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Frauen verbringen im Job 200 Stunden mehr pro Jahr mit Aufgaben, die ihrer Karriere nicht helfen: wie ihr öfter "Nein" sagt

Die Gründerinnen des "No Club": Laurie R. Weingart, Lise Vesterlund, Linda Babcock, und Brenda Peyser.
Die Gründerinnen des "No Club": Laurie R. Weingart, Lise Vesterlund, Linda Babcock, und Brenda Peyser.

Eines Tages bemerkt Linda Babcock, Professorin für Wirtschaftswissenschaften an der Carnegie Mellon University in Pennsylvania in den USA, dass sie an Tagen, an denen sie nicht unterrichtete, oft an mehreren Meetings teilnahm – während ihr männlicher Kollege an seinen Studien arbeitete.

An diesem Tag vor zehn Jahren verglichen die beiden ihre Terminkalender, wie sie uns erzählte. Dabei stellten sie fest, dass sein Kalender nur zwei Termine enthielt: Studentenpräsentationen und eine Sitzung der Fakultät. Babcocks Terminplan dagegen enthielt drei zusätzliche Meetings, ein Interview mit einem Reporter und die Vorbereitung eines Vortrags für einen Frauenverein. So blieb ihr nur eine Stunde Zeit, um an ihrer Forschung zu arbeiten – was aber eine elementare Aufgabe für Professoren ist.

"Wir haben gelacht, weil es ein bisschen unangenehm war", sagte Babcock. "Er fragte mich: 'Was sind das für Dinge, die du tust, und wie bist du da reingeraten?'" Diese Erfahrung veranlasste Babcock, mit vier Kolleginnen einen "No Club" zu gründen – einen Club, in dem sie sich gegenseitig helfen, Aufgaben abzulehnen, die ihnen nicht beim beruflichen Aufstieg helfen. Außerdem führten sie auch eine Studie durch, um zu verstehen, warum Frauen oft mit undankbaren Aufgaben betraut werden, die sonst niemand erledigen möchte.

Ihre Untersuchung ergab, dass Frauen, im Vergleich zu Männern, mit 48 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit freiwillig Aufgaben übernehmen, die einer Beförderung nicht zuträglich sind – und zwar unabhängig von ihrem Dienstalter. So verbringt die durchschnittliche Frau 200 Stunden mehr pro Jahr mit solchen Aufgaben, als der durchschnittliche Mann. Unter solche Aufgaben fällt etwa die Auswahl von Praktikanten, die Betreuung von zeitaufwändigen Kunden, die Einarbeitung neuer Mitarbeiter und die Unterstützung von Kollegen.

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Diese Ergebnisse stehen im Einklang mit einer Umfrage von Lean In und McKinsey & Company aus dem Jahr 2021, die zeigt, dass Frauen häufig die Führung bei der sogenannten “Emotionsarbeit” am Arbeitsplatz übernehmen – also Arbeit, bei der bestimmte Emotionen gezeigt werden müssen, zum Beispiel beim Umgang mit Kunden. Emotionsarbeit würde bei Leistungsbeurteilungen jedoch selten anerkannt.

Babcock und ihre Kollegen, die das am Dienstag erschienene Buch "The No Club: Putting a Stop to Women's Dead-End Work" ("Der Nein-Club: Schluss mit der Arbeit von Frauen, die in der Sackgasse endet") geschrieben haben, sprachen mit Business Insider darüber, wie jeder ihre Erkenntnisse anwenden kann, um am Arbeitsplatz öfter Nein zu sagen.

Wie man eine nicht Aufgabe erkennt, die nicht der Karriere dient

Babcock und ihren Kolleginnen zufolge glauben viele Frauen, dass eine Aufgabe wichtig sein muss, wenn ihr Chef sie um etwas bittet. Das ist oft aber nicht der Fall. Frauen könnten zum Beispiel glauben, dass die Planung einer großen Unternehmensveranstaltung die Aufmerksamkeit der Geschäftsführung weckt – aber trotz aller Bemühungen wird diese Aufgabe in der Leistungsbeurteilung oft nicht einmal erwähnt.

"Es geht darum, zu lernen und zu fragen, ob diese beförderungswürdig sind", so Babcock. Die Untersuchungen ergaben, dass Aufgaben, die nicht der Karriere helfen, in der Regel folgende Merkmale aufweisen:

  • Sie sind für andere nicht sichtbar

  • Sie sind nicht entscheidend für die Ziele der Firma

  • Sie können von vielen Personen erledigt werden, da sie keine speziellen Fähigkeiten erfordern.

Beispiele für solche Aufgaben sind etwa die Überarbeitung, das Korrekturlesen und die Organisation der Arbeit anderer (Management ausgenommen). Außerdem gehört dazu die Planung von Veranstaltungen sowie die Rekrutierung, Einarbeitung, Schulung und Betreuung von Mitarbeitern.

Home Office und hybride Arbeitsmodelle können eine Aufgabe weiter abwerten. "Wenn wir mehr aus der Ferne arbeiten, ist es noch schwieriger zu sehen, was die Menschen tun", so Babcock. "Eine nicht beförderungswürdige Aufgabe wird noch weniger beförderungswürdig, wenn niemand sieht, wie du sie erledigst."

Wie ihr lernt, öfter nein zu sagen

Als Babcock und ihre Kolleginnen anfingen Nein zu sagen, stellten sie fest, dass die Aufgaben schlichtweg an andere Frauen vergeben wurden. "Einfach nur Nein zu sagen, löst das Problem nicht", stellte ihre Kollegin und Club-Mitgründerin Weingart fest.

Stattdessen versuchen sie nun, stattdessen männliche Kollegen vorzuschlagen, für die die Aufgaben geeignet sein könnten. Eine weitere Lösung sei, zu sagen: "Sicher, ich mache es heute, aber lassen Sie uns einen Zeitplan aufstellen, damit wir die Aufgabe unter den Mitarbeitern aufteilen."

Dolly Chugh.
Dolly Chugh.

Wenn es nicht möglich ist, eine Aufgabe abzulehnen, solltet ihr euch ein Beispiel am Handbuch der Sozialpsychologin Dolly Chugh nehmen. Sie ist Dozentin für Management an der Stern School of Business der New York University. Chugh sagt, sie werde oft gebeten, vor ehemaligen Studierenden zu sprechen oder an Veranstaltungen teilzunehmen, weil sie eine der wenigen schwarzen Frauen in ihrem Fachbereich sei und Identitätsforschung betreibe.

"Ich bekomme viele Anfragen von Alumni, die mich um Rat bitten – weit mehr als meine Kollegen", erzählt sie. "Ich habe begonnen, die Anfragen in einem speziellen Ordner zu erfassen, damit ich sie bei meiner Leistungsbeurteilung quantifizieren kann."

Chugh und ihre Kolleginnen Modupe Akinola, Dozentin für Management an der Columbia Business School, und Katy Milkman, Professorin an der Wharton School der University of Pennsylvania, gründeten vor einigen Jahren ebenfalls einen No Club, nachdem Milkman Babcock darüber sprechen hörte. Unter dem Betreff "No Club" beraten die drei Frauen sich per E-Mail darüber, ob man eine Aufgabe annehmen oder ablehnen sollte.

Wenn eine der Frauen dazu neigt, ja zu sagen, fragen die anderen beiden nach, warum – ist es etwas, das sie wirklich tun möchte, oder fühlt sie schuldig, wenn sie es nicht tut? "Es ist beruhigend, wenn einem das Bauchgefühl sagt, man solle ablehnen, von den Kolleginnen zu hören, warum", so Akinola.

Modupe Akinola.
Modupe Akinola.

Wenn Akinola vorhat, eine Aufgabe abzulehnen, spricht sie auch mit ihren älteren männlichen Kollegen darüber. "Ich informiere sie über die vielen Anforderungen, die an meine Zeit gestellt werden, und ziehe sie als Mentoren hinzu", sagte sie. Diese Vorgehensweise habe ihr geholfen, Aufgaben abzulehnen, weil ihre Kollegen sich nun manchmal für sie melden, um zu erklären, dass sie nicht die Zeit habe, zu helfen.

Manager, nicht Frauen, müssen das Problem lösen

Babcock musste allerdings feststellen, dass ihr Terminkalender trotz des “No Club” immer noch nicht frei von nicht beförderungswürdigen Aufgaben ist. Das Problem sei nicht nur, dass Frauen zu vielen Aufgaben ja sagen. "Um das Problem zu lösen, müssen sich die Unternehmen ändern", so Babcock. Vorgesetzte müssten darauf achten, wem sie zusätzliche Arbeit aufbürden, und männliche und weibliche Kollegen bitten, diese Aufgaben abwechselnd zu übernehmen.

"Manager und Teamleiter, die diese Aufgaben verteilen, können die meisten Veränderungen bewirken", fügt ihre Club-Mitgründerin Weingart an.

Dieser Artikel wurde von Ben Peters aus dem Englischen übersetzt. Das Original findet ihr hier.