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Geplanter Kauf von schweren Transporthubschraubern: Verteidigungsministerium räumt in Bericht ein, dass Chinook teurer werden können

Ein US-Hubschrauber des Typs Chinnok während einer Übung im Dezember 2022 - Copyright: picture alliance / ZUMAPRESS.com | U.S. Marines
Ein US-Hubschrauber des Typs Chinnok während einer Übung im Dezember 2022 - Copyright: picture alliance / ZUMAPRESS.com | U.S. Marines

Vor einer Woche hatte Business Insider exklusiv berichtet, dass der geplante Kauf von 60 schweren Transporthubschrauber des Typs CH-47F ("Chinook") für die Bundeswehr möglicherweise doppelt so teuer wird wie geplant. Statt sechs Milliarden soll das Paket bis zu zwölf Milliarden Euro kosten, soll die US-Army laut mehrerer Quellen dem Verteidigungsministerium auf Arbeitsebene signalisiert haben. Bundeswehrintern geht man dem Vernehmen nach davon aus, dass man wohl realistischerweise auf neun bis zehn Milliarden Euro kommen wird.

Nun sind die Probleme am Mittwoch Thema im Verteidigungsausschuss des Bundestages – und laut eines Vorabberichts des Verteidigungsministeriums an die Parlamentarier, der Business Insider vorliegt, räumt das Ministerium erstmals ein, dass tatsächlich mit Preissteigerungen zu rechnen ist. Zwar gebe es für die Zahl zwölf Milliarden Euro, wie Business Insider berichtet habe (wir haben "bis zu" geschrieben), "aktuell keine belegbare Grundlage". Richtig sei jedoch, "dass aufgrund der aktuellen politischen und wirtschaftlichen Lage Kostensteigerungen, unter anderem aufgrund der Inflation, einem inzwischen deutlich ungünstigeren Wechselkurs Dollar zu Euro sowie Lieferengpässen, nicht ausgeschlossen werden können." Sobald das offizielle Angebot der US-Amerikaner vorliege (das sogenannte LOA), wären "mitigierende Maßnahmen einzuleiten" – kurzum: Es bräuchte mehr Geld.

Dass das Ministerium den angeblich "deutlich" schlechteren Wechselkurs als Grund für das Kostenrisiko anführt, ist bemerkenswert: Im November 2021 und April 2022, als die US-Army erste Kostenschätzungen abgab, kostete ein Euro maximal 1,16 Dollar. Heute liegt der Euro bei 1,09 Dollar, hat also eine etwa sechs Prozent geringere Kaufkraft. Bei sechs Milliarden Gesamtkosten, von denen man damals ausging, würde das heute also eine Kostensteigerung von 360 Millionen bedeuten. Damit ist der Wechselkurs in Wahrheit wohl das kleinste Problem – im Gegenteil: Als das Verteidigungsministerium Mitte vorigen Jahres den offiziellen Kaufprozess bei der US Army einleitete, war der Dollarkurs sogar deutlich schlechter als heute, womit die Hubschrauber sogar billiger werden müssten.

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Das Ministerium weist in dem Bericht zudem zurück, dass Deutschland teure Extrawünsche habe und die bestellte Modifikation CH-47F Block II Standard Range technisch nicht ausgereift sei: "Richtig ist, dass (...) grundsätzlich nur Ausstattungsanteile angefragt wurden, die auch von der U.S.-Seite angeboten und in 'Chinook'-Varianten genutzt werden. Das betrifft auch die Luftbetankungsfähigkeit, die bereits seit Jahren in verschiedenen Varianten der Chinook genutzt wird. Bereits das erste Luftfahrzeug wird somit über die entsprechende Hardware verfügen." Entwicklungsprobleme beim Block II-Standard, eine Art Upgrade-Paket für die Chinook gebe es nicht, behauptet das Ministerium weiter. Wörtlich: "Es gibt gegenwärtig keine Indizien, dass die Qualifikation nicht erfolgreich abgeschlossen wird."

Tatsächlich heißt es in einem Projektbericht der US-Armee für den US-Kongress von Januar 2023 zu Block II hingegen: "Die aktuelle Analyse zeigt, dass der CH-47F Block II nicht in der Lage sein wird, seine Leistungsanforderungen in großen Höhen und unter heißen Bedingungen erfüllen zu können." Projektzeitpläne seien seit mehr als einem Jahr nicht mehr aktuell, weil wichtige Projekt Meilensteine von der US-Armee infolge einer Reihe von Änderungen an Block II gestrichen worden seien.

Aussagen zur Luftbetankung macht der US-Bericht nicht. Doch an der Darstellung des Verteidigungsministeriums in seinem Papier an die Abgeordneten äußern mehrere Personen, die mit dem Projekt vertraut sind, Zweifel. So werde mit dem Satz, dass bereits das erste Luftfahrzeug über die entsprechende Hardware der Luftbetankung verfügen würde, in die Irre geleitet. Das bedeute nämlich nicht, dass die Tankoption dann auch tatsächlich funktioniere. Zwar könnte die Sonde in den ersten Maschinen vorhanden sein, die entsprechende Software und Zertifizierung erfolge aber wohl erst ein bis zwei Jahre später.

Erst am Montagmorgen hatte sich der neue Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) vom bisherigen Rüstungsstaatssekretär Benedikt Zimmer und einem Abteilungsleiter über den Stand beim Transporthubschrauber unterrichten lassen.