Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • DAX

    18.492,49
    +15,40 (+0,08%)
     
  • Euro Stoxx 50

    5.083,42
    +1,68 (+0,03%)
     
  • Dow Jones 30

    39.807,37
    +47,29 (+0,12%)
     
  • Gold

    2.254,80
    +16,40 (+0,73%)
     
  • EUR/USD

    1,0779
    -0,0014 (-0,13%)
     
  • Bitcoin EUR

    65.704,95
    +1.301,28 (+2,02%)
     
  • CMC Crypto 200

    885,54
    0,00 (0,00%)
     
  • Öl (Brent)

    83,11
    -0,06 (-0,07%)
     
  • MDAX

    27.043,04
    -48,91 (-0,18%)
     
  • TecDAX

    3.454,38
    -2,98 (-0,09%)
     
  • SDAX

    14.294,62
    -115,51 (-0,80%)
     
  • Nikkei 225

    40.358,28
    +190,21 (+0,47%)
     
  • FTSE 100

    7.952,62
    +20,64 (+0,26%)
     
  • CAC 40

    8.205,81
    +1,00 (+0,01%)
     
  • Nasdaq Compositive

    16.379,46
    -20,06 (-0,12%)
     

Gebühren fürs Geldabheben werden zur Regel

Immer mehr Banken erheben Gebühren fürs Geldabheben. Der Trend dürfte sich fortsetzen: Die Bundesbank rechnet mit einem Ende der kostenlosen Automatennutzung. Verbraucherschützer warnen vor Gebühren von bis zu 9,90 Euro.

Es war der Aufreger der vergangenen Tage: Rund 40 von 400 deutschen Sparkassen verlangen – je nach Kontomodell – Gebühren fürs Geldabheben. Und auch bei den Volksbanken drohen für immer mehr Kunden Entgelte am Automaten. Laut dem Internet-Finanzportal biallo.de haben bereits mehr als 150 von rund 1.000 deutschen Genossenschaftsbanken Kontomodelle mit Automatengebühren eingeführt.

Viele Bankkunden sind verunsichert. So hatte Sparkassen-Präsident Georg Fahrenschon noch im Herbst gegenüber der „Bild“-Zeitung erklärt: „Abhebungen an unseren Geldautomaten sind für Sparkassenkunden kostenlos – und das wird auch so bleiben.“ Jetzt muss sein Verband zurückrudern. Auf Twitter erklärt der Deutsche Sparkassen- und Giroverband: „Je nach Kontomodell können bei einzelnen (Sparkassen) Entgelte bei Überschreitung einer (bestimmten) Anzahl an Buchungsvorgängen entstehen.“ Das wiederum geht bei günstigen Kontomodellen sehr schnell.

Der Bundesverband der Genossenschaftsbanken BVR verteidigte die Abhebegebühren am Montag gegenüber dem Handelsblatt: „Banken bieten unterschiedliche Kontomodelle an. Für Kunden, die sich bewusst für ein preiswertes Kontomodell entschieden haben, das zum Beispiel ein monatliches Limit an Freiabhebungen am Geldautomaten vorsieht, kann diese Entscheidung durchaus lohnend sein.“

Beobachter glauben, dass Gebühren fürs Geldabheben in Deutschland von der Ausnahme zur Regel werden könnten. So rechnet Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret mit steigenden Bankgebühren. „Wir sehen ein Ende der Umsonstkultur“, sagte er der Zeitung „Die Welt“, gibt aber zu bedenken: „Allerdings müssen diese Produkte auch attraktiv sein, sonst werden Banken und Sparkassen dafür diese Preise nicht am Markt durchsetzen können“.

WERBUNG

Ursprünglich hätten die Banken und Sparkassen an den Kundenguthaben Geld verdient – allein durch die Unterschiede zwischen kurz- und langfristigen Zinsen. Doch das sei heute nicht mehr möglich: „Der Bankensektor kann da nur Kosten senken oder Provisionen und Gebühren erhöhen“, sagte Dombret, im Bundesbank-Vorstand für die Bankenaufsicht zuständig. Ob die Gebühren mit steigenden Zinsen auch wieder verschwinden würden, sei offen. „Das ist eine Frage des Wettbewerbs.“

Die deutsche Finanzaufsicht Bafin hat höhere Gebühren gegenüber dem Handelsblatt schon befürwortet: „Über Girokonten, Depots oder Kreditkarten zum Nulltarif mögen sich Kunden freuen. Mangels alternativer Ertragsquellen lässt sich dieses Angebot aber nicht auf die Dauer aufrechterhalten“, urteilte Bafin-Präsident Felix Hufeld bereits Ende vergangenen Jahres.

Professor Dirk Schiereck, Bankenprofessor an der Technischen Universität Darmstadt, rechnet mit weiteren Nachahmern. Ihm zufolge drohen den Bankkunden auf breiter Front neue Gebühren am Automaten – auch, um das Bezahlen per Bargeld zu verteuern: „Geldauszahlungen sind teuer aus Sicht der Banken. Deshalb ist es für sie attraktiv, die Kunden dazu zu bewegen, mehr mit Karte oder online zu zahlen.“ Das Handelsblatt hat bereits Ende 2016 über die Praxis berichtet, dass das Abheben am Automaten immer häufiger Geld kostet – nicht mehr nur bei reinen Onlinebanken wie N26, sondern auch an Automaten der Hausbank oder einer Bankengruppe.


Genossenschaftsbanken greifen kräftiger zu

Nach der neuen Erhebung des Finanzportals biallo.de bitten mehr als 150 der knapp 1000 Volks- und Raiffeisenbanken und rund 40 der rund 400 Sparkassen ihre Kunden für das Geldabheben am Automaten bei bestimmten, günstigen Kontomodellen zur Kasse. Insbesondere Finanzinstitute im ländlichen Raum haben entsprechende Entgelte eingeführt – dort ist der Konkurrenzdruck durch andere Anbieter niedrig.

Während viele Sparkassen ihren Kunden die Gebühren bei den günstigen Kontomodellen für bis zu fünf Abhebungen noch erlassen, greifen zwei Drittel der untersuchten VR-Banken laut der Erhebung gleich beim ersten Mal zu. Die Spanne reicht dabei von 29 Cent bis zu einem Euro für einmal Geld abholen. „Die Absicht ist, die Kunden zu den teuren Kontomodellen zu verleiten“, glaubt Horst Biallo, Gründer des gleichnamigen Internet-Finanzportals. Mit einer höheren Monatspauschale ließen sich die Abhebe-Gebühren umgehen. Das lohne sich aber für viele Kunden nicht.

Die privaten Banken Postbank, Deutsche Bank und Commerzbank haben nach eigenen Angaben keine Pläne, Abhebegebühren einzuführen. „Wir fühlen uns mit den aktuellen Kontomodellen sehr wohl“, sagte eine Deutsche-Bank-Sprecherin. Das günstigste Konto kostet bei dem Frankfurter Institut 4,99 Euro pro Monat. Auch bei der Postbank sollen Bargeldabhebungen kostenlos bleiben. Sie hatte im vergangenen Jahr für Aufsehen gesorgt, als sie das kostenlose Girokonto für Millionen Kunden abschaffte. Die Gelegenheit, Geld abzuheben, sei eines der wichtigsten Argumente für die Kunden bei der Wahl der Bank, sagte ein Postbank-Sprecher.

Für Abhebungen bei anderen Banken oder außerhalb der eigenen Automaten-Verbünde wie CashGroup und Cashpool verlangen Banken schon seit Jahren Gebühren. Diese müssen aber vor der Auszahlung angezeigt werden. Sparkassen und Volksbanken betreiben die mit Abstand dichtesten Automaten-Netze.


Verbraucherschützer warnen vor Gebühren von bis zu 9,90 Euro

Auch Verbraucherschützer sehen weitere Gebührenerhöhungen auf Bankkunden zukommen, schon als Reaktion auf die anhaltende Niedrigzinsphase. Zinserträge sind die wichtigste Einnahmequelle der deutschen Banken, rund drei Viertel aller Einnahmen stammen aus dem Geschäft mit Krediten und Einlagen. Bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken liegt die Quote sogar noch höher. Durch die Niedrigzinsen gerät ihr Geschäftsmodell zunehmend unter Druck.

„Ich halte zunehmende Gebühren fürs Geldabheben für sehr realistisch. Das Aufstellen von Geldautomaten ist eine kostspielige Sache und diese Kosten wird man wohl zunehmend an die Verbraucher weitergeben“, sagte etwa Thomas Beutler, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Saarland, dem Handelsblatt.

Betroffenen Kunden empfiehlt der Verbraucherschützer, entweder die Bank zu wechseln, oder die Gebührenmodelle der Hausbank genau zu studieren, um herauszufinden, bei welchem Modell es noch kostenlos Bargeld am Automaten gibt. Die Verbraucherzentrale empfiehlt zudem, „zunehmend auf elektronische Zahlungsmittel zurückzugreifen, denn die Bargeldversorgung scheint zunehmend teurer zu werden.“ Dieser Tipp dürfte die Banken und Sparkassen freuen: Aufgrund der hohen Kosten für das Betreiben eines Automaten hoffen sie darauf, dass immer mehr Kunden zum bargeldlosen Zahlen übergehen.

Verbraucherschützer Beutler sieht derzeit eine weitere Kostenfalle auf die Verbraucher zukommen. Wo die großen Bankengruppen das Automatennetz ausdünnen, um Geld zu sparen, springen teilweise sogenannte freie Automatenbetreiber in die Bresche. Ihre Geldautomaten sind meist klein und in Supermärkten oder Kiosken zu finden. Betreiber sind unbekannte Privatbanken, etwa aus dem Ausland. Und diese verlangen häufig saftige Gebühren.

„Viele freie Automatenbetreiber erkennen offensichtlich einen entstehenden Markt und breiten sich zunehmend aus“, berichtet Beutler. Vor kurzem wurde der Verbraucherzentrale ein Fall gemeldet, bei dem ein Kunden an einem Automaten eines „freien“ Anbieters Geld abhob – und eine Gebühr von 9,90 Euro berechnet bekam.

Mit Material von Reuters.

KONTEXT

Die profitabelsten und unprofitabelsten Sparkassen-Regionen 2016

Sparkassen-Verbände

Die mehr als 400 Sparkassen in Deutschland sind in 12 regionalen Verbänden organisiert. Eine viel beachtete Messgröße für die Profitabilität der Sparkassen ist das Betriebsergebnis vor Ergebnis im Verhältnis zur Bilanzsumme. Der Sparkassenverband Westfalen-Lippe hat über die erwarteten Gewinne im Jahr 2016 diverser Verbände informiert.

Platz 1

Ostdeutscher Sparkassenverband

Bilanzsumme 2015:112 Milliarden Euro

Erwartetes Betriebsergebnis 2016 gemessen an der durchschnittlichen Bilanzsumme:1,04 Prozent (Vorjahr: 1,15 Prozent)

Quelle: SVWL, OSV

Platz 2

Sparkassenverband Westfalen-Lippe

Bilanzsumme der Mitglieder 30.6.2016:126 Milliarden Euro

Erwartetes Betriebsergebnis 2016 gemessen an der durchschnittlichen Bilanzsumme:0,95 Prozent (Vorjahr: 1,08 Prozent)

Quelle: SVWL

Platz 3

Sparkassenverband Schleswig-Holstein

Bilanzsumme der Mitglieder 2015:37,6 Milliarden Euro

Erwartetes Betriebsergebnis 2016 gemessen an der durchschnittlichen Bilanzsumme:0,88 Prozent (2014: 0,89 Prozent)

Quelle: SVWL, SGVSH

Platz 4

Sparkassenverband Baden-Württemberg

Bilanzsumme der Mitglieder 2015:178,6 Milliarden Euro

Erwartetes Betriebsergebnis 2016 gemessen an der durchschnittlichen Bilanzsumme:0,84 Prozent (2015: 0,97 Prozent)

Quelle: SVWL, SVBW

Platz 5

Bayerischer Sparkassenverband

Bilanzsumme der Mitglieder 2015:193 Milliarden Euro

Erwartetes Betriebsergebnis 2016 gemessen an der durchschnittlichen Bilanzsumme:0,82 Prozent (2015: 0,95 Prozent)

Quelle: SVWL, SVB

Platz 11

Rheinischer Sparkassen- und Giroverband

Bilanzsumme der Mitglieder 2015:154 Milliarden Euro

Erwartetes Betriebsergebnis 2016 gemessen an der durchschnittlichen Bilanzsumme:0,69 Prozent

Quelle: SVWL, SVB

Platz 12

Hanseatischer Sparkassen- und Giroverband

Bilanzsumme der Mitglieder 2015:54 Milliarden Euro

Erwartetes Betriebsergebnis 2016 gemessen an der durchschnittlichen Bilanzsumme:0,65 Prozent

Quelle: SVWL, DSGV