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Das Geschäft der Rückversicherer zieht wieder an

Nach schwierigen Jahren erzielen die Rückversicherer wieder höhere Preise. Auch die Konkurrenz durch Hedge-Fonds ist etwas geringer geworden.

Aufregende Tage haben die großen Rückversicherer hinter sich. Und das schon vor ihrem traditionellen Treffen, das nun zum 63. Mal in Monte Carlo stattfindet. Hurrikan Dorian hatte Anfang vergangener Woche die höchste Kategorie fünf erreicht und dabei auf den Bahamas für eine beispiellose Verwüstung gesorgt.

Es war der schwerste Hurrikan, der je im Atlantik gemessen wurde. Ersten Schätzungen zufolge sollen die Schäden rund sieben Milliarden Dollar betragen.

Hohe Schadenzahlungen könnten in den kommenden Wochen einige auf die Rückversicherer zukommen. Gehören doch die Wochen von Ende August bis in den Oktober zu den schadenreichsten im gesamten Jahr.

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Hurrikans im Atlantik und schwere Taifune in Asien haben in den vergangenen Jahren für Zahlungen in Milliardenhöhe gesorgt. Deswegen trifft sich die Branche im Spätsommer mit ihren Kunden in Monte Carlo, um beim traditionellen „Rendezvous de Septembre“ auszuloten, wie die Vorstellungen beider Seiten für das kommende Jahr sind.

Dabei haben die Rückversicherer, die als Nische lediglich fünf Prozent des weltweiten Prämienvolumens in der Versicherungsbranche ausmachen, schwere Zeiten hinter sich. Noch vor zwei Jahren haben sie kräftig draufgezahlt.

Damals brachten die gewaltigen Hurrikans Harvey, Irma und Maria die Rekordschadensumme von 340 Milliarden Dollar. Zu der Zeit lag die Schaden-Kosten-Quote, mit der gemessen wird, ob ein Versicherer Geld verdient, im Schnitt bei unerfreulichen 108 Prozent. Mittlerweile ist man wieder im positiven Bereich bei 97 Prozent angelangt.

Für die Rückversicherer hatten die Rekordschäden somit positive Folgen. Nachdem die Preise, die die Erstversicherer zur Absicherung von Naturkatastrophen zu zahlen bereit waren, in den Jahren davor nach nur geringen Schäden unter Druck standen, zogen sie bei der Erneuerungsrunde im Januar moderat an. Im April und im Juli ging es deutlicher nach oben.

„Eine substanzielle Preiserhöhung gab es zuletzt in Japan und den USA und damit in Regionen mit sehr hohen Schäden“, beobachtet Dirk Spenner, der beim Londoner Makler Willis Re für die Regionen Europa, Naher Osten und Afrika zuständig ist. Höhere Preise seien somit kein globaler Markttrend.

Für Jubel in der Branche ist es zu früh

Ähnlich war es in den Jahren 2001, 2005 und 2011. Damals brachten die gewaltigen Schäden durch den Anschlag auf das World Trade Center, die Hurrikans Katrina, Rita und Wilma sowie die Erdbebenkatastrophe in Japan ebenfalls hohe Verluste unter den Rückversicherern, was in den Folgejahren zu spürbar steigenden Preisen führte.

Für Jubel ist es somit zu früh. Zwar wird die immer stärker konzentrierte Branche, in der die Top-10 mittlerweile rund 68 Prozent des Marktvolumens repräsentieren, in diesem Jahr wohl wieder ihre Kapitalkosten verdienen. In den beiden Vorjahren war das nicht der Fall.

Voraussetzung dafür ist aber, dass bis Ende Dezember keine unerwarteten Großschäden hinzukommen. Dann erwarten die Ratingexperten von S & P Global eine Schaden-Kosten-Quote von 95 bis 98 Prozent für dieses und das kommende Jahr sowie eine Eigenkapitalrendite von sieben bis neun Prozent.

Damit es so kommt, braucht die Branche mehr als steigende Preise bei geringeren Schäden. Die Rückversicherer stehen allesamt von einem gewaltigen Umbau, beschleunigt durch den digitalen Wandel auf der operativen Seite und der zuletzt noch einmal verschärften Niedrigzinsphase, die die Anlagenseite belastet.

Hoffnungen auf das Zukunftsfeld Cyberversicherungen

Operativ setzt die Branche weiter große Hoffnungen auf das Zukunftsfeld Cyberversicherungen. Dass die Nachfrage angesichts wachsender Gefahren steigen wird, ist Konsens. Von Wachstumsraten zwischen 25 bis 30 Prozent pro Jahr ist beim Weltmarktführer Munich Re am Sonntag die Rede.

„Cyberpolicen sind eines unserer größten strategischen Wachstumsbereiche überhaupt“, stellt Torsten Jeworrek am Sonntag die Bedeutung des noch relativ neuen Bereichs dar. Im Vorstand der Munich Re ist er für das klassische Rückversicherungsgeschäft zuständig. Der Gesundheitssektor, das produzierende Gewerbe und der Finanzsektor sind derzeit die größten Kundengruppen.

Umgekehrt bereitet in einem möglichen Schadenfall dessen mögliche Dimension Sorge, besteht doch die Gefahr, dass ein Land oder eine ganze Branche angegriffen wird. Nach einer Untersuchung der Allianz waren waren Cyberangriffe hinter Betriebsunterbrechungen im vergangenen Jahr die Schadenfälle, die am meisten zugenommen haben.

Senken müssen die Rückversicherer zudem weiterhin ihre Kapitalkosten. Nachdem die Branche lange Zeit von einem hohen Anteil an langlaufenden Wertpapieren mit hohen Zinskupons profitierte, bekommt nun auch sie die Auswirkungen der Niedrigzinsphase zu spüren.

„Angesichts des beschleunigten Rückgangs der Anleiherenditen seit Jahresbeginn könnte die aktuell noch komfortable Solvenzquote der Munich Re sinken“, monierte Analyst Philip Kett vom Analysehaus Jefferies kürzlich. Die Quote von üppigen 245 Prozent, die der Rückversicherer jüngst gemeldet hat, könnte somit geringer ausfallen, so seine Befürchtung.

Dafür gibt es an anderer Stelle leichte Entwarnung. Der Anteil an Alternativem Kapital, vor allem durch Hedge-Fonds, ist im Rückversicherungsgeschäft nach Jahren mit stetigem Anstieg zuletzt leicht rückläufig gewesen. „Die Anbieter aus der alternativen Ecke mussten erst mal verarbeiten, dass die Schäden höher als erwartet ausgefallen sind“, wertet Dirk Spenner diese Entwicklung. Sobald sie jedoch neue Gelegenheiten sehen, sind sie wohl wieder da, vermutet er.

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