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Auf Geschäftsreisen musst du ein Schwein sein

Der Passagier in einem Airbus A 320–200 hat weniger Platz als ein Mastschwein. Herr K. glaubte das sofort, nicht nur, weil es im Handelsblatt stand. Und was im Handelsblatt steht, stimmt eigentlich immer... auch und gerade was bedeutende Wirtschaftsfaktoren wie die Produktion von Airbussen und Mastschweinen angeht.

An Geschichten, in denen die Verbreitung von Mastschweinen in Airbussen eine Rolle gespielt hätte, kann er sich zwar nicht erinnern. Aber ein paar Tage später sitzt er selbst in einem A 320 und ahnt, dass alles noch viel schlimmer ist. Nicht im Traum würde ein mitteleuropäisches Mastschwein daran denken, sich auf seinen Mittelplatz 15 E zu setzen. Man kann so einen Flug und die Enge heutzutage nur noch überleben, wenn man die Lebensfunktionen auf ein Minimum reduziert, zu dem Atmen nicht mehr zwangsläufig gehört.

Wer denkt sich so etwas aus? Sadisten? Lebensmittel-Logistiker, die vorher die effiziente Einlagerung von Fischfilets in Konservenbüchsen organisiert haben? Bei Eurowings oder Lufthansa gibt es sicher Entwicklungsabteilungen, die den ganzen Tag nichts anderes tun, als unter Laborbedingungen möglichst viele Geschäftsreisende auf möglichst engem Raum zusammenzupressen.

„In den oberen Ablagen könnten wir noch 30 unterbringen, ohne Handgepäck, wenn wir Luftlöcher in die Staufächer bohren“, sagt dann einer. Und der Abteilungsleiter antwortet schulterzuckend: „Nee, haben wir 2014 schon versucht. Die Hälfte ist an Thrombosen gestorben. Lasst uns lieber noch mal Stehplätze ausprobieren – zumindest für Flüge unter fünf Stunden Dauer.“

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Herr K. wäre jetzt gern ein Mastschwein. Es hat nämlich aufgrund von europaweit sicher längst einheitlichen Tierschutzgesetzen selbst in der Massentierhaltung einen Anspruch auf 0,75 Quadratmeter Fläche, während der handelsübliche Geschäftsreisende nur 0,57 Quadratmeter zugestanden bekommt. Bio-Schweinen geht es noch besser: Sie können in ihrem Stall 1,3 Quadratmeter erwarten sowie einen weiteren Quadratmeter im Freien.

Herr K. müsste also in der Economy fünf Plätze für sich allein reservieren, um mit einem Bio-Schwein gleichzuziehen. Da dürfte seine Spesenabteilung kaum mitspielen. Wie es sich etwa mit Puten aus Freilandhaltung verhält, kann Herr K. nur mutmaßen. Aber die Überlegungen helfen ihm, den Flug von Hamburg nach München zu überstehen.

Dass man es ihm so schwer macht, in Flugzeugen (aber auch Zügen oder Bussen) ein einigermaßen menschenwürdiges Dasein zu fristen, führt Herr K. auch darauf zurück, dass Geschäftsleute wie er einfach keine Lobby haben. Mastschweine wissen sich dagegen gesellschaftlich von einer breiten Sympathisanten-Front getragen, die von osteuropäischen Kolchose-Königen bis ins Lager linker Veganerinnen in Berlin-Mitte reicht. Sie alle haben – wenn auch aus unterschiedlichen Gründen – sehr viel übrig für das Schwein als solches.

Als Herr K. in München ordentlich zerknittert aus der Maschine wankt, ist er sich jedenfalls sicher: Er ist einfach zu wenig Schwein. Komischerweise tröstet ihn das gerade nicht.

Als Herr K. Abitur machte, waren Computer noch etwas für die komischen Typen aus der Informatik AG. Damals kriegten die kein Mädchen ab, heute kontrollieren sie Hidden Champions im Bereich Business Solutions mit Standorten auf drei Kontinenten. Es gab noch keine Smartphones, kein Internet, keine Generation Y, nur Kassettenrecorder, Wählscheibentelefone und sogar die DDR. Patchwork war allenfalls Omas Auslegeware. Herr K. ist – beruflich wie privat – bisweilen irritiert von dieser sich rasant verändernden Welt, will sich aber nichts anmerken lassen. Er ist jetzt in einem Alter, in dem es um letzte Fragen geht: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Und wie viel Bonusmeilen gibt’s auf dem Weg dorthin? Diese Kolumne will die Antworten liefern. Anregungen für Herrn K. bitte an: herr.k@handelsblatt.com oder folgen Sie Herrn K. auf Twitter: @herrnK