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Frühere Postbank-Aktionäre fordern 740 Millionen Euro Nachschlag

31 Investoren haben die Deutsche Bank verklagt. Sie verlangen einen Ausgleich, weil sie ihnen bei der Postbank-Übernahme zu wenig gezahlt haben soll. Nach Informationen unserer Redaktion gab es geheime Absprachen.

Im Oktober 2010 hatten die Investoren das Angebot der Deutschen Bank von 25 Euro pro Postbank-Aktie angenommen. Nun argumentieren sie, dass die Deutsche Bank bereits am 12. September 2008 die Kontrolle über die Postbank übernommen habe, als sie einen Anteil von knapp 30 Prozent vom damaligen Mehrheitseigentümer Deutsche Post erwarb. Da der Kurs der Postbank-Aktie zu diesem Zeitpunkt deutlich höher lag, sollen den Aktionären rund 64 Euro pro Anteilsschein zugestanden haben.

Die Klage hat Anwalt Oliver Krauss von der Münchner Kanzlei Tricon kurz vor Jahresschluss beim Kölner Landgericht eingereicht. Sie wird vom internationalen Prozessfinanzierer DRRT finanziert.

Laut der Klage, die der WirtschaftsWoche vorliegt, soll es zahlreiche, teils geheime Verträge und Absprachen zwischen Post und Deutscher Bank gegeben haben. So hätten beide im September 2008 beschlossen, die Strategie der Postbank so zu verändern, dass sie riskante Geschäfte aufgibt und sich voll auf Privatkunden fokussiert.

Festgelegt haben sollen sie für die Postbank außerdem Details einer geplanten Kapitalerhöhung, personelle Veränderungen in Vorstand und Aufsichtsrat, Durchgriffsrechte der Deutschen Bank sowie den Verzicht auf eine Dividende für das Jahr 2008.

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Zudem soll die Post alle Aktien der Postbank in ein Depot der Investmentbank der Deutschen Bank übertragen und sie ihr dadurch für Handelsgeschäfte zur Verfügung gestellt haben. Auch habe sie sich weitgehend verpflichtet, ihre verbliebenen Stimmrechte nur noch im Sinne der Deutschen Bank auszuüben. "Die Deutsche Bank hat maßgeblich in das Geschäft der Postbank eingegriffen und so die Kontrolle übernommen", sagt Anwalt Krauss.

Das Ziel der Übernahme soll nach der Klage weniger die Stärkung des Privatkundengeschäfts als die Sanierung der Postbank durch die Deutsche Bank gewesen sein. Das Bonner Institut habe wegen der Finanzkrise dringend Kapital benötigt und die Post habe schweren Schaden durch eine Schieflage ihrer Beteiligung verhindern wollen. Die Deutsche Bank habe sich mit der Transaktion durch komplexe Geschäfte mit den Postbank-Aktien und Zugeständnisse der Politik selbst stabilisiert.

Die Deutsche Bank wollte die Klage im Einzelnen nicht kommentieren. Sie halte an ihrer Einschätzung fest, dass bei der Übernahme alles korrekt gelaufen sei, sagte ein Sprecher.

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KONTEXT

Das muss die Deutsche Bank 2018 alles meistern

Investmentbank auf Kurs bringen

Der Wertpapierhandel und das Geschäft mit Börsengängen, Fusionen und Übernahmen war einst die Vorzeigesparte der Deutschen Bank. Nach der Finanzkrise und erst recht nach dem Abgang des ehemaligen Star-Investmentbankers Anshu Jain sanken jedoch die Erträge und das Institut läuft den großen US-Häusern hinterher. Die neue Doppelspitze aus Marcus Schenck und Garth Ritchie steht unter Druck, schnell Kunden zurückzugewinnen. Unlängst bat das neue Duo die Investoren öffentlich um Geduld; der Umbau der Investmentbank werde noch zwei bis drei Jahre in Anspruch nehmen.

Helmut Hipper, Fondsmanager bei Union Investment, einem der größeren Aktionäre der Bank, geht hart ins Gericht: "Die Deutsche Bank hat bei den Investoren zu hohe Erwartungen geweckt." Sie habe sich schlechter geschlagen als die Konkurrenz und müsse nun schnellstens aufholen. "Sonst muss man sich schon fragen: Funktioniert der Business-Plan?"

Postbank integrieren

Wahrscheinlich komplexester Teil der von Cryan im Frühjahr ausgegebenen Strategie ist die Integration der Postbank. Nachdem der Verkauf des Bonner Instituts nicht gelungen war, soll sie nun mit der Privatkundensparte der Deutschen Bank verschmolzen werden. Damit entsteht mit rund 20 Millionen Kunden und einem Kundenvermögen von 325 Milliarden Euro ein neuer Riese auf dem deutschen Markt.

Mitte 2018 ist die rechtliche Zusammenführung geplant. Der Fusion werden in den kommenden Jahren Tausende Stellen zum Opfer fallen, vor allem bei der Postbank - wie viele ist noch unklar. Aber die Deutsche Bank hat kurz vor Weihnachten ein Freiwilligenprogramm aus der Taufe gehoben und will zunächst bis zu 1000 Mitarbeiter über Altersteilzeit und Abfindungen loswerden. Kündigungen sind bis 2021 ausgeschlossen.

Vermögensverwaltung an die Börse bringen

Ein weiterer wichtiger Baustein in Cryans Strategie ist der Teil-Börsengang der Vermögensverwaltung, der im ersten Halbjahr 2018 über die Bühne gehen dürfte. Schätzungen von Analysten zufolge könnte der Verkauf von einem Viertel der Aktien der Deutschen Asset Management (DAM) zwei Milliarden Euro bringen.

Das erste Feedback potenzieller Investoren war verhalten, weil sich die Bank über das rechtliche Konstrukt der Kommanditgesellschaft auf Aktien Einfluss auch für den Fall gesichert hat, dass ihr Anteil sinkt. Das Team um DAM-Chef Nicolas Moreau wird einiges an Überzeugungsarbeit leisten müssen, damit der Börsengang ein Erfolg wird.

Großaktionäre bei Laune halten

Auf Cryans persönliche To-do-Liste dürfte Aufsichtsratschef Paul Achleitner für 2018 Treffen mit den Großaktionären geschrieben haben. Das Emirat Katar, der hierzulande misstrauisch beäugte chinesische Mischkonzern HNA, der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock und der US-Investor Cerberus wollen umgarnt werden. Nachdem Cryan unlängst schon Ärger mit Achleitner bekam, weil er es terminlich nicht schaffte, zum Antrittsbesuch bei den Chinesen vorbeizuschauen, sollte ihm ein solcher Fauxpas nicht nochmal passieren. Zu deutlich wurde seitens der großen Geldgeber schon Kritik an Cryan laut als das Achleitner diese überhören könnte.

Aus dem Umfeld eines der größeren Anteilseigner sind deshalb warnende Töne zu hören - wenn auch hinter vorgehaltener Hand: "Achleitner hat einen Pakt mit den Großinvestoren geschlossen und wenn die ihm sagen, er soll Cryan fallenlassen, dann wird er das auch tun."