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Garantiezins soll bereits 2017 unter ein Prozent sinken

Neukunden klassischer Lebensversicherungen müssen sich vom kommenden Jahr an auf einen weiteren Rückgang der garantierten Verzinsung einstellen. Der sogenannte Garantiezins soll nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur zum 1. Januar 2017 auf 0,9 Prozent sinken - von aktuell 1,25 Prozent. Einen entsprechenden Vorschlag habe das Bundesfinanzministerium unterbreitet, hieß es am Montag.

Mit der Anpassung werde auf die anhaltende Niedrigzinsphase reagiert. Sie spiegele auch die aktuellen Marktverhältnisse wider. Zugleich setze die Senkung unter ein Prozent ein klares Signal, dass Lebensversicherer ihre Rückstellungen noch vorsichtiger kalkulieren müssten.

Der Präsident der deutschen Finanzaufsicht Bafin, Felix Hufeld, hatte sich im Handelsblatt-Interview für einen deutlich niedrigeren Garantiezins ausgesprochen. 'Es versteht sich von selbst, dass 1,25 Prozent Zinsen auf Dauer nicht zu halten sind, wenn die Zinsen so niedrig bleiben, wie sie aktuell sind', so Hufeld im April. 'Ich persönlich hätte eine gewisse Sympathie für einen deutlicheren Schritt', sagte er.

Das Bundesfinanzministerium setzt den Garantiezins jeweils nach Empfehlungen der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) und der Bafin fest. Die DAV plädierte für eine moderate Absenkung ab 2018 auf 1,0 Prozent. Das (Other OTC: DASX - Nachrichten) letzte Wort hat aber das Ministerium - und das weicht jetzt anders als in der Vergangenheit von der DAV-Empfehlung ab.

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Die Versicherungswirtschaft zeigt sich in einer ersten Reaktion enttäuscht vom Vorstoß des Finanzministeriums. Die vorgeschlagene Kürzung des Garantiezinses sei 'zu weitgehend'. Im Branchendurchschnitt hätten die Lebensversicherer bei der Neuanlage im Jahr 2015 eine Verzinsung von mehr als zwei Prozent erreicht, so ein Sprecher. 'Zudem wäre eine Anpassung zum 1. Januar 2017 zu kurzfristig, da die Unternehmen ihre Produkte neu kalkulieren müssten.'

Der Garantiezins bestimmt, welche Rendite Lebensversicherer ihren Kunden maximal versprechen dürfen. Da es wegen der niedrigen Notenbankzinsen immer schwerer wird, diese Rendite zu erwirtschaften, wurde der Garantiezins mehrfach gesenkt. Der Druck auf die Versicherungsbranche sei enorm, hatte Hufeld betont, dessen Behörde auch die Versicherer beaufsichtigt.

Die Garantiezins-Änderungen betreffen nur Neukunden. Für Altverträge mit einer Rendite von bis zu vier Prozent ändert sich nichts.

'Verlässliche Rente bis zum Tod'

Die Versicherungsmathematiker - Aktuare genannt - stützen sich bei ihren Berechnungen auf den Durchschnittswert der Renditen von europäischen Staatsanleihen mit höchster Kreditwürdigkeit. Die Renditen der Papiere sind wegen der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) im Keller. Die DAV hatte ihre Empfehlung Mitte März ausgesprochen.

Gut 86 Prozent der Gelder von Lebensversicherern stecken in Rentenpapieren. Bei Neuanlagen führt das zu einem Dilemma. Um wenigstens ein wenig Rendite zu erwirtschaften, müssten die Versicherer entweder auf lange Laufzeiten setzen. Dann würde aber auch noch die nächste Generation unter dem Zinstief leiden. Die Alternative dazu wäre mehr Risiko. Es gibt aber strikte Vorgaben von der Aufsicht. Die Gesellschaften müssten solche Investments mit Eigenmitteln hinterlegen - und das gefährdet die Bilanzen.

Wegen der Zinsschwäche von Lebensversicherungen setzen viele Versicherungen mittlerweile gar nicht mehr auf Garantiezins-Produkte. Sie bieten viel mehr Anlagemöglichkeiten an, bei denen etwa in Aktien- oder Mischfonds investiert wird.

In der Diskussion um höchstmögliche Renditen werde aber oft vernachlässigt, dass die Rentenversicherung kein reines Investmentprodukt sei, sondern vor allem dafür sorgen solle, bis zum Tod eine verlässliche Rente zu leisten, sagt Peter Schneider, Geschäftsführer des Analysehauses Morgen & Morgen. Es gibt bislang kein anderes Finanzprodukt, das für eine lebenslange und berechenbare finanzielle Absicherung im Alter sorgt. Daran konnte selbst die Minuswelt von EZB-Chef Mario Draghi bislang nichts ändern