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Fusion geplatzt – Fiat Chrysler und Frankreich machen sich gegenseitig Vorwürfe

Der Autobauer Fiat Chrysler hat sein Angebot zur Fusion mit dem französischen Hersteller Renault überraschend zurückgezogen. Das teilte das Unternehmen in der Nacht zum Donnerstag mit. „FCA bleibt fest von der bezwingenden und verändernden Logik des Angebots überzeugt, das auf breite Zustimmung gestoßen ist, als es vorgelegt wurde und dessen Struktur und Bedingungen so ausgeglichen waren, dass alle Seiten davon profitieren könnten“, heißt es in einer Pressemitteilung des italo-amerikanischen Autobauers.

Dennoch sei klar geworden, „dass die politischen Bedingungen in Frankreich derzeit nicht existieren, um eine solche Kombination erfolgreich durchzuführen“. FCA bedankte sich ausdrücklich bei der Gruppe Renault und bei dessen Chairman und Vorstandsvorsitzenden sowie bei den Renault-Partnern Nissan und Mitsubishi.

An der Börse kam die Nachricht über die geplatzte Fusion nicht gut an: Die Papiere von Fiat verloren an der Börse in Mailand zum Handelsauftakt fast vier Prozent. Die Aktien von Renault fielen in Paris um sieben Prozent. Damit bewegen sich die Papiere der Franzosen wieder nahe des tiefsten Niveaus seit Herbst 2014.

Renault hatte zuvor mitgeteilt, eine Entscheidung über förmliche Fusionsgespräche erneut zu verschieben. Der Verwaltungsrat hatte über die Fusionsofferte beraten, konnte aber keine Entscheidung mehr treffen, da Regierungsvertreter die Verschiebung beantragten, so Renault. Nissan habe sich der Stimme enthalten wollen, falls jetzt eine Abstimmung stattfinden sollte, hieß es aus der französischen Regierung.

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Frankreich reagierte überrascht auf den plötzlichen Rückzug Fiat Chryslers. Für FCA habe es keinen Grund gegeben, so überstürzt zu handeln. Man sei bereits sehr weit gekommen und es habe eine vorläufige Vereinbarung über das gesamte Paket zwischen FCA und Renault einschließlich der Regierung gegeben, hieß es aus Regierungskreisen.

Allerdings habe es noch offene Fragen über die künftige Zusammenarbeit innerhalb der Allianz mit Nissan gegeben. Die französische Regierung habe sich deswegen Zeit nehmen wollen, um weiter mit der japanischen Seite zu sprechen und dann am kommenden Dienstag über förmliche Fusionsgespräche abzustimmen.

Französische Regierung bemängelt Zeitdruck durch FCA

Der Konzern habe von Anfang an massiven Druck ausgeübt. Die französische Regierung habe aber deutlich gemacht, sich nicht unter Druck setzen lassen zu wollen. Es sei ganz normal, dass es Zeit braucht, um einen so großen Deal abzuschließen, hieß es. Es sei einzig und allein die Entscheidung von FCA gewesen, dem Ganzen nicht die notwendige und angemessene Zeit für die Prüfung zu geben.

Für Fiat Chrysler wäre die geplante Fusion ein wichtiger Schritt gewesen. Der italo-amerikanische Autobauer hatte vorgeschlagen, dass beide Unternehmensgruppen – also FCA und Renault – je die Hälfte an der neuen Gesellschaft halten. Das Unternehmen ist seit einiger Zeit auf der Suche nach einem Partner. Gemeinsam wären die Unternehmen zum drittgrößten Autohersteller nach Volkswagen und Toyota aufgestiegen.

Der geplatzte Zusammenschluss mit FCA ist derzeit nicht die einzige schlechte Nachricht für Renault. Der französische Finanzminister Le Maire erklärte, in der Affäre um Ex-Spitzenmanager Carlos Ghosn werde Anzeige erstattet. Wenn der Staat Aktionär eines Unternehmens sei, müsse er sicherstellen, dass dessen Führung gut funktioniere. Die Justiz müsse dann in der Sache entscheiden, so der Minister zu BFMTV. Bis wann die Anzeige eingereicht werden soll, sagte Le Maire zunächst nicht.

Renault hatte bei einer Tochtergesellschaft in den Niederlanden zweifelhafte Ausgaben von zusammen rund elf Millionen Euro entdeckt. Wie der Renault-Verwaltungsrat am Dienstagabend mitteilte, geht es dabei unter anderem um Kosten für Flugreisen des früheren Konzernchefs Ghosn. Auch in den Niederlanden sollten rechtliche Schritte gegen Ghosn abgewogen werden.

Eine Überprüfung der gemeinsamen Tochtergesellschaft mit dem japanischen Partner Nissan bestätigte erste Hinweise, wonach es dort ebenfalls Mängel im Hinblick auf die finanzielle Transparenz und Verfahren zur Ausgabenkontrolle gab. Die Prüfung habe „problematische“ Ausgaben in einem Zeitraum innerhalb der vergangenen zehn Jahre ergeben, erklärte Nissan am Mittwoch in einer Stellungnahme. Es gehe unter anderem um Kosten für private Reisen sowie um Geschenke und Spenden, deren Zweck unklar oder unangemessen gewesen sei, hieß es. Die Überprüfung dauere an, so Nissan.

Nach der Verhaftung Ghosns in Japan war das von ihm geschaffene und kontrollierte französisch-japanische Auto-Bündnis zwischen Renault, Nissan und Mitsubishi in eine schwere Krise geraten. Ghosn war ein Verstoß gegen Börsenauflagen in Japan vorgeworfen worden.

Mit Material von dpa.

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