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Fondsmanager drängen in ESG-Nische mit 2.000% Wachstumspotenzial

(Bloomberg) -- Einige der größten Vermögensverwalter Großbritanniens legen neue Fonds und Anlageprodukte auf, um mit einer lange übersehenen Nische des grünen Finanzwesens Geld zu verdienen: der Biodiversität.

Aviva Plc hat einen Naturkapitalfonds aufgelegt, um in Unternehmen wie Beyond Meat Inc. zu investieren, die pflanzliche Proteine herstellen. Jupiter Asset Management hat seine Palette sogenannter Ökologiefonds erweitert. Schroders Plc und Climate Asset Management, ein Joint Venture zwischen HSBC Global Asset Management und Pollination, setzen auf Projekte zum Ausgleich von CO2-Emissionen, die Vorteile für die biologische Vielfalt bieten. Und Gresham House legt neue sogenannte Biodiversitäts-Nettogewinn-Gutschriften auf.

Der Rückgang der Biodiversität - der Breite und Vielfalt des Lebens und der Ökosysteme auf der Erde, von den Eisbären bis zum Plankton - stellt ein wachsendes langfristiges Risiko dar, nicht nur für den Planeten, sondern auch für die künftigen Erträge der Investmentbranche. Das Weltwirtschaftsforum schätzt, dass etwa die Hälfte des globalen Bruttoinlandsprodukts, d.h. etwa 44 Billionen Dollar (42 Billionen Euro) an wirtschaftlichem Wert, in irgendeiner Weise von der natürlichen Umwelt abhängt, was bedeutet, dass ihre Zerstörung einen enormen finanziellen Verlust darstellt.

“Wir glauben nicht, dass die Märkte die Kosten und Folgen der Erschöpfung des Naturkapitals richtig einpreisen”, sagte Eugenie Mathieu, eine frühere Greenpeace-Aktivistin, die jetzt eine leitende ESG-Analystin bei Aviva ist. “Wir sehen eine bedeutende Investitionsmöglichkeit.”

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Während sich die Vermögensverwalter in dieses relativ neue Geschäftsfeld stürzen, befürchten Klimaaktivisten und Akademiker, dass das Ganze zu einer reinen PR-Aktion verkommt, die von der dringenden Aufgabe ablenkt, die es eigentlich zu bewältigen gilt.

“Bestenfalls handelt es sich um eine unbedeutende Ablenkung, die wahrscheinlich keine echten Auswirkungen auf die biologische Vielfalt oder den Naturschutz hat”, sagte Adrienne Buller, Senior Research Fellow bei Common Wealth, einer britischen Denkfabrik. “Schlimmstenfalls trägt es zu dem sehr realen Problem bei, dass aktiv Ausreden für regulatorische Untätigkeit und fehlende öffentliche Investitionen in den Umweltschutz und die Renaturierung der Umwelt gefunden werden.”

In einem im vergangenen Jahr veröffentlichten Bericht wies die Weltbank auf die potenziell verheerenden wirtschaftlichen Folgen hin, die ein drohender “beispielloser” Rückgang der biologischen Vielfalt hätte. Eine kürzlich von der Citigroup Inc. veröffentlichte Umfrage ergab, dass fast 80% der Befragten eine Überschneidung zwischen Biodiversitätsrisiken und finanziellen Risiken sehen und sie als höhere Priorität für umwelt-, sozial- und governance-orientierte Investoren einstufen als soziale Fragen.

“Auch wenn spezielle Fonds ein Teil der Lösung sein könnten, dürfen sie nicht von der dringenden Notwendigkeit ablenken, die zerstörerischen Auswirkungen aktueller Geschäftsmodelle anzugehen, wie etwa unseres Systems der Nahrungsmittelproduktion”, sagte Simon Rawson, Director of Corporate Engagement bei der britischen gemeinnützigen Organisation ShareAction.

Avivas neuer Fonds zielt sowohl auf Anbieter von Biodiversitätslösungen wie Beyond Meat als auch auf Unternehmen, die nach Ansicht der Fondsmanager in ihrem Sektor führend in der Reduzierung schädlicher Auswirkungen auf die Natur sind, wie etwa das Chemieunternehmen Koninklijke DSM NV. Der Fonds hält auch Anteile am französischen Versicherer Axa SA, dem Schweizer Arzneimittelhersteller Novartis AG und dem Bekleidungshersteller Levi Strauss & Co.

“Es hat eine große Verschiebung dahingehend stattgefunden, dass die Umweltauswirkungen ganzheitlicher unter dem Banner der Biodiversität oder des Naturkapitals betrachtet werden”, so Mathieu.

Die vier Ökologie-Fonds von Jupiter konzentrieren sich nicht nur auf Aktien, sondern auch auf Anleihen und andere Anlageklassen. “Wir können unsere Aufgabe - im Namen unserer Kunden zu investieren, um ihre Zukunft, ihre Renten usw. zu sichern - nicht erfüllen, wenn wir nicht unsere Abhängigkeit von der Natur erkennen und anfangen, die Natur in einer Weise zu bewerten, wie wir es bisher nicht getan haben”, sagte Sandra Carlisle, die Leiterin der Nachhaltigkeitsabteilung des Unternehmens in London.

Das Paulson Institute schätzt, dass der Markt für Investitionen in die biologische Vielfalt bis 2030 ein Volumen von 93 Milliarden Dollar erreichen könnte, gegenüber 4 Milliarden Dollar im Jahr 2019. Das wäre eine ähnliche Entwicklung wie bei anderen Produkten mit Umweltlabel, z. B. grünen Anleihen, die im vergangenen Jahr ein Ausgabevolumen von mehr als 500 Milliarden Dollar erzielten - etwas mehr als ein Jahrzehnt nach der Emission der ersten Anleihe.

Außerhalb des Vereinigten Königreichs verfügen viele europäische Vermögensverwalter bereits über Naturkapitalstrategien. Die Investmentabteilung der BNP Paribas SA hat im vergangenen Jahr einen Fonds aufgelegt, der in Unternehmen investiert, die nach ihrer Einschätzung zur Wiederherstellung von Ökosystemen beitragen. Ein ähnliches Angebot, das Ende 2020 vom Schweizer Vermögensverwalter Lombard Odier Group aufgelegt wurde, verfügt nach Angaben von Bloomberg inzwischen über ein Vermögen von rund 750 Millionen Dollar.

Was die Offenlegung anbelangt, so mangelt es noch an Daten und einheitlichen Berichtsnormen. Die vor fast zwei Jahren ins Leben gerufene Task Force on Nature-related Financial Disclosures plant, in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 einen Rahmen für die Berichterstattung von Unternehmen über Risiken im Zusammenhang mit der biologischen Vielfalt und für entsprechende Maßnahmen festzulegen. In der Zwischenzeit treiben Fondsmanager ihre eigenen Lösungen voran und öffnen damit die Tür für mögliches Greenwashing, so Martin Berg, Chief Investment Officer bei Climate Asset Management.

“Es werden viele neue Produkte vorgestellt, die angeblich Verbesserungen für die biologische Vielfalt bieten”, sagte er. “Das ist natürlich eine Herausforderung, denn es fehlen die Leitlinien.”

Überschrift des Artikels im Original:

Fund Managers Jump Into ESG Niche With Potential to Grow 2,000%

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