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GESAMT-ROUNDUP: VW-Konzern von Chipmangel gebremst - Aktie verliert

WOLFSBURG (dpa-AFX) - Volkswagen-Konzernchef <DE0007664039> Herbert Diess will bei seinem Dringen auf eine höhere Rendite nicht locker lassen. Die vom Chipmangel belasteten Resultate in den Monaten Juli bis September sieht das Management als Beleg dafür, dass mit dem Sparen vor allem bei den Massenmarken wie VW Pkw, Seat und Skoda nicht Schluss sein kann. "Die Ergebnisse des dritten Quartals zeigen einmal mehr, dass wir die Verbesserung der Produktivität im Volumenbereich jetzt konsequent vorantreiben müssen", sagte Diess am Donnerstag in Wolfsburg. Im Stammwerk Wolfsburg stehen denn auch weitere Arbeitsplätze auf dem Spiel - auch weil die Konkurrenz vom US-Elektrorivalen Tesla <US88160R1014> dem Autoriesen mit dem Werksneubau in Grünheide bei Berlin spürbar auf die Pelle rückt.

Schon länger blickt Diess neidisch auf US-Unternehmer Elon Musk, der auf der sprichwörtlichen grünen Wiese nahe der Hauptstadt das neue Werk von Grund auf so hochziehen kann, wie es die künftige Autowelt mit ihren Elektroantrieben und vernetzten Diensten erfordert. Diess hingegen muss bei Volkswagen vor einem ganz anderem Hintergrund agieren - Ende September zählte der Konzern rund um den Erdball knapp 675 000 Beschäftigte, von denen die meisten noch rund um den klassischen Verbrenner arbeiten.

Bis 2030 will Diess nun Wolfsburg fitmachen für den Wettbewerb mit Grünheide, wie er sagte. Das sei die Herausforderung, der Wolfsburg sich gegenüber sehe, das Werk müsse produktiver werden. "Sicherlich brauchen wir dazu einen Abbau von Stellen", fügte er an und nannte dabei sowohl Jobs in der Produktion als auch Stellen in der Verwaltung und Entwicklung.

In den vergangenen Wochen wurde unter anderem über einen möglichen Abbau von rund 30 000 Stellen in der Kernmarke VW Pkw spekuliert. Zu konkreten Zahlen wollte sich Diess nicht äußern. "Das ist noch nicht ausgemacht, wir werden in den kommenden Wochen daran arbeiten", sagte der VW-Chef.

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Die erst seit Kurzem amtierende Betriebsratschefin Daniela Cavallo hatte bereits jüngst ein zusätzliches Elektroautomodell neben dem 2026 startenden Trinity-Projekt für Wolfsburg und einen früheren Einstieg in die E-Mobilität gefordert. Diese Forderung bekräftigte sie am Donnerstag: "Die Beschäftigten wollen zurecht wissen, wie die Zukunft auch über die Integration des Projekts Trinity hinaus aussehen wird." Sie verwies auf die Beschäftigungssicherung bis 2029 und laufende Programme zur Reduktion von Stellen. "Darüber hinaus gibt es keinerlei Absprachen für weiteren Personalabbau am Standort Wolfsburg", stellte sie klar.

Wegen weiteren Gesprächsbedarfs wird nun auch die im November traditionell anstehende sogenannte Planungsrunde um rund einen Monat verschoben - in dieser geht es regelmäßig um die milliardenschweren Investitionszusagen für die kommenden fünf Jahre. In den letzten Tagen hatte sich bereits angedeutet, dass es noch Abstimmungsbedarf zwischen Management und Arbeitnehmern gibt. Auf deutliche und öffentliche Kritik von Cavallo an Diess und seinem geplanten Fernbleiben einer Anfang November angesetzten Betriebsversammlung folgte prompt seine Zusage. Er sei sich mit Cavallo einig, dass er bei der Veranstaltung dabei sein solle - und wolle dann auch gleich seine Sichtweise auf die aktuelle Lage erläutern, sagte er in einer Pressekonferenz.

Und die Lage könnte durchaus besser sein. Im dritten Quartal lieferte der VW-Konzern weltweit rund ein Viertel weniger Fahrzeuge an die Kunden aus als vor einem Jahr. Vor allem die Lieferengpässe bei elektronischen Halbleitern stoppten mehrfach die Produktion in den Werken. In Deutschland mussten viele Beschäftigte in die Kurzarbeit, auch Wolfsburg ist schlecht ausgelastet.

Die Auslieferungen im Gesamtjahr dürften nun nicht mehr spürbar über denen des von der Corona-Krise hart getroffenen Vorjahres liegen, korrigierte das Unternehmen seine Erwartungen nach unten. Und der Umsatz wird wohl nicht mehr um über 10 Prozent steigen, sondern voraussichtlich nur bis zu 10 Prozent über den schwachen knapp 223 Milliarden Euro aus dem Vorjahr liegen.

Da half es auch kaum, dass Finanzchef Arno Antlitz die Renditeaussichten für das operative Ergebnis bei 6 bis 7,5 Prozent des Umsatzes - und sogar im oberen Bereich der Spanne - bestätigte. Bei weniger Umsatz bleibt dann eben doch auch weniger Gewinn übrig, sagten sich Börsianer. Die Volkswagen-Vorzugsaktie gab als zweitschwächster Dax-Wert am Nachmittag um mehr als vier Prozent nach. Jefferies-Analyst Philippe Houchois sprach von einem schwachen Zwischenbericht, der aber dennoch etwas besser ausgefallen sei als befürchtet. Goldman-Sachs-Experte George Galliers führte das unter anderem auf das starke Abschneiden der Finanzdienstleistungssparte zurück.

Angesichts des Einbruchs bei den Verkäufen stand VW im Konzern bei den Finanzzahlen noch ordentlich da. Der Umsatz ging um vier Prozent auf 56,9 Milliarden Euro zurück, das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern um zwölf Prozent auf 2,8 Milliarden. Und unter dem Strich machte VW sogar mehr Gewinn, weil der Konzern deutlich weniger Steuern verbuchte und auch Finanz- und Beteiligungsergebnis besser ausfielen. So stieg der auf die Aktionäre entfallende Gewinn um rund sieben Prozent auf 2,8 Milliarden Euro.

Dass es nicht schlimmer aussah, lag vor allem an den Finanzdienstleistungen. Der Konzernbereich für Autofinanzierungen und Leasing verbuchte im Quartal allein ein Rekordergebnis von 1,5 Milliarden Euro. Das Geschäft profitiert insbesondere von den derzeit hohen Preisen für Gebrauchtwagen, weil Leasingrückläufer teuer verkauft werden können. Zudem entwickelten sich die Kosten für Zahlungsausfallrisiken positiv.

Sonst aber zeigten die Ergebnisse vorwiegend, wie akut die Lieferschwierigkeiten bei den Chips aktuell sind. Die Marken VW Pkw, Seat und Skoda aus der Markengruppe "Volumen" fuhren allesamt operative Verluste ein. Die Kernmarke VW Pkw verzeichnete ein Minus von 184 Millionen Euro. Bei Seat und Skoda waren es jeweils etwas geringere Verluste. Auch die kleineren VW-Nutzfahrzeuge lagen knapp im Minus.

Finanzchef Antlitz sagte in einem konzernintern verbreiteten Beitrag, an den Ergebnissen könne man sehen, dass die Gewinnschwelle zu hoch liege. "Wir müssen unsere Fixkosten stärker senken und die Produktivität steigern. Beim Thema Fixkosten haben wir in den letzten Monaten zwar merkliche Fortschritte gemacht - unser sogenannter Break even kommt aber immer noch zu spät", sagte er. Bei Auslastungsschwierigkeiten komme das Unternehmen daher nicht gut klar. Schon vor dem völlig neu konzipierten Zukunfts-Projekt Trinity 2026 seien weitere Fortschritte bei der Wettbewerbsfähigkeit vonnöten.

Die Massenmarktmodelle sind im Konzern am stärksten von der Chipflaute betroffen. Der Konzern bemüht sich, die vorhandenen Elektronikbauteile vorzugsweise in die rentableren Modelle von Marken wie Porsche und Audi einzubauen und den Hochlauf der batterielektrischen Autos nicht zu gefährden. Audi konnte einen operativen Gewinn von rund einer Dreiviertelmilliarde Euro verbuchen, bei Porsche war es im Autogeschäft etwas weniger.

Im vierten Quartal solle sich nun die Situation bei den Chips wöchentlich etwas bessern, sagte Einkaufschef Murat Aksel. Die Probleme würden aber auch über das kommende Jahr hinweg bestehen bleiben.

Der Autohersteller bleibt zudem in Sachen Klimaschutz unter Beschuss. Eine von der Umweltorganisation Greenpeace geforderte Unterlassungserklärung zum Verkauf von Verbrennern ab 2030 will der Konzern nicht abgeben, wie es am Donnerstag hieß. Für das geplante Vorgehen mit Klimaklagen habe der Konzern kein Verständnis. Greenpeace bezeichnete die Absage am Donnerstag als vertane Chance für VW - und will in den kommenden Tagen nach eigener Aussage nun Klage einreichen.