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Gefährliche Abwärtsspirale: Türkische Lira fällt ungebremst weiter

Allein im Oktober hat die türkische Währung um etwa acht Prozent zum Euro abgewertet, über das Jahr belaufen sich die Verluste auf 44 Prozent. Und das dürfte noch nicht das Ende sein.

Die türkische Währung Lira steht an den Finanzmärkten aktuell massiv unter Druck. Bisher hat sie im Oktober die höchsten Kursverluste in diesem Jahr erlitten und alleine im Vergleich zum Euro rund acht Prozent abgewertet. Auf Jahressicht belaufen sich ihre Verluste auf mehr als 44 Prozent gegenüber dem Euro – und um mehr als 37 Prozent im Vergleich zum Dollar.

Die Lira steckt damit mitten in einer gefährlichen Abwärtsspirale, aus der Ökonomen keinen leichten Ausweg sehen. „Es gibt keine rationale Antwort, wie weit die Lira noch fallen kann“, sagt Tatha Ghose, Devisenexperte der Commerzbank. Aus seiner Sicht könnte die Notenbank versuchen, die Abwärtsdynamik mit einer großen Notfall-Zinssenkung zu brechen. Auch dann hält er aber die Erfolgsaussichten für ungewiss.

Ein wichtiger Grund, warum Investoren das Vertrauen in die Lira verlieren, ist die Frage nach der Unabhängigkeit der Notenbank. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan gilt als ein Verfechter niedriger Zinsen. Viele Investoren fürchten seinen Einfluss auf die Notenbank. Im vergangenen Jahr hatte er den damaligen türkischen Notenbankchef entlassen. Sein Nachfolger senkte wie von Erdogan gefordert die Zinsen. Noch im Juni 2019 lagen sie bei 24 Prozent – aktuell notieren sie bei 10,25 Prozent.

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Tendenziell stützen Zinssenkungen die Wirtschaft, weil Unternehmen und Verbraucher dadurch günstiger an Kredite kommen. Für den Wechselkurs der betroffenen Währung sind sie aber negativ. Denn sinken die Zinsen in der Türkei, wird es für internationale Investoren relativ gesehen attraktiver, ihr Kapital in anderen Währungsräumen anzulegen – was den Wechselkurs der eigenen Währung schwächt.

Ein sinkender Lira-Kurs erhöht außerdem die Inflation, weil Importe dadurch teurer werden. Trotz sinkender Ölpreise ist die Inflation in der Türkei nach wie vor sehr hoch. Die Commerzbank erwartet, dass sie bis Ende des Jahres auf 16 Prozent steigt.

Senkte die Notenbank den Zins weiter?

Ein großes Problem in der Türkei ist außerdem, dass sich viele Unternehmen und auch der Staat in fremder Währung, also vor allem Euro und Dollar verschuldet haben. Sinkt der Lira-Kurs gegenüber diesen Währungen, steigt die Last ihrer Schulden. Dadurch besteht die Gefahr einer Abwärtsspirale, in der sich der Verfall der Währung und die Schwäche der Wirtschaft immer weiter gegenseitig verstärken.

Bereits im Jahr 2018 gab es in der Türkei eine schwere Währungskrise, wo die Lira dramatisch unter Druck geriet. Damals konnte die türkische Notenbank den Verfall mit drastischen Zinserhöhungen stoppen. Allerdings hatte dies eine hohen Preis: Die Folge war eine schwere Rezession, also eine schrumpfende Wirtschaft. Der türkische Präsident Erdogan drängte daraufhin auf niedrigere Zinsen und entließ im Sommer 2019 den damaligen Notenbankchef.

Seither hat die türkische Notenbank die Zinsen drastisch gesenkt. Dies hat einerseits die Wirtschaft stark stimuliert. Andererseits gilt das aktuelle Zinsniveau als zu niedrig, um den Lira-Kurs zu stabilisieren.

Die Frage ist nun, ob die Notenbank erneut bereit ist die Zinsen stärker zu erhöhen. Zudem könnte die Wirkung dieses Mal geringer sein, wenn Investoren angesichts der Erfahrungen von 2018 an der Nachhaltigkeit eines solchen Schrittes zweifeln.