer weniger Menschen im erwerbsfähigen Alter (20 – 66 Jahren), auf der anderen Seite gibt es immer mehr Rentner. Dies nennt sich auch Altenquotient. 2010 kamen auf 100 Erwerbsfähige etwa 30 Rentner. Bis 2060 wird sich diese Zahl in etwa halbieren und 100 Erwerbsfähige müssen 57,4 Rentner finanzieren.

Das Prinzip Umlageverfahren kann also gar nicht mehr funktionieren, was bedeutet, dass sich die Generation Y – Z von der Absicherung durch die gesetzliche Rente verabschieden kann. Ganz abgesehen davon, gibt es schon heute das Problem der Altersarmut in Deutschland.

Genau das sind die zwei großen Probleme unserer Generation: Bereits jetzt schaffen es die meisten nicht, eine Rente zu erwirtschaften, von der sie gut leben können. Bis ihr in Rente geht, gibt es kaum noch junge Menschen, die das finanzieren können.

Was ist also die Lösung? Auch wenn viele Parteien dieses Thema in ihr Wahlprogramm aufgenommen haben, kann es dauern bis etwas passiert. Ausgang: ungewiss. Wenn ihr nicht einfach abwarten, sondern bereits jetzt aktiv werden wollt, gibt es eine Lösung: Ihr investiert euer Geld an der Börse.

Mit Aktien gegen Altersarmut

Dass man auf dem Sparbuch keine Zinsen mehr bekommt, dürfte hoffentlich niemanden mehr überraschen. Trotzdem ist das Sparbuch hierzulande die beliebteste „Anlageform“. Angesichts der niedrigen Zinsen und der hohen Inflation haben Sparer 2018 insgesamt 38,6 Milliarden Euro Wertverlust erlitten.

Es führt also kein Weg mehr an der Börse vorbei, um sich gut abzusichern. Wer früh damit anfängt und beispielsweise 30 Jahre lang in die 30 DAX-Unternehmen investiert, kann laut dem Deutschen Aktieninstitut mit einer durchschnittlichen Jahresrendite von 9,0 Prozent rechnen.

Mal angenommen, ihr fangt mit 30 Jahren damit an und investiert jeden Monat gerade einmal 25 Euro. Dann habt ihr, bis ihr 60 seid, insgesamt 9.000 Euro selbst aufgebracht. Wenn ihr nun jedes Jahr 9 Prozent Rendite auf euer Geld und eure Zinsen erhaltet, habt ihr nach 30 Jahren allerdings einen Wert von 42.885,76 € erreicht. Das bedeutet allein 33.885,76 Euro werden durch den Zinseszinseffekt erzielt! Kein Wunder, dass Albert Einstein dieses Phänomen auch als das achte Weltwunder bezeichnete.

Auch wenn hier natürlich auch noch die Inflation und Steuern berücksichtigt werden müssen, ist dies eine Summe, von der Sparer nur träumen können.

Ihr seht, die Zukunftsaussichten für die Rente sind in Deutschland alles andere als rosig, doch es gibt Möglichkeiten, sich selbst abzusichern – und zwar schon mit einem geringen Betrag. Das wichtigste ist, dass ihr schon früh startet, egal wie klein der Betrag am Anfang ist. Zeit ist beim Investieren ein unglaublich wichtiger Faktor! Für all diejenigen, die die sich noch schwer damit tun, ihr Geld zu sparen und beiseitezulegen, habe ich beim nächsten Mal einige Tipps und Tricks dabei, die es euch erleichtern zu sparen und gleichzeitig nicht das Gefühl zu haben, auf etwas verzichten zu müssen. Stay tuned!

Margarethe Honisch ist Finanzbloggerin und Buchautorin. Auf ihrer Website Fortunalista und ihrem gleichnamigen Instagram-Account gibt sie Tipps rund um Altersvorsorge und Geldanlage. Für Business Insider schreibt sie die Kolumne „Aus Geld mehr machen“.