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Freie Bahn für den Uniper-Börsengang

Es ist das wohl kühnste Experiment, das die deutsche Wirtschaft derzeit zu bieten hat. Eon, der größte Energiekonzern des Landes, spaltet sich in zwei Teile auf. Auf der Hauptversammlung im Juni haben die Aktionäre des kriselnden Stromriesen die Zäsur mit einer überwältigenden Mehrheit von 99,7 Prozent bereits beschlossen.

Mehr als ein Monat später ist nun endgültig klar: Die Aufspaltung wird vollzogen. Kein Anteilseigner hat die Entscheidung angefochten. Binnen der einmonatigen Frist, innerhalb derer die Aktionäre gegen den Beschluss der Hauptversammlung hätten rechtlich vorgehen können, sind keinerlei Klagen eingereicht worden. Das teilte Eon am Mittwoch in einer schriftlichen Erklärung mit.

„Wir haben unsere Aktionäre davon überzeugt, dass die Transformation von Eon die richtige Antwort auf die Herausforderungen und Chancen der neuen Energiewelt ist“, sagte Johannes Teyssen. Der Eon-Chef hatte bereits Ende 2014 angekündigt, dass sich Eon künftig voll auf das Geschäft mit der Energiewende (Sonne, Wind, Netze und Vertrieb) fokussieren will, während Uniper, die neue Gesellschaft, sich um das darbende Geschäft mit konventioneller Energie (Kohle, Gas, Energiehandel) kümmert.

Seit Anfang 2016 ist Uniper operativ am Start. Im Herbst soll nun endgültig die Trennung von Eon eingeleitet werden. Bereits im September soll Uniper an die Börse gebracht werden. Dabei will Eon zunächst gut 53 Prozent der Aktien abgeben. Jeder Eon-Aktionär wird dann zusätzlich für jeweils zehn Anteilscheine eine zusätzliche Aktie von Uniper bekommen.

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„Für Uniper öffnet sich damit der Weg in eine eigene Zukunft als selbstständiges Unternehmen, das mit einer fokussierten Strategie seine Stärken im klassischen Energiegeschäft voll ausspielen kann“, erklärte Eon-Chef Teyssen. Er gehe davon aus, dass der Börsengang im September erfolgreich vollzogen werde.


Start zu schwierigen Bedingungen

Die Aufspaltung von Eon erfolgt aus einer Situation der Not heraus. Der Energieriese durchleidet die größte Krise in der Unternehmensgeschichte. Für das abgelaufene Geschäftsjahr meldet Eon einen Rekordverlust von rund sieben Milliarden Euro.

Das Spinoff Uniper startet zudem unter äußerst schwierigen Bedingungen. Der Betrieb der konventionellen Kraftwerke rechnet sich kaum noch seitdem Solar- und Windkraft per Gesetz vorrangig ins deutsche Stromnetz eingespeist werden. Die Flut an grüner Energie lässt die Großhandelspreise für Strom erodieren. An der Leipziger Strombörse erhält Uniper aktuell für eine Megawattstunde, die der Konzern im nächsten Jahr liefert, kaum mehr als 27 Euro. Ein Preis, bei dem sich mit großen Kohlekraftwerken kaum und mit Gaskraftwerken gar kein Geld mehr verdienen lässt.

Eon-Chef Teyssen zeigte sich auf der Hauptversammlung vom „Potenzial und den Chancen von Uniper“ überzeugt. Ohne ein stabiles Rückgrat, wie es die Uniper-Aktivitäten ermöglichen, funktioniere laut Teyssen das Energiesystem auch in den nächsten Jahrzenten nicht. „Allgemein wird anerkannt, dass beide Unternehmen selbständig weitaus bessere Zukunftsperspektiven haben als in der bisherigen Struktur“, sagte der Dax-Manager im Juni. Kritik erntete Teyssen aber nicht nur wegen der mauen Perspektive für Uniper.

Teyssen hätte eigentlich auch gerne die Kernenergiesparte von Eon auf Uniper übertragen. Doch die Politik machte ihm hier einen Strich durch die Rechnung. Die ansonsten grüne Eon bleibt für den Weiterbetrieb und Rückbau der Atommeiler verantwortlich. Zwischen- und Endlagerung des radioaktiven Mülls übernimmt der Staat.

KONTEXT

Die Börsengänge der Töchter von Eon und RWE

Energiewende sorgt für Veränderungen

Die von der Energiewende gebeutelten Energieriesen Eon und RWE treiben ihre geplanten Börsengänge voran. Eon will die Kraftwerkstochter Uniper im September an die Börse bringen, RWE das Ökostromgeschäft Innogy im Herbst.

Die Unternehmen

Die Eon-Tochter Uniper hat ihren Sitz in Düsseldorf, beschäftigt knapp 14.000 Mitarbeiter und erzielte nach Konzernangaben 2015 auf Pro-Forma-Basis ein Ebit von 0,8 Milliarden Euro und einen Nettoverlust von rund vier Milliarden Euro. Chef ist der ehemalige Eon-Finanzvorstand Klaus Schäfer.

Die RWE-Tochter Innogy hat ihren Sitz in Essen, beschäftigt knapp 40.000 Mitarbeiter und erzielte rein rechnerisch nach RWE-Angaben 2015 einen operativen Gewinn (Ebitda) von 4,5 Milliarden Euro und einen Nettoergebnis von 1,6 Milliarden Euro. Geführt wird das Unternehmen von RWE-Chef Peter Terium, der nach dem Börsengang den Chefposten des Mutterkonzerns abgibt.

Das Geschäft

Uniper betreibt Kohle- und Gaskraftwerke in Europa und Russland mit rund 40 Gigawattt. Hinzu kommen Wasser- und Atomkraftwerke in Schweden sowie der Energiehandel.

RWE Innogy bündelt das Geschäft mit Ökostrom, Strom- und Gasnetzen sowie den Vertrieb von Strom und Gas.

Die Börsengänge

Eon bringt im Zuge eines Spin-Offs 53 Prozent der Uniper-Anteile an die Börse und legt sie den eigenen Aktionären ins Depot. Einnahmen erzielt der Konzern dabei zunächst nicht. Eon will allerdings mittelfristig die restlichen Aktien versilbern, allerdings nicht vor 2018.

RWE will zunächst zehn Prozent von Innogy an die Börse bringen. Zeitgleich und später könnten weitere Anteile verkauft werden, RWE will aber die Mehrheit behalten. Analysten schätzen, dass der Konzern für das Paket von zehn Prozent rund zwei Milliarden Euro kassieren könnte.

Ausblick

Uniper und Innogy geben keine konkrete Geschäftsprognosen. Beide könnten aber bereits für 2016 eine Dividende ausschütten. Uniper steht von Beginn unter Druck. Der Konzern will bis 2018 Beteiligungen im Wert von mindestens zwei Milliarden Euro verkaufen und die Personalkosten senken.

Innogy erwartet stabile Geschäfte, da der größte Teil der Einnahmen, etwa für den Betrieb der Strom- und Gasnetze staatlich reguliert ist. Das Unternehmen peilt eine Dividende von 70 bis 80 Prozent des bereinigten Nettogewinns an.