GESAMT-ROUNDUP: Berlin zurückhaltend bei Forderung nach Marschflugkörpern

KIEW/BERLIN (dpa-AFX) -Trotz immer lauter werdender Forderungen nach der Lieferung von Marschflugkörpern vom Typ Taurus an die Ukraine hat Berlin eine rasche Entscheidung abgelehnt. Mit den Lenkflugkörpern können Ziele weit hinter dem Frontverlauf getroffen werden. Die Bundesregierung fürchtet, die Ukraine könnte die Waffen für Angriffe auf russischem Gebiet einsetzen. Laut US-Medien könnte Washington jedoch schon bald Artillerie-Kurzstreckenraketen ATACMS an Kiew abgeben, die eine ähnliche Reichweite haben.

Bei der Frage nach dem richtigen Zeitpunkt für Verhandlungen über ein Ende des Kriegs in der Ukraine betonte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), die Entscheidung liege bei Kiew. Südkorea und die USA warnten mit Nachdruck vor einer möglichen Militärkooperation zwischen Nordkorea und Russland.

Berlin: Besonnenheit bei Entscheidung über Taurus-Lieferung

Es stehe keine schnelle Entscheidung in den nächsten Tagen an, was die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern in die Ukraine betreffe, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Freitag in Berlin. "Da kann ich keinerlei Bewegung feststellen", sagte er. Pistorius machte bei der ersten "Westfälischen Friedenskonferenz" in Münster deutlich, auf ein paar Tage mehr oder weniger komme es aus seiner Sicht nicht an. "Wenn das jetzt noch eine Woche oder zwei dauert, bis eine Entscheidung fällt, dann ist das so", sagte der SPD-Politiker .

"Diese Besonnenheit muss sich die Bundesrepublik Deutschland leisten, auch wenn es für unsere ukrainischen Freunde schwer zu verstehen ist." Deutschland müsse bei jedem Schritt die Folgen abwägen. Die Bundesrepublik habe "etwa 500 und so und so viel von diesen Dingern". Davon sei die Hälfte nicht auf dem neuesten Stand. Die andere Hälfte brauche ein Update und müsse programmiert werden.

Die Ukraine fordert seit längerem die weitreichenden Taurus-Marschflugkörper. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) äußerte sich dazu bisher immer zurückhaltend - wohl, weil er Angriffe auf russisches Gebiet ausschließen will, wegen derer Russland dann Vergeltung üben könnte.

Moskau kritisiert sich abzeichnende ATACMS-Lieferung

Russland kritisierte die mögliche Lieferung von Artillerie-Kurzstreckenraketen ATACMS aus den USA an die Ukraine. Vizeaußenminister Sergej Rjabkow sprach am Freitag in Moskau von einer "pausenlosen Eskalation, einer Ignoranz gegenüber den offensichtlichen Risiken" einer solchen Entscheidung. Zugleich behauptete er aber, dass diese Waffen auf dem Schlachtfeld nichts verändern würden.