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Fluch der Flughäfen: Handtaschenhersteller Picard muss unter den Schutzschirm

Das hessische Unternehmen verkauft vor allem in Kaufhäusern und an Airports. Nun stellt die Coronakrise den Inhaber Georg Picard vor Herausforderungen.

Es ist ein bitterer Moment. Knapp 100 Jahre nach der Gründung muss sich der Handtaschenhersteller Picard unter ein vorläufiges Schutzschirmverfahren begeben. „Seit Monaten wird bei uns so gut wie keine Ware mehr bestellt“, sagte Georg Picard, geschäftsführender Gesellschafter, dem Handelsblatt. „Das Einzige, was derzeit noch geht, ist der eigene Onlineshop.“

Das Familienunternehmen aus dem Städtchen Obertshausen, südwestlich von Frankfurt, bekommt vor allem zu spüren, dass der Topkunde Galeria Karstadt Kaufhof monatelang seine Filialen geschlossen hatte und selbst sein Geschäft unter einem Schutzschirmverfahren führt. Aber auch die Umsatz- und Zahlungsverluste ausländischer Kunden haben Picard in Bedrängnis gebracht.

Georg Picard gehört zur vierten Generation der Gründerfamilie, deren Vorfahren nach dem Dreißigjährigen Krieg aus der Wallonie im heutigen Belgien nach Hessen übersiedelten. Der 48-jährige Betriebswirt kam 1998 in die Familienfirma. Zuvor hatte er bei einer Unternehmensberatung in den USA gearbeitet.

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Picard fertigt den Großteil der Ledertaschen in eigenen Werken in der Ukraine, in Tunesien und Bangladesch. Am Firmensitz in Obersthausen wird noch eine kleine Ledermanufaktur betrieben. Verkauft werden die Taschen über mehr als 1200 Handelspartner und über 13 eigene Läden vor allem an den deutschen Flughäfen.

Dort war die Besucherfrequenz in den vergangenen Wochen allerdings fast bei null. Etwa ein Viertel der Verkäufe erzielt Picard bisher im Ausland, den Großteil in Europa, aber auch in Indonesien, China, Singapur und Russland.

Taschenhersteller haben es wegen der Coronakrise besonders schwer. „Die Unternehmen stehen von drei Seiten unter Druck“, sagt Axel Augustin, Geschäftsführer des Handelsverbands Lederwaren in Köln. „Das Geschäft mit Reisegepäck ist weggebrochen, ebenso wie der Business-Bereich, weil die meisten Menschen in Homeoffice arbeiten.“ Gleiches gelte für das Modegeschäft, da die Modehändler wochenlang geschlossen waren.

Aber auch ohne Corona-Pandemie mussten viele Unternehmen aus der Branche in der Vergangenheit kämpfen. So rutschte die deutsche Handtaschen-Ikone Bree im vergangenen Jahr in die Insolvenz. Das ehemalige Familienunternehmen gehört jetzt zum portugiesischen Autositzhersteller Corindu. Besser geht es Mittelständlern wie Etienne Aigner, die zu finanzstarken Firmengruppen von Evi Brandl gehört, die auch die Metzgereikette Vinzenz Murr betreibt.

Georg Picard hat drei Monate Zeit, einen Sanierungsplan aufzustellen. Wie der aussehen wird, ist zwar noch offen. Aber klar ist: „Wir müssen uns von Mitarbeitern trennen“, sagt der Unternehmer, der etwa 200 Menschen in Deutschland und insgesamt 2 000 weltweit beschäftigt. Denn er geht davon aus, dass er auch im nächsten halben Jahr nicht mehr 100 Prozent seines Vor-Corona-Umsatzes erreichen wird. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2018/19 erzielte er einen Umsatz von 27 Millionen Euro.

Picard würde sich einen strategischen Investor wünschen, um das Unternehmen finanziell und inhaltlich neu auszurichten. Doch in der Coronakrise sind viele Firmen auf der Suche nach solchen Investoren.

Verkauf von Immobilien

Der Unternehmer forscht deshalb nach allen Möglichkeiten, der Firma liqude Mittel zu erschließen. Dazu gehören auch Immobilien, die er verwerten könnte. Zumindest das Onlinegeschäft zieht wieder an. „Auch Plattformen wie Zalando bestellen wieder bei uns“, beobachtet Picard. Der Digitalbereich machte bislang rund 15 Prozent vom Gesamtumsatz aus.

Vor allem ist er davon überzeugt, dass seine Marke attraktiv bei Investoren ist. „Wir haben eine wichtige Taschenmarke im gehobenen mittleren Preissegment“, erklärt er. Und er ist niemand, der vorzeitig aufgibt. „Unser Unternehmen hat schon schwierige Zeiten überstanden. Ich habe deshalb die Hoffnung, dass wir auch dieses Mal die Kurve kriegen können.