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FRESENIUS UND FMC IM FOKUS: Im langen Schatten des Corona-Virus

BAD HOMBURG (dpa-AFX) - Die Börse gibt dem Krankenhaus- und Medizinkonzern Fresenius <DE0005785604> derzeit wenig Kredit. Nach Jahren mit stetig steigenden Ergebnissen lockt die sanfte Erholung der Dax-Firma <DE0008469008> von der Pandemie die Anleger kaum hinter dem Ofen hervor. Als das Sorgenkind gilt seit Monaten die Dialyse-Tochter Fresenius Medical Care (FMC) <DE0005785802>, die mit der Zahl der Corona-Toten auch Patienten verliert. Gespannt wird deshalb darauf gewartet, was die aktuelle Überprüfung der Organisationsstruktur noch bringen mag. Zur Lage des Unternehmens, was die Analysten sagen und was die Aktie macht.

DAS IST LOS BEI FRESENIUS:

Die Corona-Krise hat den Krankenhaus- und Gesundheitskonzern ausgebremst. Langsam erholt sich zwar das Geschäft bei Deutschlands größtem Klinikbetreiber, in dessen rund 90 Häusern inzwischen wieder mehr operiert wird. Dennoch blieben auch zuletzt noch Patienten aus Angst vor einer Ansteckung weg. Zudem verschreckte die Tochter FMC die Investoren in diesem Frühjahr mit einer eiskalten Gewinnwarnung, inzwischen deutet die Prognose auf einen Ergebnisknick "im prozentual hohen Zehner- bis mittleren Zwanzigerbereich".

Im zweiten Jahresviertel hatte Fresenius dank des wieder erstarkten Krankenhausgeschäfts und Zuwächsen auch bei der Generikatochter Kabi die Pandemie ein Stück hinter sich gelassen. Konzernchef Stephan Sturm konnte seine Jahresziele deshalb sogar ein wenig freundlicher gestalten. Die Hessen peilen nun für das um Sondereffekte und Währungseinflüsse bereinigte Konzernergebnis einen Zuwachs im niedrigen einstelligen Prozentbereich an.

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Sturm hatte zugleich aber gewarnt, die Pandemie sei trotz fortschreitender Impfungen noch nicht vorbei. Die frühere Annahme, dass sich die Rahmenbedingungen in der zweiten Jahreshälfte verbessern, sei zunehmend in Gefahr. Ob die Erholung sich zwischen Juli und September weiter fortgesetzt hat, wird sich mit den in der kommenden Woche am Dienstag (2. November) anstehenden Quartalszahlen zeigen.

Weil der jahrelang vom Erfolg verwöhnte Konzern wegen der Corona-Krise nicht mehr wie unaufhaltsam nach oben driftet, wuchs zuletzt der Druck auf den Fresenius-Lenker. Bereits im Frühjahr hatte Sturm ein Bündel an Maßnahmen angekündigt, das bis 2023 Ergebnisverbesserungen von mindestens 100 Millionen Euro pro Jahr bringen soll. Dazu zählen etwa niedrige Verwaltungs- und Einkaufskosten, eine optimierte Produktion bei Kabi sowie eine schlankere Gesellschaftsstruktur bei der Servicegesellschaft Vamed. Im Krankenhausgeschäft etwa könnten einige Kliniken den Eigentümer wechseln. Verkäufe einzelner Häuser - aber auch Zukäufe - gab es bereits in diesem Jahr.

Auch FMC hat ein Sparprogramm aufgesetzt und hatte sich für die Überprüfung des Geschäftsmodells etwas länger Zeit gelassen; Ergebnisse könnten nun mit dem anstehenden Quartalsbericht folgen.

Am Markt kamen etwa zur Jahresmitte Fantasien auf, Fresenius könnte sich womöglich schon bald sogar von Unternehmensteilen trennen. Der Generikaspezialist Kabi wurde genannt, vor allem aber FMC galt als heißer Kandidat. Der Fresenius-Chef und auch die Else Kröner-Fresenius-Stiftung als Großaktionärin haben solchen Spekulationen bisher eine deutliche Absage erteilt. Dass das Management über einen "Plan B" nachdenkt, ist aber nicht ausgeschlossen. Sollte der Aktienkurs weiter nur ein trauriges Spektakel bieten, könnte dieser dann hervorgeholt werden.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Bei dpa-AFX haben sich seit dem letzten Quartalsbericht zwölf Analysehäuser zu Fresenius geäußert, die klare Mehrheit mit acht Stimmen votiert weiterhin für einen Kauf der Aktie. Nur das Analysehaus Jefferies empfiehlt den Verkauf. Immer wieder äußerten Experten in den vergangenen Monaten Zweifel an der niedrigen Bewertung. Im Schnitt trauen die Branchenkenner dem Papier einen Anstieg auf rund 52 Euro zu - ausgehend von aktuellen Kursen bei weniger als 40 Euro wäre das ein Plus von mehr als 30 Prozent.

Außerordentlich euphorisch sind dabei die Experten der Societe Generale (Socgen), die mit einem Kursziel von sogar 89 Euro hervorstechen. Damit sehen sie die Aktie noch weit über ihrem bisherigen Rekord bei 80 Euro. Aus Sicht von Analyst Justin Smith unterschätzt der Markt vor allem das mittel- bis langfristige Potenzial der sogenannten Biosimilars (biotechnologisch hergestellte Nachahmerprodukte). Fresenius will im Zuge seiner Wachstumsoffensive dieses Portfolio weiter ausbauen.

Kurzfristig überschatten jedoch weiter die Schwierigkeiten bei FMC. Nach Einschätzung von Berenberg-Analyst Tom Jones dürfte der Dialyseanbieter mit seinen bald anstehenden Zahlen zum dritten Quartal die Aktionäre kaum erfreuen, da die jüngste Welle von Covid-19-Infektionen in den USA ihren Höhepunkt erst Mitte September erreicht habe und damit die Übersterblichkeit ein Problem bleibe.

Falko Friedrichs von der Deutschen Bank sieht deshalb sogar die Jahresprognose des Dialysespezialisten in Gefahr, sollten die Mortalitätsraten im Schlussquartal noch drastisch anziehen und die hohen Zusatzkosten der Firma bestehen bleiben. Das vom Konzern angenommene Szenario, wonach die im ersten Halbjahr noch hohe pandemiebedingte Übersterblichkeit in der zweiten Jahreshälfte wieder ein normales Muster zeige, stelle sich nicht ein, so der Experte.

Trotz der Belastungen durch FMC sollten die Zahlen der Mutter im dritten Quartal laut Friedrichs hingegen "in Ordnung" gewesen sein - er sieht Fresenius damit auf gutem Weg zu den Jahreszielen.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Die pessimistische Studie der Deutschen Bank warf das ohnehin angeschlagenen FMC-Papier noch weiter zurück. Am Tag der Veröffentlichung fiel der Kurs unter 60 Euro auf ein Tief seit März, die Fresenius-Aktie rutschte unter 40 Euro. Beide Anteilsscheine kosten aktuell wesentlich weniger als vor Beginn des Corona-Crashs Ende Februar 2020. Der vermeintlich defensive Charakter von Aktien aus dem Gesundheitssektor half ihnen in der Krise kaum.

Auch in diesem Jahr driften Branche und die beiden Aktien auseinander: Während der europäische Branchenindex Stoxx 600 Health Care <EU0009658202> seit Jahresbeginn um knapp ein Fünftel zulegte, kommt Fresenius an der Börse gerade einmal auf ein Plus von rund vier Prozent. Für FMC ging es sogar um rund 16 Prozent abwärts.

Der Abstieg beider Papiere begann jedoch schon weit vor der Corona-Krise. Als kurszerstörerisch entpuppte sich die geplatzte Übernahme des US-Konzerns Akorn 2018, der im selben Jahr zwei Gewinnwarnungen binnen wenigen Wochen folgten. Seit dem 2017 erreichten Hoch bei 80 Euro hat das Fresenius-Papier mehr als die Hälfte an Wert eingebüßt. Der FMC-Anteilsschein markierte seinen bisherigen Rekord im Februar 2018 bei knapp 94 Euro - seitdem ging es um fast 40 Prozent nach unten.

Mit einer Marktkapitalisierung von rund 17 Milliarden Euro für FMC und von knapp 22 Milliarden für Fresenius rangieren die beiden Unternehmen im Dax schon seit längerem in den hinteren Rängen. Fresenius hält knapp ein Drittel der FMC-Aktien, kontrolliert und konsolidiert das Unternehmen allerdings. Möglich ist dies wegen der Gesellschaftsform von FMC, die als Kommandigesellschaft auf Aktien firmiert.