Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • DAX

    18.492,49
    +15,40 (+0,08%)
     
  • Euro Stoxx 50

    5.083,42
    +1,68 (+0,03%)
     
  • Dow Jones 30

    39.807,37
    +47,29 (+0,12%)
     
  • Gold

    2.254,80
    +16,40 (+0,73%)
     
  • EUR/USD

    1,0778
    -0,0015 (-0,14%)
     
  • Bitcoin EUR

    65.181,95
    +539,03 (+0,83%)
     
  • CMC Crypto 200

    885,54
    0,00 (0,00%)
     
  • Öl (Brent)

    83,11
    -0,06 (-0,07%)
     
  • MDAX

    27.043,04
    -48,91 (-0,18%)
     
  • TecDAX

    3.454,38
    -2,98 (-0,09%)
     
  • SDAX

    14.294,62
    -115,51 (-0,80%)
     
  • Nikkei 225

    40.407,69
    +239,62 (+0,60%)
     
  • FTSE 100

    7.952,62
    +20,64 (+0,26%)
     
  • CAC 40

    8.205,81
    +1,00 (+0,01%)
     
  • Nasdaq Compositive

    16.379,46
    -20,06 (-0,12%)
     

„Gott hat mir die Hände dafür gegeben, Leben zu retten“

Sie ist die erste Frau in Europa, die ein Kunstherz implantiert hat. In der neuen Folge von Mindshift erzählt Dilek Gürsoy von ihrer Arbeit.

„Ich will Gutes tun, denn Gott hat mir die Hände dafür gegeben, Leben zu retten.“ Foto: dpa
„Ich will Gutes tun, denn Gott hat mir die Hände dafür gegeben, Leben zu retten.“ Foto: dpa

Ihre Eltern kamen als Gastarbeiter aus der Türkei nach Deutschland. Ihre Mutter war Analphabetin, die sich selbst Lesen und Schreiben beibrachte. Ihr Vater starb, als sie zehn Jahre alt war - plötzlicher Herztod. Dilek Gürsoy, geboren 1976 in Neuss, wächst mit zwei Brüdern auf.

Das Mädchen mit den wuscheligen Haaren schafft ihr Abitur, obwohl die Lehrer sie anfangs nicht mal geeignet hielten, überhaupt ein Gymnasium zu besuchen. Für ein Medizinstudium allerdings reicht ihr Notenschnitt dann nicht. Also schiebt ihre alleinerziehende Mutter Extraschichten in einer Fabrik, um ihrer Tochter den Vorbereitungskurs für den Medizinertest zu finanzieren. Und die Tochter hat Erfolg.

WERBUNG

Dilek wusste schon als Zehnjährige, dass sie Ärztin werden will, studierte als Einzige in der Familie. Heute ist Gürsoy die erste Frau in Europa, die einem Patienten im Jahr 2012 ein Kunstherz implantierte.

„Es ist nicht immer leicht“, sagt die temperamentvolle und selbstbewusste Medizinerin, die sich in einer Männerdomäne behaupten muss, „aber mit Können und mit meinem Charme schaffe ich das“. Dass sie sich ausgerechnet für die Herzchirurgie entschieden hat, wird gerne mit dem Herztod des Vaters erklärt. Doch es war eigentlich alles ganz anders, wie uns Gürsoy im Handelsblatt Mindshift-Podcast erzählt.

Als Studierende im ersten Semester Humanmedizin an der Universität Düsseldorf durfte sie bei zwei Eingriffen hospitieren: Ein Patient wurde im Bauchraum operiert, ein anderer am Herzen. Während die Bauch-OP brachial und unästhetisch wirkte, erschien ihr die Arbeit am Herzen fast schon kunstvoll. „Ich war gebannt, wie filigran die Ärzte am Herzen arbeiteten“, schwärmt die Neusserin. An diesem Tag habe sie sich in das Fach verliebt.

Zuletzt arbeitete Gürsoy im Bremer Krankenhaus Links der Weser als Oberärztin in der Herzchirurgie. Seit März ist sie Oberärztin am Helios-Klinikum in Siegburg. Sie lebt für den Beruf und findet: „Es gibt nichts Schöneres als ein schlagendes Herz.“ Was Gürsoy antreibt? „Ich will Gutes tun, denn Gott hat mir die Hände dafür gegeben, Leben zu retten“, sagt sie und: „Es ist ein sehr schönes Gefühl, wenn man weiß, dass man dem Patienten geholfen hat.“

Mittlerweile ist Dilek Gürsoy längst in der Ärzte-Szene etabliert, durch die öffentliche Wahrnehmung ist sie vielleicht selbst zu einer Ikone der Herzchirurgie geworden. Kürzlich war sie in der Talkshow von Markus Lanz, hat neben Fernsehstars im Kölner Treff gesessen. Immer mehr Zeitungen- und Radiosender werden auf die Herz-Expertin aufmerksam. Während des Wahlkampfes wurde sie sogar von Bundeskanzlerin Angela Merkel zu einem Treffen eingeladen. Doch Dilek Gürsoy ist auch eine absolute Seltenheit.

Frauen heute sichtbar wie nie

Zwar sind bei den Medizinstudierenden in Deutschland aktuell 61 Prozent weiblich, der Anteil der Ärztinnen an der Gesamtzahl der Ärzte liegt bei 47 Prozent – Tendenz steigend. Tatsache ist auf der anderen Seite aber auch, dass ab einem gewissen Karriere- und Gehaltsniveau weiterhin die Männer dominieren. Laut einer Umfrage des Deutschen Ärztinnenbundes waren 2016 nur 31 Prozent der Oberarztstellen an Universitätskliniken mit Frauen besetzt. Und als Herzchirurgin arbeiten insgesamt nur etwas mehr als 100 Frauen hierzulande.

Frauen stellten dem Statistischen Bundesamt zufolge 2016 nur ein Fünftel aller Professoren in der Humanmedizin und den Gesundheitswissenschaften. Betrachtet man die am besten bezahlten W3- und C4-Professuren, betrug der weibliche Anteil sogar nur 14 Prozent, heißt es in einem Fachbeitrag im Magazin der Deutschen Apotheker- und Ärztebank.

So ist also die Medizin einerseits weiblicher geworden, andererseits sind Männer ab einer gewissen Karrierestufe immer noch unter sich. Diese Erfahrung hat auch Dilek Gürsoy auf ihrem Karriereweg gemacht: „Dass ich eine Frau bin, ist für mich schwieriger gewesen als mein Migrationshintergrund.“

Wie schaffen es Frauen, diese Machtverhältnisse zu verändern? Wie geht Dilek Gürsoy damit um, wenn männliche Kollegen ihre Leistungen ignorieren? Und was geht einem eigentlich durch den Kopf, wenn man einem Menschen sein echtes Herz aus dem Brustkorb heraus schneidet, um ein Kunstherz einzusetzen?

Das alles erzählt uns Dilek Gürsoy im Gespräch – und sie verrät uns, an welcher Weltneuheit sie gerade arbeitet. Mit ihrer Vision würde sich die Welt für viele Patienten deutlich verbessern – es würde die Herzchirurgie revolutionieren.

Freuen Sie sich auf ein Gespräch, in dem die Medizinerin anderen Frauen Mut macht, sich in Männerdomänen zu wagen und sich selbst für gute Leistungen zu loben. Das Leben von Dilek Gürsoy bietet alles, was eine gute Geschichte ausmacht - wir erzählen sie bei Handelsblatt Mindshift.

Mehr:

Folge 1 – Katarina Barley, SPD-Spitzenkandidatin für Europa und künftige EU-Abgeordnete in Brüssel, spricht über Perfektionismus, Fehlerkultur und Wertschätzung.

Folge 2 – Douglas-Chefin Tina Müller spricht über Seilschaften, Netzwerke und warum sie gerne Scheidungsanwältin geworden wäre.

Folge 3 – Cawa Younosi hat es vom Kriegsflüchtling zum Personalchef von SAP Deutschland gebracht. Bei Handelsblatt Mindshift spricht er über Karriere, Migration und Chancengleichheit.

Folge 4 Lina Maria Kotschedoff ist fast blind. Trotzdem läuft sie Marathon und macht Karriere als Community- und Start-up-Managerin bei den Stadtwerken Düsseldorf.

Kommende Woche bei Handelsblatt Mindshift

Wie ist es, einen Job zu machen, für den es keine Blaupause gibt? Welche Kernkompetenzen braucht ein Chief Digital Officer und welche Rolle spielt emotionale Intelligenz für gute Führung? Kommende Woche sprechen wir mit Vera Schneevoigt. Sie ist eine der wenigen Frauen in Spitzenpositionen der IT-Branche und wechselte gerade von Fujitsu in die Bosch-Gruppe. Schneevoigt übernimmt dort eine neu geschaffene Position – und führt das erste Interview in der Rolle des Chief Digital Officers mit uns.

Unser Partner von Handelsblatt Mindshift

Wenn Sie nach dem Hören Lust auf noch mehr Denkanstöße haben und vielleicht auch selbst aktiv werden wollen, möchten wir Ihnen das Leader.In-Netzwerk ans Herz legen – unser Partner für diese Podcast-Staffel. Vor fünf Jahren haben Deloitte, der BDI und das Handelsblatt Leader.In ins Leben gerufen, um in einem Netzwerk Menschen und verschiedene Perspektiven rund um die Themen Diversity und Leadership zusammenzubringen. Schauen Sie gerne auf www.leaderin.de vorbei oder besuchen Sie uns in der Leader.In-Linkedin-Gruppe.