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Geld macht doch (nicht) glücklich

Steigt mit dem Wohlstand auch das eigene Wohlbefinden? Studien sagen, nur bis zu einem gewissen Grad. An der Börse ist das anders. Dort machen Gewinne auf jeden Fall glücklich, und das ist nicht ganz ungefährlich.

Was genau ist Glück? Und was macht Menschen glücklich? Es gibt sogar einen eigenen Forschungszweig, der das zu ergründen versucht. Der Duden definiert Glück als eine „angenehme und freudige Gemütsverfassung, in der man sich befindet, wenn man in den Besitz oder Genuss von etwas kommt, was man sich gewünscht hat“. Da viele Menschen nach Wohlstand und sogar Reichtum streben, könnte man also meinen, dass auch Geld glücklich macht.

Doch ein immer wieder bemühter Satz lautet: Geld macht nicht glücklich. Und auch Studien haben gezeigt: Ja, ein gewisses Maß an Einkommen ist wichtig, um die Grundbedürfnisse abzudecken und Sicherheit zu haben. Oder, um es anders auszudrücken: Kein Geld macht unglücklich. Aber: Sind die Grundbedürfnisse, die sicher von Mensch zu Mensch unterschiedlich definiert werden müssen, abgedeckt, steigert mehr Geld das Wohlbefinden nicht mehr.

Wenn wir nämlich mehr verdienen, passen wir unsere Erwartungen und unser Grundbedürfnis unwillkürlich nach oben an. Weniger würde also unglücklich machen, mehr aber nicht zwangsläufig glücklicher. Geld macht also nicht durchgehend glücklich – „Aber ein bisschen“, sagt Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank. „Studien zur Glücksforschung zeigen, dass materielle Absicherung durchaus ein Baustein zum Wohlbefinden ist. Ob das allein schon Glück ist, muss jeder selbst beurteilen.“

Glück ist ein „Zustand der inneren Befriedigung und Hochstimmung“, so der Duden weiter. Und letztere lösen auf jeden Fall Gewinne an der Börse aus. „Es gibt im Gehirn ein Belohnungssystem, das uns extrem antreibt und auf Beute enorm anspringt“, sagte Hirnforscher Christian Elger, Direktor der Klinik für Epileptologie am Universitätsklinikum Bonn im Handelsblatt-Interview. „Heute ist es nur eben nicht mehr das Mammut, sondern die Gehaltserhöhung oder der lockende Börsengewinn.“ Geld sei einer der „besonders gewichtigen Antriebsfaktoren“ – neben Kokain und Schokolade übrigens.

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Und deshalb würden Börsengewinne auch das Suchtverhalten fördern. „Börsengewinne sind wie Kokain“, sagt Elger. „Wir wollen die Belohnung – immer mehr, immer schneller. Das ist die Perversion der Börse: Alles geht immer schneller, High Frequency Trader, die Flash Boys, dominieren. Oft ist das reine Zockerei und hat mit vernünftiger Geldanlage wenig zu tun.“ Solange es aber läuft, wenn Gewinne sprudeln, dann macht das enorm glücklich. „Der Kick, den Börsengewinne auslösen, ist wie Kokain“, so Elger. Doch diese Sucht nach dem nächsten Kick sei eben auch sehr gefährlich. „Die Leute ruinieren sich. Sie können einfach nicht mehr aufhören“, weiß der Hirnforscher.

Es ist ein schnelles Glück, das leider oft sehr vergänglich ist. Und ihm erliegen nicht nur hochspekulative Zocker. Auch eigentlich eher konservativ eingestellte Privatanleger sind davor nicht gefeit. Auch in ihrem Gehirn springt das Belohnungssystem an, auch ihr Gehirn schüttet beim Blick auf steigende Aktienkurse Dopamin aus. Gewinne machen glücklich. Ob dieses Glück vergänglich oder nachhaltig ist, wie lange der Stimmungsaufheller Dopamin also wirkt, das kann nur die Zeit zeigen.

Chris-Oliver Schickentanz bringt es auf den Punkt: „Glück mag für jeden Menschen etwas anderes bedeuten. Gesundheit, die große Liebe, ein schönes Haus - von daher gibt es keinen Automatismus“, sagt der Chefanlagestratege der Commerzbank. Nicht jeder, der Geld habe, sei glücklich. Und nicht jeder, der kein Geld habe, sei deswegen unglücklich.

„Trotzdem wird es auch Menschen geben, für die Geld, Vermögen und Ansehen wesentlich für das ,Glücklichsein' sind, und für die dieser Satz somit nicht zutrifft“, bilanziert Schickentanz. Mythos oder Wahrheit? Das muss in diesem Fall jeder für sich selbst entscheiden.

KONTEXT

Die grössten Fehler der Anleger

Risikotoleranz

"Die Neigung, Risiken einzugehen, ist mit zwei demografischen Faktoren verbunden: Geschlecht und Alter. Frauen sind normalerweise vorsichtiger als Männer und ältere Menschen sind weniger bereit, Risiken einzugehen, als jüngere Leute. Die Konsequenzen der Verhaltensökonomik für Anleger sind klar: Wie wir uns bei der Geldanlage entscheiden und wie wir uns bei der Verwaltung unserer Anlage entscheiden, hängt sehr davon ab, wie wir über Geld denken. [...] Sie demonstriert, dass Marktwerte nicht ausschließlich von den gesammelten Informationen bestimmt werden, sondern auch davon, wie menschliche Wesen diese Informationen verarbeiten."

Übertriebene Zuversicht

"An sich ist Zuversicht ja keine schlechte Sache. Aber übertriebene Zuversicht ist etwas ganz anderes, und sie kann besonders im Umgang mit unseren Finanzangelegenheiten Schaden anrichten. Übertrieben zuversichtliche Anleger treffen nicht nur für sich selbst dumme Entscheidungen, sondern diese wirken sich auch sehr stark auf den Mark als Ganzes aus."

Kurzfristiges Denken

"Menschen [legen] zu viel Wert auf wenige mehr oder wenige zufällige Ereignisse [...] und meinen, sie würden darin einen Trend erkennen. Insbesondere sind Anleger tendenziell auf die neuesten Informationen fixiert, die sie bekommen haben, und ziehen daraus Schlüsse. So wird der letzte Ergebnisbericht in ihrem Denken zum Signal für künftige Gewinne. Und da sie meinen, sie würden etwas sehen, das andere nicht sehen, treffen sie dann aufgrund oberflächlicher Überlegungen schnelle Entscheidungen."

Verlustaversion

"Der Schmerz durch einen Verlust [ist] viel größer als die Freude über einen Gewinn. Bei einer 50:50-Wette, bei der die Chancen exakt gleich sind, riskieren die meisten Menschen nur dann etwas, wenn der potenzielle Gewinn doppelt so groß ist wie der potenzielle Verlust. Das nennt man asymmetrische Verlustaversion. [...] Auf den Aktienmarkt bezogen bedeutet dies, dass sich die Menschen beim Verlust von Geld doppelt so schlecht fühlen, wie sie sich gut fühlen, wenn sie einen Gewinn erzielen. Diese Abneigung gegen Verluste macht Anleger übertrieben vorsichtig, und das hat einen hohen Preis. [...] Wir wollen alle glauben, wir hätten gute Entscheidungen getroffen, und deshalb hängen wir zu lange an schlechten Entscheidungen, in der vagen Hoffnung, die Dinge werden sich noch wenden."

Verdrängen

"Wir neigen dazu, das Geld geistig auf verschiedene "šKonten"˜ zu buchen, und dies bestimmt, wie wir es verwenden. [...] Zudem wurde die geistige Buchhaltung als Grund angeführt, weshalb Menschen schlecht laufende Aktien nicht verkaufen: In ihren Augen wird der Verlust erst real, wenn sie ihn realisieren."

Quelle: Robert G. Hagstrom, "Warren Buffett. Sein Weg. Seine Methode. Seine Strategie.", Börsenbuchverlag 2011.