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Warum Flüssigerdgas aus den USA wichtig für Europa wird – selbst ohne Trump

Etwas zu versprechen, was ohnehin unabwendbar ist: Mit dieser Taktik hat sich EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker zum Gewinner im Handelsstreit mit US-Präsident Donald Trump gemacht. Neben versprochenen Importen von Sojabohnen hat Juncker angekündigt, dass auch mehr Flüssigerdgas (LNG) aus den USA nach Europa geliefert werden soll. Ein Versprechen, das sich schon längst selbst erfüllt.

So rechnet der deutsche Energiekonzern Uniper mit Wachstum bei den Flüssigerdgas-Einfuhren aus den Staaten. „Die USA werden in absehbarer Zeit voraussichtlich der größte Gasproduzent und -exporteur sein“, so eine Sprecherin des Konzerns. Auch wenn der Atlantik zwischen Produktions- und Absatzmarkt liegt, seien die Transportwege im Vergleich zu anderen Lieferanten kurz, und daher komme „dem US-LNG in Europa zukünftig eine besondere Bedeutung zu“. Einen 20-jährigen Liefervertrag über US-Flüssigerdgas hat das Unternehmen bereits abgeschlossen.

Steigende Importe prognostiziert

Während die Nachfrage nach Gas in Europa steigt, geht die heimische Produktion stetig zurück. Die Internationale Energieagentur (IEA) prognostiziert für LNG einen Importanstieg um 20 Prozent bis 2040. Flüssigerdgas gilt vor allem in der Schifffahrt als Treibstoff der Zukunft und als Alternative zu Schweröl und Diesel. AIDA etwa hat als erste Kreuzfahrtreederei derzeit Schiffe im Bau, die nur mit Flüssigerdgas betankt werden. Auch die französische Reederei CMA CGM hat bereits Frachtschiffe mit einem solchen Antrieb bestellt.

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Auch im Verkehrssektor hat LNG Chancen. Denn Erdgasfahrzeuge verursachen bis zu 25 Prozent weniger Kohlendioxid als Benziner. Feinstaub und Stickoxidemissionen werden fast vollständig vermieden.

Die USA produzieren dank des Schiefergasbooms „Liquefied Natural Gas“ in großen Mengen. Realität wurde der Traum vom Gasexport durch die Fracking-Technologie, bei der unter hohem Druck Wasser und Chemikalien in tiefe Gesteinsschichten gepresst werden. Das so geförderte Schiefergas gibt es in Nordamerika in großer Menge und wird die Amerikaner in den nächsten Jahren zu einem der größten Erdgasexporteure weltweit machen.

Die amerikanische Energieagentur geht davon aus, dass allein die LNG-Exporte aus den USA bis 2025 um mehr als 340.000 Kubikmeter pro Tag steigen werden. Und der Boom kommt für die Vereinigten Staaten genau richtig.

In Zeiten, in denen Alternativen zum klimaschädlichen Schweröl immer wichtiger werden, wird der Energiequelle Gas in den kommenden Jahrzehnten besonders großes Gewicht zugemessen. In seinem aktuellen Energy-Outlook geht der britische Ölkonzern BP davon aus, dass Gas in den nächsten zwanzig Jahren nach den Erneuerbaren die am schnellsten wachsende Energiequelle ist. Und das liegt vor allem an LNG.

Gas kommt heute aus Russland, Norwegen und den Niederlanden

Im Jahr 2016 erreichte die weltweite Nachfrage nach LNG 265 Millionen Tonnen (MT). Der niederländisch-britische Ölriese Shell geht davon aus, dass die Nachfrage bis 2030 bis zu fünf Prozent jährlich wächst - und damit doppelt so schnell wie der Bedarf nach Erdgas. Die USA werden dabei eine besonders große Rolle spielen. Die ersten Tanker mit verflüssigtem Erdgas aus den USA liefen schon im vergangen Jahr in europäischen Häfen ein. So haben laut Recherchen der Nachrichtenagentur Bloomberg bereits 41 Schiffsladungen LNG ihren Weg nach Europa gefunden. Das seien immerhin zehn Prozent aller US-Flüssigerdgas-Exporte.

Heute bezieht Deutschland sein Gas größtenteils über Pipelines aus Russland, Norwegen und den Niederlanden. Das liegt maßgeblich daran, dass es billiger ist. Während Pipeline-Gas laut Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) in Deutschland im April 1,8 Cent pro Kilowattstunde (kWh) kostete, wurden im selben Monat in Großbritannien 2,2 Cent pro kWh LNG fällig.

Trotzdem stiegen die europäischen Flüssigerdgas-Importe laut der Gruppe der Internationalen LNG-Importeure (GIIGNL) im vergangenen Jahr um 7,5 Millionen Tonnen, und damit um fast 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt importierte Europa so 46 Millionen Tonnen, bevorzugt aus Ländern wie Katar, Algerien und Nigeria. LNG aus den USA lag mit knapp vier Prozent auf Platz vier – Tendenz steigend.

Mehr potenzielle Gas-Lieferanten

Das Flüssigerdgas hat außer seiner mutmaßlich besseren Klimabilanz noch andere Vorteile. Durch den Einsatz von LNG wächst die Anzahl möglicher Gaslieferanten. So hofft sich die EU zukünftig auch unabhängiger vom jetzigen Hauptgasimporteur Russland zu machen, um eine bessere Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Weil der Transport von Erdgas in seiner flüssigen Form auch per Schiff möglich ist, müssen zwischen Lieferant und Empfänger keine kilometerlangen Pipelines liegen.

Erdgas wird auf minus 162 Grad Celsius heruntergekühlt, sodass es flüssig wird und nur noch ein Sechshundertstel seines ursprünglichen Volumens hat. So kann es in großen Mengen auch über weite Strecken transportiert werden. In den LNG-Terminals wird das flüssige Erdgas nach dem Transport dann wieder in seinen Urzustand versetzt und über das bestehende Pipeline-System verteilt.

Der Ausbau der LNG-Terminals wird von den EU-Staaten deswegen auch ohne Trump bereits massiv vorangetrieben. Mit Milliardenhilfen aus Brüssel entstehen nicht nur Pipelines, sondern auch zahlreiche Hafenanlagen für den Import von LNG. Aktuell gibt es in den EU-Staaten schon 32 Terminals, die größten Importeure sind Spanien, Großbritannien und Frankreich. Weitere 24 Terminals sind in Planung, auch in Deutschland laufen die Verhandlungen für einen eigenen LNG-Port.

EnBW: „LNG aus USA für uns nicht wettbewerbsfähig“

Natürlich, so betonte Juncker nach seinem Treffen mit dem US-Präsidenten, nehmen die Europäer das US-Flüssigerdgas nur ab, „wenn die Konditionen stimmen und die Preise wettbewerbsfähig sind“. Das sind sie nach Meinung des Finanzchefs des Energiekonzerns EnBW aber noch nicht. „LNG ist immer eine Preisfrage. Und aktuell sind die LNG-Lieferungen aus den USA im Vergleich zu anderen Gasquellen für uns nicht wettbewerbsfähig“, sagte Thomas Kusterer, am Donnerstag in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Die LNG-Lieferungen aus den USA seien einfach zu teuer. Daher beziehe EnBW auch keine. Der Konzern schaue sich den Markt aber laufend an. Wenn die Preise passen würden, würde EnBW auch LNG aus den USA kaufen.