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Fondsmanager Kaldemorgen und Ehrhardt setzen weiter auf Aktien

Die Investmentprofis lassen sich durch die aktuellen Börsenturbulenzen nicht beirren. Sie glauben: Notenbanken und Regierungen werden die Märkte stützen.

Wahrscheinlich werde das laufende Jahr als gutes Börsenjahr in die Geschichte eingehen, glauben Experten. Foto: dpa
Wahrscheinlich werde das laufende Jahr als gutes Börsenjahr in die Geschichte eingehen, glauben Experten. Foto: dpa

Die Börsen fahren dieser Tage Achterbahn: Der Dow Jones etwa sackte am vergangenen Donnerstag um mehr als vier Prozent ab, am Montag darauf gewann er wieder fünf Prozent. In Deutschland verhält es sich ähnlich: Nachdem der Dax in der vergangenen Woche mehr als zwölf Prozent verloren hat, legt er in dieser Woche wieder zu. Alles erscheint noch unsicherer als sonst.

Doch Deutschlands bekannteste Fondsmanager beruhigen: Das Gröbste sei ausgestanden, sagten sowohl Klaus Kaldemorgen von der DWS als auch Jens Ehrhardt von DJE Kapital am Mittwoch in Gesprächen mit dem Handelsblatt. Die Experten glauben, die Aktien hätten ihre Tiefpunkte vielleicht schon gesehen; wahrscheinlich werde das laufende Jahr als gutes Börsenjahr in die Geschichte eingehen. Die Fachleute setzen auf die Branchen Technologie, Gesundheit und Versorger.

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Seit Montag vergangener Woche gab es nur ein Thema für Anleger: die Verbreitung des Coronavirus. Plötzlich rückten die wirtschaftlichen Schäden durch die Unterbrechung von Lieferketten der Unternehmen in den Blick. Wichtige Indizes wie der S & P 500 am Leitfinanzmarkt Wall Street oder auch die deutsche Aktienmesslatte Dax verloren binnen weniger Handelstage mehr als zehn Prozent an Wert.

Dann senkte die US-Notenbank am Dienstag dieser Woche unerwartet und überraschend stark die Zinsen. Jetzt haben die Anleger ein zweites und mindestens ebenso starkes Thema wie das Virus. „Außerhalb des normalen Turnus und in dieser Höhe hat das die Notenbank zuletzt im Finanzkrisenjahr 2008 gemacht“, erinnert sich Ehrhardt.
Kaldemorgen hat einen eigenen Blick auf die Fed-Aktion: „Aus Marktsicht sah das fast ein bisschen wie Panik aus“, meint er. Auf jeden Fall sei die drastische Zinssenkung jenseits des Atlantiks von der Epidemie getrieben: „Das Coronavirus löste die Zentralbank-Entscheidung aus. Es war eine direkte Reaktion auf die zu erwartenden wirtschaftlichen Einbrüche.“ Das konjunkturelle Bild sei heikel gewesen. Der DWS-Mann verweist beispielsweise auf die kollabierenden Autoverkäufe in China.

Erinnerung an Crash von 1987

Die Markteinbrüche beunruhigen die Anleger. „Das erinnert mich an das Jahr 1987, als die Aktien an einem Tag im Oktober an der Wall Street den größten Einbruch aller Zeiten hatten“, sagt Ehrhardt. Rund 23 Prozent verlor der Dow-Jones-Index seinerzeit – ein einmaliges Ereignis. Doch damals waren die Kursverluste bereits einige Monate später wieder wettgemacht – und das Gesamtjahr endete noch im Plus.

Allerdings hinkt der Vergleich mit der damaligen Lage laut Ehrhardt: „Heute segeln die Märkte mit monetärem Rückenwind.“ Den Tiefzinskurs habe die Notenbank am Dienstag bestätigt. Das beflügelte die Börsen am Mittwoch. Die Aktien in Europa sprangen deutlich nach oben.

Für Kaldemorgen zeigen aber nicht nur sinkende Zinsen ihre Wirkung auf die Aktienmärkte. „Es werden auch Fiskalimpulse kommen, die Regierungen werden Geld in die Wirtschaft pumpen, Hongkong hat das mit Einmalzahlungen an seine Bürger schon vorgemacht“, sagt er.

In Summe würden Notenbanken und Regierungen den Grundstein für weitere Kurssteigerungen legen. Für den DWS-Mann ist klar: „Es bleibt erst einmal bei den starken Schwankungen, aber nach einiger Zeit dürften die Kurse wieder steigen, wenn wir auch vielleicht in diesem Jahr keine neuen Hochs erreichen.“

Ehrhardt lehnt sich etwas weiter aus dem Fenster: „Wir sind nahe am Tief, ich glaube nicht, dass wir noch deutlicher herunterfallen“, sagt er. Im Januar hatte der Fondsmanager noch ein Dax-Ziel von 16.000 Punkten ausgegeben. Das scheint momentan weit entfernt.

Doch der Stratege gibt sich unverdrossen: „Vielleicht nicht mehr in diesem Jahr, aber dann im ersten Halbjahr 2021 werden wir die 16.000 sehen.“ Schlechte Wirtschaftsnachrichten könnten zwar in der nächsten Zeit noch die Stimmung belasten, etwa Meldungen aus der Tourismusbranche: „Aber das ist in den jetzigen Kursen weitgehend drin.“

Ehrhardts Stimme hat Gewicht. Als wahrscheinlich dienstältester Fondsmanager Deutschlands erwarb er sich eine große Reputation. Seit einem halben Jahrhundert ist der Münchener im Finanzgeschäft. Ohne Unterbrechung schrieb der Gründer des Vermögensverwalters DJE Kapital über die lange Zeitspanne seinen wöchentlichen Börsenbrief.

Der Hobbysegler legte außerdem den ersten von Banken unabhängigen Investmentfonds in Deutschland auf. Anleger schätzen seine Marktanalysen. Die Berichte sind meinungsfreudig und in klarer Sprache geschrieben – und so für jeden Leser mit Grundinteresse an Börsenthemen verständlich.

Das Börsenthema Corona wird weit kurzlebiger sein als die Finanzbiografie des Fondsexperten. „Jede Epidemie hat eine begrenzte Dauer, dann erholt sich die Wirtschaft wieder“, meint Kaldemorgen. Ehrhardt gewinnt diesem Börsenfaktor sogar etwas Positives ab. Bis zum Montag vergangener Woche hätten die Anleger die Folgen für die Wirtschaft ignoriert. „Da herrschte Überoptimismus, das ist immer gefährlich für die Börse – was sich bewahrheitet hat“, sagt er. Mit den Kursstürzen seien Euphorie und Sorglosigkeit aus dem Markt verschwunden.

Historischer Tag für die US-Anleihen

Die Marktturbulenzen bei Aktien ließen Anleger zuletzt in als sicher eingeschätzte Investments flüchten. Dazu gehören Staatsanleihen. US-Titel mit zehnjähriger Laufzeit stiegen kräftig, sodass die Rendite am Dienstag zum ersten Mal unter die Marke von einem Prozent rutschte.

„Staatsanleihen in so unsicherer Lage sind immer ein gutes Risikopolster“, meint Kaldemorgen. Bei solch tiefen Renditen und angesichts der Minuszinsen in Europa seien solche Papiere aber keine echte Anlagealternative mehr: „Lieber Aktien besitzen als hier versuchen, auf weitere Kursgewinne zu spekulieren.“

Kaldemorgen sollte es wissen. Seit Anfang der 80er-Jahre arbeitet er für die DWS, vor vielen Jahren rief sie einen eigenen Fonds für Kaldemorgen ins Leben, der sogar seinen Namen trägt, was ungewöhnlich ist. Der Mischfonds „DWS Concept Kaldemorgen“ will die Risiken gering halten – und schaffte trotzdem im vergangenen Jahr mit boomenden Aktienmärkten fast 13 Prozent Ertrag. Das zog Anleger an und trieb das Fondskapital auf über elf Milliarden Euro.

Beide Strategen haben in ihren Flaggschifffonds auf die Börsenunruhen reagiert. Im Kaldemorgen-Fonds steckt fast ein Zehntel der Gelder in Gold, knapp ein Drittel in Anleihen, vor allem in Staatsanleihen. Fast die Hälfte des Kapitals entfällt auf Aktien. Vor den Börsenunruhen hatte Kaldemorgen Teile der Aktieninvestments mit speziellen Terminmarktinstrumenten gegen Kursverluste abgesichert.

Bestimmte Absicherungen seien nach Einschätzung der Lage gesenkt worden, sagt er. Außerdem kaufte er zu: „Zum Beispiel im Technologiesektor, der auch vor den Turbulenzen gut lief, und in der Gesundheitsbranche, wo manche Titel unter die Räder kamen und unserer Meinung nach günstig bewertet sind.“

Auch bei DJE Kapital wurden die Positionen angepasst. Der große Mischfonds „Zins & Dividende“ ging mit gesenktem Risiko in die Börsenschwäche. „Wir hatten vor einem Monat etwa die Hälfte des Kapitals in Aktien, haben den Anteil auf 28 Prozent abgebaut, vor allem durch Verkäufe“, sagt Ehrhardt.

Im Fonds mit einem Ertrag von elf Prozent im vergangenen Jahr habe man vor allem US-Positionen abgestoßen, gleichzeitig auch Versorger zugekauft. Zu den Favoriten zähle Eon. „Die ganze Branche ist attraktiv, fast schon eine Wachstumsbranche, weil die Digitalisierung viel Strom braucht“, argumentiert Ehrhardt. Hohe Dividenden in diesem Sektor sind für ihn ebenfalls ein Plus. Außerdem seien viele Großanleger hier noch unterinvestiert.

Wenn die Aussichten sich zum Besseren wenden, was bleibt dann noch als Risiko? Kaldemorgen hat eines ausgemacht: Er schaut auf die Ende des Jahres anstehende Präsidentenwahl in den USA. Dort versuchen die Demokraten, ihren Kandidaten zu küren: „Einen demokratischen Präsidenten wünscht sich die Börse nicht.“