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Freie Bahntickets für alle? Falsch gehofft

Der Vorschlag klang fast schon zu schön, um wahr zu sein: Jeder Jugendliche in der EU sollte zu seinem 18. Geburtstag ein Interrail-Ticket geschenkt bekommen, mit dem er per Zug kostenlos quer durch Europa fahren kann. Doch aus der Idee zweier deutscher Studenten hat die EU-Kommission ein bürokratisch komplexes Vergabeverfahren gemacht. Das Geschenk, das zuvor bereits im EU-Parlament Anklang fand, wird nur bei den wenigsten Jugendlichen ankommen. Das berichtet die „Frankfurter Allgemeine“ und beruft sich auf Pläne, die die EU-Kommission in der kommenden Woche vorstellen möchte.

Ziel des ursprünglichen Plans war es, mit den kostenlosen Bahn-Tickets das europäische Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Das Problem: Das Programm hätte 2,3 Milliarden Euro gekostet. EU-Verkehrskommissarin Violeta Bulc hatte bereits Anfang Oktober auf die Schwierigkeiten der Finanzierung hingewiesen. Als Alternative hatte sie damals unter anderem eine Lotterie ins Gespräch gebracht, über die eine bestimmte Anzahl von Tickets verlost werden könnte.

Tatsächlich herausgekommen ist nun eine zusammengedampfte Mini-Version des ursprünglichen Plans. Dafür investiert die Union lediglich 2,5 Millionen Euro. Profitieren sollen davon EU-weit zwischen 5000 und 7000 Jugendliche ab 16 Jahren. Mindestens 60 Jugendliche aus jedem Land will die Kommission so erreichen. Ab dem Sommer können sie Zuschüsse für Reisen innerhalb der EU beantragen.

Und dann beginnt die Brüsseler Bürokratie: Der Zuschuss liegt zwischen 350 und 500 Euro – je nachdem, ob die Jugendlichen auf dem Festland oder auf einer Insel wohnen. Und es hat längst nicht jeder Jugendliche eine Chance auf das kostenlose Ticket. Ausgewählt werden die Schüler auf der Grundlage von Projekten, die Schulklassen bei der EU-Plattform Twinning einreichen. In erster Linie will die Kommission hier Jugendliche berücksichtigen, die sich für soziale Projekte engagieren und zuvor nicht auf Klassenfahrt waren.

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Doch selbst wer das anspruchsvolle Vergabeverfahren überstanden hat, muss weiter mit der EU-Bürokratie kämpfen. Die Kommission legt nämlich auch Wert auf die Umweltverträglichkeit der Reisen und so dürfen die genutzten Verkehrsmittel nicht mehr als 200 Gramm CO2 pro Person und Reisekilometer ausstoßen. Zum Vergleich: Für einen Flugkilometer setzt die Kommission 285 Gramm an. Möglich wäre jedoch „30 Kilometer mit einer kleinen Fähre (258 Gramm), gefolgt von 420 Kilometer mit dem Zug (14 Gramm) und dann 40 Kilometer mit dem Bus (68 Gramm) zu fahren“, so das Rechenbeispiel der Kommission. Dazu kommen Auflagen für das Verhältnis von Reisedauer und Aufenthalt am Reiseziel.

Am Montag möchte die Kommission ihre abgespeckten Pläne im Detail vorstellen. Wenn es nach den Christdemokraten im EU-Parlament geht, ist das letzte Woche in Sachen kostenloser Bahn-Karten damit aber noch längst nicht gesprochen. „Das Interrail-Ticket für alle 18-Jährigen bleibt auf der Tagesordnung“, twitterte der EU-Abgeordnete Manfred Weber (CSU) am Freitagnachmittag. Der aktuelle Vorschlag der Kommission sei lediglich ein Pilotprojekt, das Hauptprojekt starte erst 2018, so der Fraktionschef der Europäischen Volkspartei. Weber war es, der den Vorschlag der beiden Studenten zu den Interrail-Tickets im vergangenen Jahr aufgriff und den politischen Prozess so ins Rollen brachte.