Werbung
Deutsche Märkte öffnen in 1 Stunde 7 Minute
  • Nikkei 225

    37.174,03
    -905,67 (-2,38%)
     
  • Dow Jones 30

    37.775,38
    +22,07 (+0,06%)
     
  • Bitcoin EUR

    58.599,00
    +852,69 (+1,48%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.278,83
    +393,29 (+42,84%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.601,50
    -81,87 (-0,52%)
     
  • S&P 500

    5.011,12
    -11,09 (-0,22%)
     

Firmen schütten Dividenden in Rekordhöhe aus

Mit mehr als 57 Milliarden Euro schütten deutsche Firmen so viel Dividende aus wie noch nie. Doch das dürfte erst einmal der letzte Rekord gewesen sein.

Die Dividendensaison 2019 ist ein voller Erfolg: In Zeiten von Negativzinsen bei Anleihen markiert der laufende Dividendenjahrgang einen neuen Rekord. „Über 57 Milliarden Euro werden deutsche Aktiengesellschaften an ihre Anteilseigner ausschütten“, betont Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW). Damit wird die Bestmarke aus dem vergangenen Jahr noch einmal um 6,6 Prozent übertroffen. Das geht aus der Dividendenstudie hervor, die die DSW in Kooperation mit der FOM Hochschule und der Researchplattform Dividendenadel erstellt hat.

Im Deutschen Aktienindex Dax, dem Index für mittelgroße Unternehmen MDax und dem Kleinwerteindex SDax wurde in den vergangenen fünf Jahren eine durchschnittliche Dividendenrendite von 2,9 Prozent erzielt. Das ist mehr als doppelt so viel Ertrag, wie ihn Anleihen erwirtschafteten. Michael Bissinger, Analyst der DZ Bank, geht weiterhin davon aus, dass „Dividendentitel in einem Umfeld mit geringen Anleiherenditen sowie erhöhtem Sicherheitsbewusstsein eine solide Rendite erwirtschaften“.

Die höchste Rendite wird laut der Studie die Allianz bezahlen. Der Versicherungskonzern schüttet nach der Hauptversammlung am 8. Mai 12,5 Prozent mehr als im Vorjahr aus. Insgesamt geht es um 3,8 Milliarden Euro. Anleger von Daimler bekommen immerhin insgesamt 3,5 Milliarden Euro an Dividende überwiesen, sobald dies auf dem Aktionärstreffen am 22. Mai beschlossen wurde, und landen damit auf Platz zwei. Allerdings müssen sie sich mit elf Prozent weniger als im Vorjahr zufriedengeben. Auf Platz drei steht die Deutsche Telekom, die gut 3,3 Milliarden Euro ausschütten wird. Das entspricht einem Plus von 7,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr, sofern die Aktionäre den Vorschlag des Vorstands am 9. Mai absegnen.

Wie in diesen drei Fällen wird das Gros der Ausschüttungen erst dann an die Aktionäre gehen, wenn die Hauptversammlungen endgültig ihr Placet gegeben haben. Das erfolgt in den Monaten April und Mai, betonen Uwe Burkert, Leiter des Bereichs Research bei der LBBW, und Analyst Frank Klumpp. Den Höhepunkt erreiche die Dividendensaison im Mai. „Dann dürften die Dax-Titel fast 29 Milliarden Euro an die Anleger auskehren“, sagten die beiden Experten.

WERBUNG

Zum in der Studie ausgerufenen Dividendenadel (siehe Grafik) gehört Fresenius. Als einziges Unternehmen in Deutschland bekommt der Konzern den Titel „Dividenden-Aristokrat“. Das ist ein in den USA für Firmen üblicher Titel, die ihre Ausschüttung mindestens 25 Jahre in Folge angehoben haben. Die Hürde von mindestens zehn Erhöhungen überspringen in Deutschland insgesamt lediglich zwölf Unternehmen.

Aussichten trüben sich ein

Im Geschäftsjahr 2018 analysiert Marc Tüngler von der DSW positive Rahmenbedingungen, die sich in den Dividendenausschüttungen niedergeschlagen hätten. Dazu zählt er den moderaten Dollar-Kurs, der der exportorientierten deutschen Wirtschaft half. Außerdem nennt er den Rohölpreis, der klar unter den Höchstpreisen 2011 bis 2013 lag. Hinzu gekommen seien niedrige Zinsen und ein geringer Inflationsdruck. Auf der anderen Seite prägten die politischen Unsicherheiten das Jahr. Da seien zum Beispiel der schwankende Riese China, die permanente Brexit-Angst, der drohende Handelskrieg mit den USA oder der Regierungswechsel in Italien.

Trotz des jüngsten Rekords ist Tüngler nicht mit der Entwicklung der durchschnittlichen Ausschüttungsquote zufrieden. Die in Dax, MDax und SDax notierten Aktiengesellschaften gäben durchschnittlich gerade einmal 40 Prozent ihres Gewinns an ihre Eigentümer weiter, sagt er. Im Vorjahr seien es noch 42 Prozent gewesen. „Offenbar bauen die Unternehmen mit Sicht auf schlechtere Zeiten jetzt lieber ein Finanzpolster auf, statt ihre Aktionäre angemessen am Gewinn zu beteiligen“, konstatiert der Geschäftsführer. Die DSW fordert von den Gesellschaften eine Ausschüttungsquote von 50 Prozent.

Doch sieht es nicht so aus, als würde sich die Quote kurzfristig verbessern. Das Jahr 2019 war wohl das vorerst letzte mit rekordhohen Dividenden. Der Grund: Die Konjunktur läuft nicht mehr rund, analysiert Mathieu Meyer, Mitglied der Geschäftsführung beim Berater EY. Zudem sähen sich die Unternehmen zunehmenden wirtschaftlichen und politischen Risiken ausgesetzt, die auch die Geschäftsentwicklung belasteten. „So sank der operative Gewinn der Dax-Konzerne im vierten Quartal des vergangenen Jahres um fast ein Drittel“, betont der Experte.

Immer mehr Dax-Firmen kündigten daher harte Sparprogramme an, ergänzt Meyer. Sollte der Druck auf die Gewinne in diesem Jahr anhalten, würden früher oder später auch die Dividendenausschüttungen überprüft. Denn nicht nur Gewinne gehen zurück. Es steigen gleichzeitig die Investitionen. Die Digitalisierung, der Umbau der Geschäftsmodelle und neue technologische Entwicklungen wie der Trend zur Elektromobilität erforderten enorm hohe Anschaffungen, die finanziert werden müssten, erklärt Meyer.

Dabei können Aktienanleger einen möglichen Rückgang von Dividendenzahlungen eher verschmerzen als Anleihegläubiger. Denn nach der Analyse von DZ-Banker Bissinger ist „die Qualität der Dividendenaktien in den letzten Jahren in Deutschland kontinuierlich angestiegen“. Mit anderen Worten: Die Geschäftsmodelle haben an Stabilität gewonnen, die Gewinnerwartungen sind vielfach nachhaltiger geworden.

„Unternehmen, die verlässlich Dividenden zahlen, haben in den vergangenen eineinhalb Jahrzehnten an der Börse überdurchschnittlich gut abgeschnitten“, bestätigt Christian Röhl, Kapitalmarktstratege der Analyseplattform Dividen- denadel. Doch auch Dividendenperlen seien zuallererst Aktien – und bergen deshalb ungleich höhere Risiken für Preisrückschläge als Anleihen, warnt er. Zudem seien Rendite-Ranglisten ohnehin kein guter Wegweiser für Aktieninvestments. Die zehn Index-Aktien, für die vor einem Jahr die höchsten Dividendenrenditen erwartet wurden, hätten schlechter abgeschnitten als der Markt und teilweise auch ihre Ausschüttung kräftig gesenkt. Als Beispiele nennt Röhl etwa die Unternehmen Daimler, Aareal Bank und Pro Sieben Sat 1.

Die DZ Bank hat trotzdem Dividendenfavoriten für das laufende Jahr ausgesucht. Allerdings wurden zusätzlich zur Dividendenrendite sowohl die Nachhaltigkeit der Ausschüttung als auch weitere Fundamentaldaten wie die Eigenkapitalquote sowie Bewertungskennzahlen wie die Nettoverschuldung berücksichtigt. Der Sinn der Sache: den Erfolg steigern und das Risiko reduzieren. Es soll nicht zu Reinfällen wie bei den Ranglisten kommen, die sich nur an der Dividende orientieren.

Die ausgewählten Favoriten der DZ Bank sind der Finanzdienstleister Deutsche Euroshop, der Versicherer Allianz und Chemieriese BASF auf den ersten drei Plätzen. Auch wenn die Rekordzeiten bei Dividenden nach den Ausschüttungen in diesem Jahr vorbei sein dürften: An guten, sicheren Aktien führt auch im laufenden Jahr für Anleger angesichts von Negativzinsen kaum ein Weg vorbei.