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Frankreichs Digitalstrategie macht deutsche Unternehmen neidisch

Präsident Emmanuel Macron trimmt seine Regierung auf einen Digitalisierungskurs – und will so der „attraktivste Ort für Start-ups in Europa“ werden.

Wenn es nach der Regierung in Paris geht, soll Frankreich der „attraktivste Ort für Start-ups in Europa“ werden – so formulierte es der Digital-Staatssekretär mit dem ungewöhnlichen Namen Cédric O. Der Präsident denkt ähnlich unbescheiden: Europa solle „der beste Platz für innovative Unternehmer“ werden, sagte Emmanuel Macron am Vorabend des France Digitale Day, der am Mittwoch im Festsaal des Elysée-Palasts stattfand. Geladen waren 400 Vertreter junger Unternehmen und Investoren.

Fünf Milliarden Euro werden französische institutionelle Investoren für Fonds bereitstellen, die schnell wachsenden Start-ups Eigenkapital zur Verfügung stellen. Bis 2025 sollen auf diese Weise 25 Einhörner entstehen, also Unternehmen, die mehr als eine Milliarde Euro wert sind. Bis heute gibt es davon sieben in Frankreich.

Die Finanzierung mit großen Beträgen über 50 Millionen Euro ist in Europa das entscheidende Hemmnis beim Wachstum. Es gibt zu wenig Fonds für Risikokapital, die solche Summen stemmen können. Seit Jahren wird dieser Missstand beklagt, Macron hat nun die institutionellen Investoren des Landes zum Handeln bewegt.

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Außerdem traf er sich am Dienstagabend mit 40 internationalen Investoren. Die will er dazu bewegen, sich ebenfalls an der französischen Finanzierungsinitiative zu beteiligen. Mit von der Partie waren Siemens Fonds Invest, KKR und die Kuwait Investment Authority.

Der Staat will auch die Talentsuche vereinfachen. Visa für Mitarbeiter digitaler Unternehmen werden leichter vergeben, ein eigener Index für die 40 wachstumsstärksten jungen digitalen Unternehmen wird geschaffen, und die Regierung schneidert für 120 besonders dynamische Start-ups ein spezielles Netz mit Ansprechpartnern in Ministerien und Verwaltung, von der Sozialversicherung bis zur Banque de France, die bürokratische Hürden beseitigen sollen.

Macron beeindruckt junge Unternehmer

Die französische Digitalstrategie beeindruckt auch deutsche Start-ups: „Alle europäischen Regierungen haben verstanden, was getan werden muss. Beeindruckend an Macron ist, wie er es umsetzt“, sagt Tao Tao, Mitgründer von GetYourGuide, dem in Berlin angesiedelten, höchst erfolgreichen Tourismus-Start-up. „Es ist wie eine Reise in die Zukunft, durch seine ganze Rede zieht sich die Aussage: Wir vertrauen euch Unternehmern.“

Macron zeige Führung, lasse die jungen Unternehmen aber auch selbst initiativ werden. Die Bundesregierung hingegen wolle selbst die Themen aussuchen, die sie für erfolgreich hält. Dort fänden nach wie vor traditionelle Großunternehmen wesentlich mehr Gehör.

Die Unternehmensberatung EY hat zum France Digitale Day eine neue Studie zum Start-up-Ökosystem vorgelegt. Demnach liegt Frankreich bei den Investitionen in und dem Umsatz von Start-ups noch hinter Großbritannien, aber schon vor Deutschland. „Auffällig sind die Unterschiede in der Zusammensetzung: Das französische Ökosystem ist breiter und solider, das deutsche beruht auf wenigen Großen wie N26 und GetYourGuide“, stellt Franck Sebag von EY fest.

Vor vier Jahren hatte Macron als Wirtschaftsminister gemeinsam mit seinem damaligen deutschen Kollegen Sigmar Gabriel versprochen, eine deutsch-französische Digitalstrategie auszuarbeiten. Daraus ist leider nicht viel geworden. Deshalb macht sich Frankreich nun alleine auf den Weg. Mit drei Kernelementen: Geld, Talenten, einfachen Regeln. Bei allem soll der Staat unterstützen, aber nicht gängeln.

Allerdings ist auch Macron klar, dass am Ende ein gemeinsamer europäischer Ansatz stehen muss. Den wollen auch die französischen Start-ups: Wie EY feststellt, ist für zwei Drittel von ihnen der deutsche Markt die erste oder zweite Priorität, weit vor allen anderen europäischen Ländern.

Bürokratische Hürden

Das bestätigt auch die Strategie erfolgreicher Einhörner wie Doctolib: Das Unternehmen wurde in Frankreich gegründet, ging aber schnell auch auf den deutschen Markt und versucht nun, immer mehr zu einem deutsch-französischen Unternehmen zu werden. So unterschiedlich die nationalen Ansätze auch sein mögen, am Ende sollen sie möglichst zu einem gemeinsamen europäischen Markt führen.

Das unterstützt auch Clara Audry, Investmentdirektorin bei Cap Horn Invest. „Die Regierungen sollten sich darauf konzentrieren, alle Hemmnisse zu beseitigen, die heute noch grenzüberschreitenden Aktivitäten im Wege stehen“, fordert sie. Das geschehe noch zu wenig.

Die dazu notwendigen Initiativen muten oft bürokratisch an. Macron will sie dennoch angehen. So hat er die nationale Sozialverwaltung für Selbstständige (URSSAF) in den Blick genommen. Sie soll gezwungen werden, schneller zu arbeiten und auf die Anforderungen der Gründer zu reagieren.

„Mit Politik habe ich nichts am Hut, aber Macrons pragmatisches Herangehen überzeugt mich“, sagt beim Digitale Day Thibaud Hug de Larauze, Gründer von Backmarket. Das Unternehmen verkauft gebrauchte, überholte Geräte. Der deutsche Markt ist der am schnellsten wachsende für Backmarket. „Wir zählen seit heute zu den Next 40 und haben einen Line Manager, einen Ansprechpartner in der Regierung, der nur für uns zuständig ist.“ Ihn beeindrucke die Schnelligkeit der Umsetzung, sagt Hug de Larauze: „Gestern hat Macron es angekündigt, heute hatten wir schon ein Treffen mit dem Wirtschaftsminister.“

Macron träumt von Frankreich als „Start-up Nation“, aber ein Träumer ist er nicht. Er rechnet mit Widerstand durch die großen US-Digitalkonzerne: „Es geht um europäische Souveränität, die GAFAs zahlen keine Steuern und kaufen dann unsere jungen Unternehmen, um potenzielle Konkurrenten zu erledigen.“ Da will er gegenhalten mit seiner Digitalstrategie.