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Fondsriese Vanguard senkt seine Gebühren in Europa

Die nächste Runde in der Rabattschlacht bei Indexfonds ist eingeläutet. Vermögensverwalter Vanguard senkt die Gebühren. Und ein Ende der Abwärtsspirale ist nicht in Sicht.

Es muss etwas dran sein an diesen Indexfonds. Bereits vor einigen Jahren empfahl Warren Buffett seiner Ehefrau, bei seinem Ableben den größten Teil des Vermögens so anzulegen. Der legendäre Investor und Multimilliardär hat wohl den richtigen Rat, denn der Markt für diese Produkte boomt.

Befeuert wird das Geschäft in Europa durch immer neue Gebührensenkungen. Jetzt läutet der US-Anbieter Vanguard auf dem europäischen Markt die nächste Runde der Rabattschlacht ein.

„Wir haben an der Schraube nach unten gedreht, seit es uns gibt, und wir werden die Gebühren noch weiter senken“, sagt Sean Hagerty, Leiter des Europageschäfts von Vanguard, dem Handelsblatt. Offiziell wird das Haus die neuen Konditionen am Mittwoch bekannt geben.

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Die Aktion dürfte Aufmerksamkeit erregen, denn sie ist initiiert vom weltweit zweitgrößten Vermögensverwalter, der insgesamt 5,2 Billionen Euro an Kundengeldern betreut.

Der Asset-Manager reduziert die Jahresbelastungen unter anderem für dreizehn seiner in Europa angebotenen börsengehandelten Indexfonds, den „Exchange Traded Funds“, kurz ETF. Darunter ist ein Produkt für globale Aktien, dass nun 0,22 statt bisher 0,25 Prozent pro Jahr kostet.

Ein Indexfonds für US-Staatsanleihen fällt von 0,12 auf nur noch 0,07 Prozent. Hagerty begründet die neuen Preise so: „Jeder gezahlte Euro an Gebühren schmälert den Anlageertrag um einen Euro. Anleger können zwar nicht die Märkte kontrollieren, wohl aber die Gebühren, die sie zahlen.“

Das Aldi-Prinzip ist ein Erfolgsrezept im Fondsgeschäft. Es hat den Boom der billigen ETF in Europa befeuert. Typische aktiv verwaltete Aktienfonds, bei denen Manager mehr Ertrag als eine Messlatte abliefern wollen, verlangen meist ein bis zwei Prozent an Jahresgebühr. Da bewegen sich die Billigheimer in einer ganz anderen Dimension, wie bereits die Vanguard-Aktion illustriert.

Gestartet ist das Geschäft in Europa erst Anfang des Jahrtausends. Doch bis Ende September hatten Investoren bereits 835 Milliarden Euro in solchen Produkten investiert. Der allgemeine Zinsschwund war und bleibt eine treibende Kraft, ebenso die unsicheren Märkte.

Das Gros der Gelder steckt in Aktienprodukten auf bekannte Indizes wie S & P 500, Euro Stoxx 50 oder Dax. Größter Anbieter ist Blackrock mit knapp 50 Prozent Marktanteil, gefolgt von der Deutschen Bank und der französischen Lyxor Asset Management. Vanguard ist in Europa relativ spät gestartet, hat nun einen Marktanteil von rund fünf Prozent.

„Der Schritt von Vanguard lag in der Luft“, urteilt Ali Masarwah, Analyst bei der Fondsratingagentur Morningstar. Seine Begründung: „Die Gesellschaft hat bei den Gebühren seit Markteintritt in Europa nichts gemacht, da musste was passieren.“

Ein exzellenter Markenname allein reiche eben nicht für guten Absatz. „Zuletzt war Amundi weit vorgeprescht“, ergänzt Masarwah. Der französische Vermögensverwalter hatte im Frühjahr für einige seiner ETFs auf Aktien- und Anleihe-Messlatten die Jahresgebühren auf einheitlich geringe 0,05 Prozent gedrückt.

„Der Trend zu immer tieferen Gebühren läuft seit Jahren“, beobachtet Matthias Hübner, Partner bei der Beratungsfirma Oliver Wyman. Nach Angaben von Morning‧star sanken die Aktien-ETF-Gebühren in Europa seit der Finanzkrise um rund 0,1 auf durchschnittlich 0,36 Prozent. Für Hübner ist mit der jüngsten Vanguard-Aktion klar: „Das ist die nächste Runde – und nicht die letzte, die Konkurrenten werden reagieren.“

Ähnlich sieht das Timo Pfeiffer, Leiter der Geschäftsentwicklung beim deutschen Indexrechner Solactive. „Wenn die Kapitalsummen in den Indexfonds weiter wachsen, dann können die Anbieter weiter senken“, glaubt er.

Ganz logisch steht die Frage nach dem Ende der Abwärtsspirale im Raum. Auf dem ETF-Heimatmarkt USA machte das Beispiel Sofi Schlagzeilen. Die digitale Finanzplattform lancierte im Frühjahr den ersten ETF komplett ohne Gebühr.

Gestartet als Plattform für Studentenkredite, bietet Sofi auch Leistungen im Zahlungsverkehr und Wertpapierhandel an. „So ist die Fondsoffensive ein Mittel, um das Geschäft auszubauen“, sagt Pfeiffer. Produkte mit Nullgebühr bleiben allerdings vorerst dem US-Markt vorbehalten.

Berater Hübner glaubt: „Solche Lockvogelangebote könnten wir im kommenden Jahr auch in Europa sehen.“ Das kann er sich jedoch eher bei kleineren Anbietern vorstellen, die auf dem Wege Aufmerksamkeit erregen und das Geschäft ankurbeln wollen.

Ähnlich sieht das Vanguard-Mann Hagerty. „Eine Nullgebühr könnte nur eine Marketing-Entscheidung eines anderen Anbieters sein“, sagt er. Schließlich sei auch ein von Computerprogrammen getriebener Fonds mit Aufwand und damit Kosten verbunden.

Eine Entwicklung hinkt dem allgemeinen Trend Richtung null hinterher. Immer häufiger legen Anbieter Indexfonds auf, bei denen die Messlatte regelmäßig nach bestimmten Kriterien angepasst wird.

Das kann etwa eine Zusammenstellung der Titel mit attraktiven Dividenden oder Auswahl nach anderen Kriterien sein. In solchen Fällen sind die Gebühren höher, können leicht ein halbes Prozent erreichen.

Nach dem langen Boom des ETF-Geschäfts stellen viele Experten die Frage, ob der Markt irgendwann Risiken mit sich bringen könnte. Diese Meinung vertrat etwa Friedrich Merz am Dienstag auf einer Veranstaltung der Deutschen Börse.

Doch Vanguard-Mann Hagerty hält solche Ansichten für unbegründet. Am weit größeren Markt in den USA würden rund 30 Prozent des gesamten Fondskapitals auf solche passiven Produkte entfallen. Doch nur fünf bis zehn Prozent des Wertpapierhandels in Übersee entfallen auf ETF. Für ihn ist klar: „Wir sind sehr weit weg von einer denkbaren Grenze.“

Immer mehr Mitspieler

So scheint es Raum für weiteres Wachstum zu geben. „Eine Verdoppelung des europäischen ETF-Marktes in fünf Jahren auf 1,6 Billionen Euro ist möglich“, meint Jan Altmann, Analyst bei der Onlineplattform Justetf.

Dabei dürfte laut Pfeiffer auch Vanguard künftig eine größere Rolle in Europa spielen als bisher: „Der Verwalter könnte dann zu den drei größten Anbietern gehören, das ist eine konservative Schätzung.“

Das Indexfondsgeschäft lockt immer mehr Mitspieler an. Schließlich liefert es eine der wenigen Wachstumsstorys in der Finanzbranche – trotz geringer Margen. Deshalb setzten während der vergangenen zwei Jahre vor allem US-Häuser einen Fuß in den europäischen Markt.

Auf der Liste stehen Fidelity International, Franklin Templeton Investments und JP Morgan Asset Management. Erst vor wenigen Wochen startete Goldman Sachs Asset Management.

Warren Buffett dürften die guten Perspektiven gefallen. Er hatte seiner Frau nicht nur irgendeinen S- & -P-500-Indexfonds empfohlen, sondern den von Vanguard.

Der Super-Investor wird sich durch die regelmäßig aktualisierten Statistiken von S & P Global Indices bestätigt sehen, die die geringen Erfolgsaussichten aktiver Fondsmanager auf dem breiten US-Aktienmarkt widerspiegeln

Die Frage lautet: Wie viele Fondskapitäne erwirtschaften beispielsweise auf Sicht von zehn Jahren mehr Ertrag als der Index S & P 500? Die ernüchternde Antwort: jämmerliche zwei Prozent.