Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • Nikkei 225

    38.471,20
    -761,60 (-1,94%)
     
  • Dow Jones 30

    37.798,97
    +63,86 (+0,17%)
     
  • Bitcoin EUR

    60.452,70
    +1.061,55 (+1,79%)
     
  • CMC Crypto 200

    885,54
    0,00 (0,00%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.865,25
    -19,77 (-0,12%)
     
  • S&P 500

    5.051,41
    -10,41 (-0,21%)
     

Friede Springer bringt Döpfner als ihren Nachfolger in Stellung

Die Großaktionärin überträgt Anteile am Medienkonzern Axel Springer an den Vorstandsvorsitzenden. Mathias Döpfner erhält dadurch deutlich mehr Macht.

Die Großaktionärin schenkt einen großen Teil ihrer Anteile dem Axel-Springer-Vorstandschef. Foto: dpa
Die Großaktionärin schenkt einen großen Teil ihrer Anteile dem Axel-Springer-Vorstandschef. Foto: dpa

Ein Jahr nachdem der US-Finanzinvestor Kohlberg Kravis Roberts (KKR) bei dem Medienunternehmen Axel Springer eingestiegen ist, gibt es eine weitere gravierende Veränderung in der Eigentümerstruktur: Friede Springer, Großaktionärin und Witwe von Axel Springer, schenkt einen erheblichen Teil ihrer Anteile dem Vorstandsvorsitzenden Mathias Döpfner. Außerdem überträgt sie ihm ihre gesamten Stimmrechte ihres verbleibenden Aktienpakets.

Döpfner kauft rund 4,1 Prozent der Aktien der 78-Jährigen. Zusätzlich wird der 57-Jährige rund 15 Prozent als Schenkung erhalten. Auf diese Weise kontrollieren künftig beide dann jeweils rund 22 Prozent, wie das Unternehmen am Donnerstag in Berlin mitteilte. Bislang hat Döpfner 2,8 Prozent der Firmenaktien gehalten.

WERBUNG

Mit diesem Schritt habe Friede Springer ihr Erbe geregelt und für entsprechende Klarheit in dem Medienunternehmen, das Zeitungen wie „Bild“ und „Welt“ verlegt, gesorgt, hieß es am Donnerstag in Unternehmenskreisen. Döpfner kauft die Aktien zum selben Preis, den KKR vor einem Jahr gezahlt hatte, also 63 Euro je Aktie. Damit ergibt sich bei 4,1 Prozent der Anteile ein Kaufpreis, der bei geschätzt 276 Millionen Euro liegt.

Döpfner, der seit 2002 an der Spitze des Medienunternehmens steht, erfüllt sich damit einen langjährigen Wunsch: „Ich wollte immer den unruhigen Schlaf des Unternehmers und nie nur Manager sein“, sagte er in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa. „Aus diesem Grund habe ich schon 2006 ein Aktienpaket von zwei Prozent gekauft und mich dafür hoch verschuldet. Jetzt ist es mein Wunsch, noch mehr zu investieren.“

Friede Springer schenkt ihm darüber hinaus 15 Prozent des Grundkapitals – der monetäre Wert müsste an die Milliarden-Euro-Grenze stoßen. Döpfner steigt damit auch in die Riege der deutschen Milliardäre auf. Friede Springer dagegen hält künftig keine Aktien mehr direkt, sondern nur noch mittelbar über die Friede Springer Stiftung. Es ist ein Rückzug, auch wenn sie weiterhin wichtige Schlüsselrollen in dem Unternehmen besetzen wird.

Massive Investitionen in den Digitalbereich

„Ich bin sehr glücklich, mit Mathias meinen Nachfolger gefunden zu haben“, sagte Friede Springer im dpa-Interview. „Und mich freut daneben auch, dass durch den Aktienkauf von Mathias die Stiftung finanziell gestärkt wird, ihre Stiftungszwecke zukünftig also noch kraftvoller verfolgen kann.“ Die Summe, die Döpfner nun zahlt, geht ausschließlich an die Friede Springer Stiftung, das zweite Vermächtnis der Verlegerwitwe.

Axel Springer hat als einer der größten Medienkonzerne Europas in der Vergangenheit massiv ins Digitale investiert. So sind längst nicht mehr Publikationen wie „Bild“ oder „Welt“ die Gewinnbringer des Unternehmens, sondern digitale Portale wie Stepstone und Immowelt. Im vergangenen Jahr ging der Konzern mit Sitz in Berlin und mehr als 16.000 Mitarbeitern eine strategische Partnerschaft mit KKR ein – mit dem Ziel, schneller im Digitalbereich zu wachsen.

Mit der Übertragung ihrer Aktien samt Stimmrechten an den Vorstandsvorsitzenden endet eine längere Phase der Spekulation um das Erbe Friede Springers, der fünften und letzten Frau des Verlegers. Zeitweise wurde ihrer engsten Vertrauten, der Juristin Karin Arnold, ein engerer Draht zugesprochen, als ihn Döpfner zu ihr pflegt. Der hatte Friede Springer zur Patentante seines Kindes ernannt, doch ihre Vorbehalte seinen Kunstinteressen gegenüber sollen durchaus zu Abkühlungen in ihrem Verhältnis zueinander gesorgt haben, heißt es in Branchenkreisen. Doch das scheint nun passé zu sein.

Mit der Schenkung hat sich Friede Springer klar entschieden, wer der starke Mann im Unternehmen sein soll: Mathias Döpfner. Eine seiner wichtigsten Aufgaben ist es, sich mit dem neuen Großaktionär KKR, der 47,6 Prozent der Anteile hält, zu verständigen. Neben den drei Parteien gibt es noch ein weiteres, kleines Aktienpaket: Die Enkel des Verlagsgründers, Ariane Melanie Springer und Axel Sven Springer, halten zusammen sechs Prozent der Anteile.

Der Konzern peilt an, weltweit Marktführer im digitalen Journalismus und bei digitalen Rubrikengeschäften zu werden. Gut 73 Prozent der Umsätze tätigt Springer inzwischen mit digitalen Geschäften. Dazu gehören allen voran die digitalen Kleinanzeigen im Bereich Immobilien und Stellenanzeigen, aber auch journalistische Angebote von „Business Insider“ und „Upday“.

Döpfner plant eine strategische Umorientierung

Springer zog sich dazu in diesem Jahr nach 35 Jahren auch von der Börse zurück. „Jetzt beginnt die spannendste Phase von Axel Springer“, kommentierte Döpfner dies im vergangenen März in einer Telefonkonferenz. „Wir brauchen Innovationskraft, Investitionskraft, Technologiekompetenz, aber auch einen langen Atem“, sagte er damals.

Er plant eine strategische Umorientierung seines Unternehmens, die derart aufwendig ist, dass sie die Börse abgestraft hätte. Der Umsatz des Konzerns lag im vergangenen Jahr bei 3,1 Milliarden Euro und der bereinigte Konzernüberschuss bei 263,7 Millionen Euro.

Friede Springer versicherte in dem dpa-Interview, dass sie sich nicht zurückziehen wolle, sondern auch weiterhin im Aufsichtsrat und im Aktionärsausschuss des Unternehmens bleiben werde. Mit dem Einstieg von KKR sind drei Vertreter des US-amerikanischen Finanzinvestors in das Kontrollgremium eingezogen. Dafür sind drei Aufsichtsräte gegangen – unter ihnen Alex Karp, der Gründer des geheimnisumwitterten Softwareunternehmens Palantir. Friede Springer ist und bleibt die stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende.

Anfang des Jahres gründete Axel Springer darüber hinaus einen Aktionärsausschuss. „Im Aktionärsausschuss koordinieren die Konsortialpartner Friede Springer, KKR und Mathias Döpfner beziehungsweise ihre Beteiligungsgesellschaften die Ausübung ihrer Rechte aus den Aktien der Axel Springer SE“, erläuterte ein Unternehmenssprecher.

Das neue Gremium entstand mit dem Rückzug des Unternehmens von der Börse. Palantir-Chef Karp, der den Aufsichtsrat verlassen hatte, bekam einen Platz in dem neuen Aktionärsausschuss. Seine Rolle sei damit aufgewertet worden, heißt es in Unternehmenskreisen.

In dieser neuen Machtkonstellation werden die Anteilseigner über die Zukunft des Traditionsunternehmens entscheiden. Ein umfangreiches Sparprogramm, das vor allem das Sorgenkind News Media National betrifft, in dem die klassischen Medien gebündelt sind, ist nach Unternehmensangaben inzwischen abgewickelt. Nun stellt sich die Frage, welche digitalen Geschäftsbereiche Axel Springer konkret mit Investitionen stärken wird.