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Wie gefährlich ist die Corona-Mutation? Fragen und Antworten zur Virus-Variante

Europa reagiert mit Einreiseverboten auf die in Großbritannien entdeckte Mutation. Führende Virologen erwarten trotzdem einen wirksamen Impfschutz.

Die neue Viruslinie könnte ersten Untersuchungen zufolge besonders ansteckend sein und andere Virusformen verdrängen. Foto: dpa
Die neue Viruslinie könnte ersten Untersuchungen zufolge besonders ansteckend sein und andere Virusformen verdrängen. Foto: dpa

In Teilen Großbritanniens breitet sich eine neue Form des Coronavirus aus. Da diese möglicherweise besonders ansteckend sein könnte, haben mehrere europäische Länder, darunter auch Deutschland, den Flugverkehr mit Großbritannien gestoppt. Einreisende aus dem Land sollen besonders genau kontrolliert werden. Doch was ist bislang über die mutierte Form des Virus Sars-CoV-2 bekannt? Fragen und Antworten:

Was unterscheidet das mutierte Coronavirus vom bisher bekannten Virus?

Wichtig ist: Viren mutieren ständig. Auch der Corona-Erreger Sars-CoV-2 liegt laut Analysen bereits in unzähligen Formen vor, die sich alle leicht voneinander unterscheiden. Die neue Viruslinie mit der Bezeichnung B.1.1.7 ist möglicherweise ansteckender als bislang bekannte Formen des Virus. Gesicherte Erkenntnisse gibt es dazu allerdings noch nicht. Zwar verbreitete sich das Virus in den betroffenen Regionen Südenglands sehr schnell. Die Ausbreitung könnte allerdings auch im Zusammenhang mit sogenannten Superspreader-Ereignissen stehen, bei der sich viele Menschen bei einer oder wenigen Personen anstecken.

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Im „Spiegel“ sagte der Bioinformatiker und Professor an der Universität Basel, Richard Neher, er gehe davon aus, dass „es Grund zur Sorge“ gebe. Die Vermutung, dass sich diese Mutation besonders leicht verbreite, sei naheliegend. Dabei gehe es vor allem um Veränderungen eines bestimmten Proteins an der Virusoberfläche. Dieses Spike-Protein sitzt an der äußeren Hülle des Virus und gibt den Coronaviren ihren Namen: Unter dem Mikroskop erinnern die Spike-Proteine zusammen an die Form einer Krone.

Wann ist das mutierte Coronavirus erstmals aufgetreten?

Berichten zufolge ist die neue Virusform am 20. September erstmals in Südengland nachgewiesen worden. Zu jenem Zeitpunkt gab es naturgemäß noch keine Erkenntnisse über die Eigenschaften der Mutation. Inzwischen ist das mutierte Virus wohl schon für die Mehrheit aller Neuinfektionen in Englands Hauptstadt London verantwortlich. Der Bioinformatiker Neher hält es durchaus für möglich, dass eine Virusform alle anderen Mutationen des Virus verdränge. Dies sei bereits zu Beginn der Pandemie beobachtet worden.

Wo ist die neue Virusform bisher nachgewiesen worden?

Nach aktuellem Stand gibt es Berichte über Virusnachweise aus Großbritannien, Dänemark, Italien, den Niederlanden und Australien. Die in Südafrika aufgetretene Virusmutation ähnelt derjenigen aus Großbritannien stark. Deswegen gilt das bundesweit verhängte Landeverbot auch für Passagiermaschinen aus Südafrika.

In Deutschland ist bislang noch kein Corona-Fall registriert worden, der auf die neue Mutation zurückgeht. Das bestätigte unter anderem der Virologe Christian Drosten, der an der Berliner Charité an Coronaviren forscht. Drosten geht aber davon aus, dass die Mutation bereits in Deutschland angekommen ist. Er sei deshalb aber nicht besorgt, sagte der Forscher im Deutschlandfunk. Er wolle die Lage allerdings auch nicht verharmlosen und sei – wie alle anderen auch – in einer „etwas unklaren Informationslage“.

Ist das mutierte Virus tatsächlich ansteckender? Ist es gefährlicher?

Dazu gibt es noch keine klaren Erkenntnisse. Unklar ist auch, ob der Ausspruch des britischen Premierministers Boris Johnson, wonach die Mutation „um bis zu 70 Prozent ansteckender“ sei, haltbar ist. Ob die neue Variante tatsächlich deutlich ansteckender sei, könne noch gar nicht bewertet werden, sagte auch Christian Drosten. Dafür müssten Informationen aus Großbritannien in dieser Woche abgewartet werden.

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Dennoch deuten erste Untersuchungen daraufhin, dass die mutierte Viruslinie sich schneller verbreiten könnte als andere. Eine Kombination einzelner Mutationen, die in der Viruslinie B.1.1.7 gemeinsam auftreten, könnten das Virus „fitter“ machen und die Übertragung erleichtern. Das berichten britische Forscher in einer ersten Beschreibung der Mutation. Allerdings müssen dazu noch weitere Daten gesammelt werden, schreiben die Wissenschaftler.

Bislang gibt es noch keine Hinweise darauf, dass Infektionen mit dem mutierten Virus zu schwereren Krankheitsverläufen führen. Das schreiben Forscher des britischen „Covid-19 Genomics UK Consortium“, die die einzelnen Formen des Coronavirus in Großbritannien erforschen. Auch dazu brauche es noch weitere Studien.

Wie wirksam sind die entwickelten Impfstoffe gegen das mutierte Virus?

Auch hier ist noch vieles unklar. Bioinformatiker Neher rechnete im „Spiegel“-Interview nicht damit, dass sich die Wirksamkeit der in einigen Ländern bereits zugelassenen Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna durch die Mutation signifikant verringern wird. Dennoch: Die Impfstoffe wirken an den Spike-Proteinen, also dort, wo die Mutationen auftreten.

Allerdings bestehen diese Proteine aus einer Vielzahl von Einzelteilen, sodass das Immunsystem des Körpers an vielen verschiedenen Stellen angreifen kann. „Es ist nicht zu erwarten, dass einzelne Mutationen die Erkennung durch Impfstoffe komplett verhindern“, sagte Neher. Auch Drosten erwartet nicht, dass die veränderte Virusart Impfungen weniger effektiv mache.

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