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Flug EW 1007 darf nicht pünktlich sein

„Sehr geehrter Herr Dr. Spohr, so viel Höflichkeit sollte sein, denn gerade Sie als Lufthansa-Chef wissen um die Bedeutung eines respektvollen Umgangs miteinander. Dass ich Ihnen überhaupt schreibe, hat mit einem schlichten Umstand zu tun: Ich möchte Ihnen gratulieren für die geradezu seherische Kraft, mit der Sie Ihren Mutterkonzern um- und Ihre Tochter-Fluggesellschaften zugleich aufgebaut haben.

Vielleicht hat es Ihnen die Finanzbranche vorgemacht, die in der Krise alle Risiken und Altlasten in sogenannte „Bad Banks“ ausgliederte. Aber Sie erst haben die Idee vom Kopf auf die Beine gestellt... Sie quasi fliegen lassen, haha! Ihre neuen Billig-Ableger Germanwings und Eurowings sind nahezu perfekt aufeinander abgestimmte Bad Banks des Flugverkehrs. Nirgendwo wird mittlerweile derart professionell gebündelt, was an Kundenärger, Verspätungen, Service-Dramen und Mitarbeiter-Apathie überhaupt denkbar ist.

Ich zum Beispiel sitze gerade auf dem Flughafen Berlin-Tegel und hatte kurzzeitig befürchtet, Flug EW 1007 könnte wider Erwarten pünktlich sein. Aber Sie Fuchs haben es wieder hingekriegt: Eine halbe Stunde Verspätung wird gerade angezeigt. Da hat Ihr Flottenmanagement in letzter Minute ganze Arbeit geleistet.

Ich traue mir zu, das beurteilen zu können, denn als beruflicher Vielflieger gehöre ich sicher zu Ihrer Kernzielgruppe. Mit Details will ich Sie nicht langweilen, aber Sie haben es mit Leidenschaft und großer Konsequenz geschafft, dass ich mich bei German- wie Eurowings mittlerweile als -Passagier zweiter, ach was: letzter Klasse fühle. Nicht erst, wenn ich vom Bodenpersonal in Ihren Lounges mitleidige Blicke ernte.

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Sie haben diese fliegende Bad Bank mit solcher Liebe fürs Detail erschaffen, dass man sich mittlerweile auf einen Flug mit der Muttergesellschaft Lufthansa (LH) freut. Ich selbst durfte dieses Privileg schon lange nicht mehr genießen. Der Laie versteht ja nicht mal, ob er gerade in einer Maschine von Germanwings oder Eurowings sitzt und warum. Aber es wäre bedauerlich, wenn wirklich stimmte, was Geschäftspartner und Kollegen mir jüngst zu berichten wussten: dass auch die LH allmählich verlottert.

Lassen Sie jetzt nicht nach, Herr Dr. Spohr! Setzen Sie Ihren Kurs konsequent fort! Nichts wäre riskanter, als wenn die so erfolgreich getrennt etablierten Marken wieder verwässern würden. EW 1007 hat übrigens mittlerweile 45 Minuten Verspätung. Lustige Entschuldigungen inklusive: Zu spät aus Wien raus+++Abflugs-Slot lässt auf sich warten+++Zu viel Traffic über Düsseldorf.

Auch was die Kreativität der Ausreden angeht, haben Ihre Crews längst Zeichen gesetzt. Ja, Sie haben es wieder geschafft, Sie Tausendsassa und Teufelskerl. Danke! Ihr Herr K.“

Natürlich schickt er diesen Brief nicht ab. Er wird auf ewig ungelesen bleiben. Bringt ja eh nix. Und Herr K. hätte auch Sorge, missverstanden zu werden.

Als Herr K. Abitur machte, waren Computer noch etwas für die komischen Typen aus der Informatik AG. Damals kriegten die kein Mädchen ab, heute kontrollieren sie Hidden Champions im Bereich Business Solutions mit Standorten auf drei Kontinenten. Es gab noch keine Smartphones, kein , keine Generation Y, nur Kassettenrecorder, Wählscheibentelefone und sogar die DDR. Patchwork war allenfalls Omas Auslegeware. Herr K. ist - beruflich wie privat - bisweilen irritiert von dieser sich rasant verändernden Welt, will sich aber nichts anmerken lassen. Er ist jetzt in einem Alter, in dem es um letzte Fragen geht: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Und wie viel Bonusmeilen gibt's auf dem Weg dorthin? Diese Kolumne will künftig die Antworten liefern. Anregungen für Herrn K. bitte an: oder folgen Sie Herrn K. auf Twitter: