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Folge der Coronakrise: Weniger Fusionen bei Volksbanken

Das Fusionstempo dürfte bald wieder anziehen, so die Prognose. Wie groß der Druck ist, zeigen auch überraschende wie intern umstrittene Gedankenspiele.

Die Corona-Pandemie ist nicht gerade die optimale Zeit für eine Hochzeit. Sie habe kürzlich gelesen, es sei schwierig, in der virtuellen Zeit Partnerschaften zu schließen, erklärte die Chefin der Frankfurter Volksbank, Eva Wunsch-Weber, als das Geldhaus vergangene Woche seine Zahlen für das Corona-Jahr vorlegte. „Das gilt auch für Banken“, sagte Wunsch-Weber.

Die Bankchefin muss es wissen. Kaum eine Genossenschaftsbank zählt so viele Zusammenschlüsse wie die Frankfurter Volksbank, bei der meist kleinere Nachbarinstitute unterschlüpften. Die zweitgrößte deutsche Volksbank kommt seit dem Jahr 2000 auf 13 Fusionen.

Doch die Pandemie hat das Fusionstempo bei Genossenschaftsbanken merklich gedrosselt. Der Beratungsfirma Zeb zufolge sank die Zahl der Genossenschaftsbanken von Januar bis Ende November 2020 nur um 27. In den drei Jahren zuvor hatte der Rückgang zwischen 34 und 57 gelegen – es gab also teils doppelt so viele Fusionen.

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Ende 2019 zählte der Branchenverband BVR noch 841 Kreditinstitute. Der BVR erklärte, er habe für das vergangene Jahr 40 Fusionen prognostiziert. Eine geringere Anzahl an Fusionen könne womöglich darauf zurückzuführen sein, dass man aufgrund der Pandemiebeschränkungen die Mitglieder nicht optimal in diesen Diskussionsprozess einbinden konnte. Die Mitglieder sind die Eigentümer der Genossenschaftsbanken und bestimmen über mögliche Fusionen.

Bei den Sparkassen gab es 2020 lediglich drei Zusammenschlüsse. Vier weitere wurden per 1. Januar 2021 umgesetzt, sodass es nun noch 372 Sparkassen gibt. Zum Vergleich: Im Jahr 2017 sank die Zahl der Sparkassen um 17, so Zeb.

Der Sparkassenverband DSGV geht hingegen davon aus, dass die Coronakrise mögliche Zusammenschlüsse nicht gebremst habe: „Keine der uns bekannt gewordenen Überlegungen zu Zusammenschlüssen ist wegen der Corona-Pandemie abgesagt worden.“

Fusionsdruck bleibt weiter hoch

Die Zahl der Volks- und Raiffeisenbanken und der Sparkassen ist in den vergangenen Jahren bereits kräftig gesunken. So gab es vor 20 Jahren noch fast 1800 Genossenschaftsbanken und 560 Sparkassen. Sie leiden besonders unter den Niedrigzinsen, die Überschüsse sinken. Fusionen gelten als ein möglicher Ausweg.

Zeb-Partner Heinz-Gerd Stickling rechnet daher künftig wieder mit mehr Zusammenschlüssen. „Wir erwarten, dass es in den nächsten Jahren zu einer deutlichen Beschleunigung kommt, aber nicht zu einer außergewöhnlich großen Fusionswelle.“ Er verweist darauf, dass der Ergebnisdruck auch für die Regionalbanken zunehmen werde.

Wie sehr der Druck steigt, zeigt sich auch daran, dass in der genossenschaftlichen Finanzgruppe sogar äußerst überraschende und intern umstrittene Konstellationen durchgespielt werden – selbst unter großen Geldhäusern. So soll im vergangenen Jahr eine Fusion zwischen der Berliner Volksbank und der Sparda-Bank Berlin zumindest ausgelotet worden sein, wie mehrere mit dem Sachverhalt vertraute Personen dem Handelsblatt sagten. Die beiden Banken kämen gemeinsam auf eine Bilanzsumme von 22 Milliarden Euro – es wäre bundesweit die drittgrößte Genossenschaftsbank nach dem Spitzeninstitut DZ Bank und der Apotheker- und Ärztebank.

Ökonomisch hätte diese Variante Sinn ergeben, argumentieren Befürworter dieser Idee: Sparda-Banken sind praktisch nur im Privatkundengeschäft aktiv, sammeln Einlagen ein und vergeben Baufinanzierungskredite. Durch einen Zusammenschluss mit einer Volksbank hätten diese Einlagen für Unternehmenskredite verwendet werden können – ein Geschäftsfeld, in dem Sparda-Banken nicht aktiv sind. „Das Projekt stieß aber bei der Volksbank Berlin auf einige Vorbehalte“, sagte ein Insider dem Handelsblatt.

Wirtschaftlich gilt die Volksbank als der stärkere Partner. Allerdings hat sie weniger Mitglieder als die Sparda-Bank, nach einer Fusion hätten damit die Sparda-Mitglieder die Mehrheit in einem gemeinsamen Institut gehabt. Bei den Genossenschaftsbanken gilt das Prinzip „ein Mitglied, eine Stimme“, egal, wie viele Anteile das Mitglied hält.

In jüngerer Zeit war in Berlin allerdings nichts mehr von Fusionsfantasien zu hören. Der Chef der Sparda-Bank Berlin, Frank Kohler, erklärte auf Handelsblatt-Anfrage jedenfalls: „Wir sprechen aktuell nicht.“ Kohler zeigt sich „mit Blick auf Fusionen offen dafür, strategische und wirtschaftliche Optionen zu prüfen“, er habe hierbei keine Scheuklappen. „Meiner Ansicht nach sollte es innerhalb der genossenschaftlichen Finanzgruppe auch keine ideologischen Schranken geben“, sagte Kohler.

Die Berliner Volksbank dementierte hingegen, ein Zusammengehen ausgelotet zu haben. Man habe keine Fusions- beziehungsweise Sondierungsgespräche geführt, heißt es. „Richtig ist aber, dass zwischen den Banken, insbesondere innerhalb der genossenschaftlichen Finanzgruppe, Informationsgespräche zur regionalen Entwicklung, Erfahrungsaustausche über eine Optimierung der Kundenbeziehungen, und auch der gesamtwirtschaftlichen Situation insbesondere zu der nunmehr bereits langwierigen Corona-Pandemie stattfinden.“

Fusion würde Sparda-Gruppe insgesamt schwächen

Ein Zusammenschluss zwischen einer Sparda-Bank und einer Volksbank wäre höchst ungewöhnlich. Denn eigentlich gehen nur Volks- und Raiffeisenbanken auf der einen Seite und Sparda-Banken auf der anderen Seite zusammen. Die Sparda-Banken gehören zwar ebenfalls zur genossenschaftlichen Finanzgruppe, bilden aber eine eigene Fraktion mit einem extra Verband.

Sollte eine Sparda-Bank mit einer Volksbank zusammengehen und den Verband verlassen, würde das die Sparda-Gruppe insgesamt schwächen. Das gilt umso mehr, weil vier von elf Sparda-Banken auch bei der IT ausgeschert und zum IT-Dienstleister der Volks- und Raiffeisenbanken gewechselt sind. Auch das hat zwischen Sparda-Banken bereits für Streit gesorgt.
Mehr: Warum deutsche Banken um Fusionen nicht herumkommen werden.