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Warum es für die Deutsche Bank jetzt aufwärts geht

Jahrelang war die Finanzaufsicht der wichtigste Kunde für die Deutsche Bank. Die Einigung mit den US-Behörden im Hypothekenstreit markiert einen Wendepunkt – nicht nur für die Deutsche Bank. Ein Kommentar.

John Cryan kann aufatmen. Und mit ihm alle seine Kollegen bei der Deutschen Bank. Der Vergleich mit den US-Behörden wegen zweifelhafter Immobiliengeschäfte in den Jahren 2005 bis 2007 ist fest vereinbart. Gut sieben Milliarden Dollar muss die Bank bezahlen, was mehr als einem Viertel ihrer Börsenbewertung entspricht. Damit ist sie nicht alle Probleme los, aber doch ihre größte Sorge. Cryan kann als Chef des Unternehmens wieder nach vorne schauen.

Allzu lange hat die Bank im Schatten der Vergangenheit gearbeitet. Das einst stolze, mitunter auch arrogante Geldhaus ist gedemütigt worden. Die Mitarbeiter fühlten sich nicht nur vom Glück verlassen, sondern auch von ihren Chefs.

Etwa von Josef Ackermann, der gleichermaßen Hass und Bewunderung anzog. Er unterhielt die Kapitalmärkte mit überhöhten Renditeversprechen und war stolz darauf, die Finanzkrise ohne Staatshilfe gemeistert zu haben. Die verhängnisvollen Jahre davor, die jetzt Milliarden kosten, gehörten zu seiner Amtszeit.

Danach kam Anshu Jain, der Regenmacher aus London. Zusammen mit seinem Kollegen Jürgen Fitschen versprach er den großen Kulturwandel. Doch er ist immer ein Händler geblieben, der sich auf schnellen Gewinn, aber nicht auf Kosten- und Risikokontrolle versteht.

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John Cryan schließlich hat eine Herkules-Aufgabe übernommen – die mit dem auszumistenden Stall. Dabei legte er sich so ins Zeug, dass die Bank mitunter kaum noch atmen konnte.

Besonders stark zu spüren war war der Druck der Aufseher in den . Dort residieren sie zum Teil in Sichtweite der Bank. In ihrer Größe ist die zwar nicht mit den einheimischen Riesen zu vergleichen – JP Morgan etwa wird an der Börse mehr als zehnfach so hoch bewertet.

Aber die Mitarbeiter in den USA sind stolz, dass sie in einigen Geschäftsbereichen durchaus auf Augenhöhe mit der Konkurrenz arbeiten – und zudem einen wesentlichen Teil des Konzerngewinns beisteuern, etwa bei der Platzierung großer Unternehmensanleihen oder der Fusionsberatung für Tech-Unternehmen. Doch in den letzten Jahren galt dort besonders der Spruch: „Der wichtigste Kunde ist die Aufsicht.“


Aufwärtstrend für die gesamte Branche

Nachdem nun wenigstens das schwierigste Thema zwischen den Bankern und ihren Kontrolleuren ausgeräumt ist, ist wichtigste Kunde ist wieder der Kunde. Es geht also wieder aufwärts. Wahrscheinlich gilt das sogar für die gesamte Branche. In den vergangenen Jahren haben die US-Behörden immer höhere Strafen verhängt. Jetzt sind die größten Verfahren abgeschlossen. Und mit der neuen US-Regierung unter Donald Trump, so lautet die berechtigte Hoffnung, dürfte der Trend zu immer mehr Härte gebrochen werden.

Jeff Sessions, der künftige Justizminister, ist dafür bekannt, allzu harte Eingriffe in die Wirtschaft abzulehnen. Die neue Regierung hat die Aufgabe, das richtige Maß zu finden. Die Deutsche Bank wird sich in Zukunft daher vielleicht fragen müssen, ob sie ihren großen Vergleich ausgerechnet am Wendepunkt abgeschlossen hat, als die Strafen besonders hoch waren.

In den vergangenen Jahren war manchmal nicht nachvollziehbar, wie sich die Milliardenstrafen errechneten. Außerdem stand immer die Frage im Raum, wieso US-Behörden letztlich die weitgehend ahnungslosen Aktionäre für Sünden zur Kasse bitten, die unter den Augen von US-Behörden begangen wurden.

Ging es nicht nur um Abschreckung, sondern auch um eine Art Rache? Die Banken waren schließlich seit der Finanzkrise das Böse, und die Politik hat dieses Feindbild sorgsam gepflegt. Es spricht nichts dagegen, in diesem Punkt wieder zu einem vernünftigen Umgang zu kommen. Auf der anderen Seite darf das nicht dazu führen, Kontrollen gleich wieder abzubauen. Schließlich geben Banker mitunter sogar zu, dass die Auflagen der Aufsicht sie gezwungen haben, ihr Geschäft besser zu organisieren.

Niemand weiß, ob die neue Regierung diese Balance schafft. Aber wie erfolgreich sie dabei ist, entscheidet darüber, wann wir die nächste Finanzkrise haben.

KONTEXT

Einigung mit den US-Behörden

15. September 2016

Die Deutsche Bank bestätigt, dass das US-Justizministerium die Verhandlungen über einen Vergleich für faule Hypothekengeschäfte mit einer Strafforderung von 14 Milliarden Dollar eröffnet hat. Der Kurs bricht an diesem Tag deutlich ein. Gleichzeitig schießen die Risikoprämien für die riskantesten Anleihen der Bank in die Höhe.

29. September 2016

Es wird bekannt, dass eine Reihe von Hedgefonds ihr Geschäft mit der Deutschen Bank einschränken. Kritische Investoren fürchten weitere Abwanderung und stellen die Qualität der Bilanz in Frage. Kurz darauf sackt die Aktie sackt auf ein Rekordtief von 9,90 Euro ab. Vorstandschef John Cryan wendet sich in einem Brief an die Mitarbeiter: Am Markt seien Kräfte unterwegs, die das Vertrauen in die Bank schwächen wollten. "Unsere Aufgabe ist es nun, dafür zu sorgen, dass diese verzerrte Außenwahrnehmung unser Tagesgeschäft nicht stärker beeinflusst."

7. Oktober 2016

Es wird bekannt, dass der größte Aktionär der Bank, die Herrscherfamilie des Emirats Katar treu zu ihrem Investment steht, und wohl auch bereit wäre bei einer möglichen Kapitalerhöhung mitzuziehen.

9. November 2016

Bankaktien gelten dank der Hoffnung auf eine Lockerung der Regulierung als Gewinner der US-Präsidentenwahl. Das Misstrauen gegenüber der Deutschen Bank flaut ab. Die steile Erholung an der Börse beginnt.

22. Dezember 2016

Die Deutsche Bank einigt sich grundsätzlich mit dem US-Justizministerium auf einen Vergleich im Hypothekenstreit. Für insgesamt 7,2 Milliarden Euro können die Frankfurter ihr größtes Rechtsproblem aus der Welt schaffen.

17. Januar 2017

Die Deutsche Bank und die amerikanische Justiz haben sich endgültig wegen Verfehlungen des Geldhauses in der Vergangenheit geeinigt. Das US-Justizministerium bestätigt, dass die Bank innerhalb einer kurzen Frist 3,1 Milliarden Dollar Strafe und 4,1 Milliarden Dollar Schadenersatz an Immobilienbesitzer und an geschädigte Gemeinden zahlen muss.