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GESAMT-ROUNDUP 2: Russland vergrößert Armee um fast 140 000 Soldaten

(neu: Angaben zum AKW)

KIEW/MOSKAU (dpa-AFX) - Ein halbes Jahr nach dem Einmarsch in die Ukraine stockt Russland seine Truppen auf. Auf Befehl von Kremlchef Wladimir Putin soll die Zahl der Soldaten im kommenden Jahr um 137 000 auf rund 1,15 Millionen wachsen, wie aus einem Dekret vom Donnerstag hervorgeht. In der Ukraine wurden bei einem russischen Raketenangriff auf einen Bahnhof Dutzende Menschen getötet. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sicherte dem attackierten Land erneut Hilfe zu. Das von Russland besetzte Atomkraftwerk Saporischschja wurde nach Angaben aus Kiew zumindest zwischenzeitlich vom ukrainischen Stromnetz getrennt.

Die Ukraine hatte am Mittwoch den 31. Jahrestag ihrer Unabhängigkeit von der Sowjetunion begangen - genau ein halbes Jahr nach dem russischen Überfall vom 24. Februar. Vorab hatte Kiew vor zusätzlichen russischen Angriffen am Jahrestag gewarnt. Tatsächlich wurde dann unter anderem abends der Raketeneinschlag auf die Bahnanlagen im Ort Tschaplyne des zentralukrainischen Gebietes Dnipropetrowsk gemeldet.

Moskau bestätigt Raketenbeschuss

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"Tschaplyne ist heute unser Schmerz", sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner üblichen Videoansprache. Bis Donnerstag stieg die Zahl der Todesopfer nach ukrainischen Angaben auf mindestens 25, darunter zwei Kinder. Zudem seien 31 Menschen verletzt worden, erklärte der Vizechef des Präsidentenbüros, Kyrylo Tymoschenko, auf Telegram. Die Informationen ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Das russische Verteidigungsministerium lieferte eine andere Version: Getötet worden seien bei dem Schlag mit einer Iskander-Rakete mehr als 200 ukrainische Soldaten, die für Kämpfe im Donbass bestimmt gewesen seien, sagte Sprecher Igor Konaschenkow. Die Rakete sei in den militärischen Teil der Bahnstation eingeschlagen. Dabei sei auch Militärtechnik zerstört worden. Belege gab es auch dafür nicht. Kiew hatte von Beschuss von bewohntem Gebiet gesprochen.

In Hunderten Fällen Streubomben eingesetzt

Die Ukraine und internationale Experten werfen Russland immer wieder Angriffe auf Zivilisten und Kriegsverbrechen vor. Auch international geächtete Streumunition hat Russland seit Beginn des Krieges in Hunderten Fällen eingesetzt, wie die internationale Streumunition-Koalition in Genf berichtete. Bis Ende Juni seien mindestens 215 Menschen getötet und weitere 474 durch Streumunition verletzt worden, hieß es. Auch auf ukrainischer Seite wurde der Einsatz dieser Munition in drei Fällen registriert. Es handelt sich um Behälter, die aus Flugzeugen oder Raketenwerfern abgeschossen werden und viele kleine Sprengsätze großflächig verteilen. Ein Übereinkommen von 2008 verbietet den Einsatz von Streumunition, doch weder Russland noch die Ukraine gehören ihm an.

Kanzler bei ukrainischen Soldaten

Bundeskanzler Scholz besuchte erstmals ukrainische Soldaten im Ausbildungsprogramm am Flugabwehrpanzer Gepard in Schleswig-Holstein. "Die Männer, die hier sind, werden ihr Land verteidigen", sagte der SPD-Politiker. "Sie werden es verteidigen gegen die furchtbare Bedrohung, die durch den brutalen Angriffskrieg Russlands entstanden ist für die Ukraine." Deutschland werde "weiter unterstützen mit unseren finanziellen Möglichkeiten, aber auch mit den Waffen, die wir aus Deutschland zur Verfügung stellen können".

Die Ausbildung ist nach Angaben der Bundesregierung Teil der von Deutschland finanzierten Lieferung von 30 Gepard-Panzern an die Ukraine. Scholz sieht sich immer wieder - und auch aus den Reihen der Ampel-Koalitionäre - mit dem Vorwurf konfrontiert, er agiere zu zögerlich und die Bundesregierung müsse mehr schwere Waffen an die Ukraine liefern. Scholz betonte erneut, Deutschland habe bereits viele wirksame und schwere Waffen geliefert.

Streit um Saporischschja

Ungelöst ist im Kriegsgebiet nach wie vor die heikle Lage rund um das von Russen besetzte ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja. Dort gibt es immer wieder Beschuss. Die Kriegsparteien machen sich gegenseitig verantwortlich.

Zur Trennung vom Stromnetz teilte der staatliche Atomkraftwerksbetreiber Enerhoatom mit, dies betreffe die Stromlieferung an Kunden. Die Stromversorgung des AKWs selbst werde weiter über eine Leitung zum benachbarten Wärmekraftwerk aus dem ukrainischen Energiesystem sichergestellt.

Die russischen Besatzer hingegen teilten mit, einer von zwei derzeit betriebenen Kraftwerksblöcken sei bereits wieder am Netz. Die beiden Blöcke hätten nur vorübergehend heruntergefahren werden müssen, nachdem aufgrund von ukrainischem Beschuss ein Feuer ausgebrochen sei, schrieb der Besatzungschef der Region, Jewgeni Balizki, auf Telegram. Die Angaben beider Seiten waren zunächst nicht unabhängig überprüfbar.

Eine Inspektion der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA soll die Vorwürfe klären und die Gefahr einer Nuklearkatastrophe bannen - doch kommt sie seit Wochen nicht zustande. UN-Generalsekretär António Guterres twitterte jetzt: "Das UN-Sekretariat ist bereit, jegliche IAEA-Mission aus Kiew zu dem Kraftwerk zu unterstützen." Zugleich bekräftigte Guterres seine Sorge: "Jede weitere Eskalation der Situation könnte zu Selbstzerstörung führen." Auch das britische Verteidigungsministerium warnte vor anhaltenden Risiken.

Europäischer Gaspreis klettert auf mehr als 300 Euro

Deutschland und andere EU-Länder leiden vor allem unter den wirtschaftlichen Folgen des Kriegs und der deswegen gegen Russland verhängten EU-Sanktionen. Der Gaspreis sprang am Donnerstag über die Marke von 300 Euro je Megawattstunde. Am Markt wurde dies mit einer angekündigten Unterbrechung der russischen Gaslieferungen nach Europa durch die Pipeline Nord Stream 1 erklärt. Russland hat dies für drei Tage in der Zeit ab dem 31. August angekündigt.

Doch trotz der Energiekrise läuft die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland etwas besser als erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs im zweiten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 0,1 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. In einer ersten Schätzung war die Wiesbadener Behörde noch von einer Stagnation der Wirtschaftsleistung ausgegangen. Im ersten Quartal 2022 war die deutsche Wirtschaft um 0,8 Prozent gewachsen. Nach Einschätzung von Ökonomen stehen aber wegen der Gaskrise harte Monate bevor.