„Es ist gefährlich zu denken, China stehe am Rand eines Kollapses“: Datenexperte sieht erste Zeichen einer Erholung der Wirtschaft

Chinas Immobilienmarkt ist belastet. Doch es gibt auch positive Signale aus der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt.  - Copyright: Getty Images
Chinas Immobilienmarkt ist belastet. Doch es gibt auch positive Signale aus der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. - Copyright: Getty Images

In diesem Artikel:

Die Krise der chinesischen Wirtschaft wird im Westen mit einer Mischung aus Sorge und Schadenfreude betrachtet. Da ist die Furcht, dass die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt als Wachstumsmotor ausfällt. Da ist aber auch das Misstrauen gegenüber den Machtansprüchen der autoritären Regierung in Peking. Wie aber steht es wirklich um Chinas Wirtschaft?

„Es gibt derzeit einen gefährlichen Konsens, dass China am Rande des Zusammenbruchs steht“, warnt der Chef des Analyseunternehmens China Beige Book, Shehzad Qazi. „Unsere Daten zeigen, dass dies einfach nicht so ist“. China Beige Book wurde 2010 gegründet, um unabhängig Daten zur Wirtschaft Chinas zu erheben und zu analysieren.

Die Vorstellung, dass China auf eine Katastrophe zusteuert, wird durch wichtige positive Aspekte widerlegt, sagte Qazi dem US-Wirtschaftssender Bloomberg TV. Viele Analysten übersaähen mehrere Indikatoren, so Qazi.

China wird derzeit vom Hoffnungsträger zum Sorgenkind der Weltwirtschaft.
China wird derzeit vom Hoffnungsträger zum Sorgenkind der Weltwirtschaft.

Als Beispiele nannte er, dass die Konsumausgaben der chinesischen Verbraucher für Reisen, Freizeit und Essen den ganzen Sommer über stabil gewesen seien. Chinas Dienstleistungssektor sei unverändert stark und auch bei den Gütern gebe es positive Anzeichen. So gebe es einen Aufschwung beim Absatz von Autos, Möbeln, Haushaltsgeräten und Luxusgütern.

Chinas Wirtschaft: Zeichen für eine Erholung

Auch die Lage der angeschlagenen Industrie scheint sich etwas zu bessern. Dafür sprechen auch Indikatoren, die zum Ende der Woche veröffentlicht wurden. Am Donnerstag gab die Regierung einen Stimmungsindikator heraus, der etwas zugelegt hat. Am Freitag folgte ein ähnlicher Indikator des Wirtschaftsmagazins Caixin. Die Kennzahl stieg im August überraschend um 1,8 Punkte auf 51,0 Zähler. Analysten hatten hingegen mit einem Rückgang gerechnet.

Mit einem Stand über 50 Punkten deutet der Indikator wieder Wachstum an, während die staatliche Kennzahl noch knapp unter der Expansionsgrenze liegt. Der Caixin-Index konzentriert sich auf die Erwartungen kleinerer, privater Unternehmen. Der Indikator der Regierung erfasst hingegen die Stimmung in den größeren Staatsbetrieben. Beide Indikatoren sind stark von der außenwirtschaftlichen Lage anhängig, da China einen großen Teil seiner Produktion exportiert.

Mit Spannung werden daher die neuen Zahlen zu Chinas Außenhandel in der kommenden Woche erwartet. Zuletzt waren Chinas Exporte so stark eingebrochen wie selten zuvor. Auch die Importe entwickelten sich schwach. Das bekommen auch deutsche Unternehmen zu spüren, die in diesem Jahr bisher deutlich weniger Waren nach China verkauften.

Die deutschen Exporte nach China gehen zurück. Zeit, sich neu zu orientieren, sagen Ökonomen.
Die deutschen Exporte nach China gehen zurück. Zeit, sich neu zu orientieren, sagen Ökonomen.

Die politische Führung Chinas stemmt sich seit einiger Zeit mit zahlreichen Hilfen gegen die schwache Konjunktur. Unter anderem soll der kriselnde Immobilienmarkt stabilisiert werden, da er einen erheblichen Teil der Wirtschaft ausmacht. Verglichen mit den umfangreichen Hilfen, die China während der weltweiten Finanzkrise 2008 ergriffen hatte, fallen die jetzigen Schritte wesentlich kleiner und gezielter aus. Die staatlich kontrollierte Zentralbank hatte aber die Geldpolitik gelockert und die Zinsen gesenkt. In China waren die Preise im Juli gesunken, was Sorgen vor einer Deflation ausgelöst hatte.