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Flugbegleiter packen aus: So schlimm ist es bei Ryanair wirklich

Wie schlimm die Arbeitsbedingungen beim Billigfluganbieter Ryanair sind, berichten zwei Flugbegleiter gegenüber der “Berliner Zeitung”. (Bild: AP)
Wie schlimm die Arbeitsbedingungen beim Billigfluganbieter Ryanair sind, berichten zwei Flugbegleiter gegenüber der “Berliner Zeitung”. (Bild: AP)

In der „Berliner Zeitung“ berichten zwei Flugbegleiter von ihren Erfahrungen beim Billiganbieter Ryanair. Deutsche Gewerkschaften bestätigen diese schaurigen Berichte.

Schon länger steht der Billiganbieter Ryanair wegen seiner prekären Arbeitsbedingungen in der Kritik. Die Airline lässt sich unter anderem einen Teil der Piloten von Personaldienstleistern vermitteln. Denen wird vorgeworfen, Steuern zu hinterziehen. Experten wie der Vorstandsvorsitzende der Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo sprechen von den „prekärsten Arbeitsbedingungen in ganz Europa.“

Einen ganz persönlichen Einblick in die Arbeitswelt der irischen Billigfluggesellschaft gewährten nun zwei Flugbegleiter der „Berliner Zeitung“. Sie berichten von skandalösen Verhältnissen: „Sie wollen, dass du immer Angst hast, deine Arbeit zu verlieren“, so der Flugbegleiter, der lieber anonym bleiben möchte, gegenüber der Zeitung. Weil die meisten Mitarbeiter nach zwei bis drei Jahren wüssten, wie es bei Ryanair laufe, sei es dem Unternehmen lieber, wenn sie es dann verlassen würden: „Sie wollen dich frisch und motiviert.“ Das sei ein Grund, warum die Fluggesellschaft am liebsten Menschen unter 25 Jahren ohne Arbeitserfahrung einstelle.

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Weshalb viele Mitarbeiter auch krank bei der Arbeit erscheinen

Neue Verträge sind bei Ryanair nur noch über Leiharbeitsfirmen wie Crewlink oder Workforce möglich. Beide Flugbegleiter bestätigen die Niedriglohn-Taktik der Agenturen: In Italien lag das Gehalt demnach bei rund 1400 Euro netto pro Monat, in Deutschland bei 1200 Euro. Besonders prekär: Leiharbeiter bekommen bei krankheitsbedingten Ausfällen kein Geld. „Und so kam es vor, dass Kollegen krank zur Arbeit kamen“. Auch die Arbeiten außerhalb der Flugzeit – wie beispielsweise die Reinigung des Flugzeugs – werden den Erfahrungsberichten zufolge nicht vergütet.

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Vorgesetzte üben auf die Flugbegleiter außerdem einen hohen Druck aus, wenn es um die Verkäufe an Bord geht. Wie die zwei Männer gegenüber der „Berliner Zeitung“ berichten, wird für jeden Flug ein Umsatzziel beziffert, das aber meistens unrealistisch sei. „Wenn man zwischen Schönefeld und Köln, wo man eine halbe Stunde in der Luft ist, 30 Euro Umsatz erreichte, konnte man glücklich sein.“ Doch meistens lägen die Ziele wesentlich höher, im konkreten Beispiel bei 100 Euro. Wer dies nicht erreicht, muss mindestens mit frechen Tipps der Vorgesetzten rechnen. So wurde einer der Flugbegleiter nach einem umsatzschwachen Flug am Morgen gefragt, warum er denn das Licht nicht heller und mit den Trolleys keinen Lärm gemacht habe.

Die Liste der Vorwürfe gegen die Iren ist noch länger: So würden Mitarbeiter, die negativ auffallen, zu einer Strafreise nach Dublin geschickt. Die Anreise dauert lange, die Zeit bekommen sie natürlich nicht vergütet. Außerdem sei es gang und gäbe, dass von den zugesprochenen 29 Urlaubstagen an wesentlich weniger Tagen tatsächlich freigenommen werden dürfe.

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Während Ryanair-Sprecher Robin Kiely einen Großteil der Vorwürfe gegenüber der „Berliner Zeitung“ abstreitet, bestätigen Verdi und die Unabhängige Flugbegleiter Organisation die Schilderungen: Es herrsche eine Angstkultur, in der es viele Druckmittel gebe.

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